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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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interessiert? Mein kleiner Detektiv im Ohr flüstert mir gerade zu, daß du sehr verdächtig reagierst.« Spielerisch biß sie ihm ins Ohrläppchen.
    Frederick nestelte mit gesenktem Blick an ihrem Ausschnitt.
    »Ach, ein Bekannter von mir hat mal für die gearbeitet«, sagte er leichthin, und in seinem Tonfall lag jetzt keinerlei Erregung mehr. »Außerdem«, er zog sie an sich, »interessiert mich eben alles, was mit dir zu tun hat.«
    Mühelos hob er sie hoch und setzte sie auf den Schreibtisch. Sein Verlangen, sie ständig zu berühren, war groß. Mit einem Lächeln in den Mundwinkeln blickte er ihr in die Augen. »Zum Beispiel möchte ich brennend gern wissen, wann du zum letzten Mal so verliebt gewesen bist?«
    »Ach, es soll schon mal vorgekommen sein.« Mandy löste sich aus seiner Umarmung und sprang vom Schreibtisch. »Aber ich würde dich gern wiedersehen. Zum Beispiel heute abend, nach der Arbeit.« Mit einem verheißungsvollen Lächeln schob sie ihn zur Tür.
    »Ich nehm dich beim Wort – und nicht nur da«, sagte er, bevor er die Tür hinter sich ins Schloß zog.
    Das Geplänkel mit Frederick hatte den Gedanken an Ruttlich für einen Moment verscheucht. Jetzt fiel ihr Blick auf die Rose, und sie wählte Ruttlichs Nummer.
    »Was zagst du, Herz, in solchen Tagen, wo selbst die Dornen Rosen tragen?« Unvermittelt sprach sie die Zeilen Uhlands in den Hörer, als Ruttlich sich meldete.
    »Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da«, konterte Ruttlich mit Goethe und lachte zynisch. »Okay, Sie haben den Test bestanden. Sie müssen wirklich Detektivin sein.«
    »Was soll das denn heißen? Engagieren Sie nur Frauen mit abgeschlossenem Germanistikstudium?«
    »Nein, aber Frauen mit scharfem Verstand.«
    »Finden Sie diese Aktion wirklich lustig?« fuhr Mandy ihn an. »Und wenn Sie mir schon Ihre Aufwartung machen wollten, warum dann anonym? Was sollte das Ganze?«
    »Ich wollte Sie trösten. Sie erinnern mich an jemanden.« Seine Stimme verfiel wieder in jenen merkwürdigen Singsang, der Mandy schon bei ihrem ersten Zusammentreffen einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. »Jeder von uns braucht Trost in diesen schweren Tagen.«
    »Herr Ruttlich, ich weiß, daß Sie Schreckliches erlebt haben. Aber ich weiß nicht, was Sie veranlaßt zu denken, ich bräuchte Ihren Trost.«
    »Natürlich brauchen Sie ihn. Ich habe in Ihren Augen einen sehr verlorenen Ausdruck bemerkt.«
    »Dann haben Sie sich eben getäuscht. Vielleicht brauchen Sie ja eine Brille.«
    »Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«
    »Ich bewundere Ihre literarische Bildung, Herr Ruttlich, trotzdem möchte ich Sie bitten, in Zukunft von solchen Annäherungen Abstand zu nehmen.«
    »Bürgerliches Gesetzbuch, Paragraph 15, Kapitel 5, Absatz 2 a.« Wieder war am anderen Ende der Leitung ein zynisches Lachen zu hören.
    Wutentbrannt legte Mandy auf, ohne auch nur zu ahnen, was Einsamkeit aus einem Menschen machen konnte.

14
    Die Liebe widersteht der Zeit,
    die alles raubt.
    Man hat nie recht geliebt,
    wenn man sie endlich glaubt.
    JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
     
    »Warst du beim Friseur, oder hast du abgenommen? Du siehst so verändert aus«, meinte Dorothee, sobald sie Mandy die Tür geöffnet hatte.
    »Ich hatte Sex.«
    »Wie?« Dorothee starrte Mandy ungläubig an, als hätte sie ihr eben erzählt, Alice Schwarzer habe für den »Playboy« posiert.
    »Nein, du kannst dich wieder beruhigen. Außerirdische haben mich entführt.« Mandy zog den Mantel aus und ließ sich in einen von Dorothees bequemen Sesseln fallen. Versonnen lächelte sie vor sich hin. »Es war einfach wunderbar«, sagte sie mit einem theatralischen Seufzer.
    »Hast du noch Kontakt zu ihnen?« Dorothee drapierte ihre schmale Figur auf die Couch. »Wenn ja, gib ihnen doch meine Adresse. Vielleicht mutiere ich dann auch zu einer glücklichen Frau.«
    »Ach Dorothee, versuch’s doch erst mal mit einem neuen Staubsauger. Du ahnst ja nicht, was dann für wunderbare Dinge passieren.« Sie gluckste wie ein verliebter Teenager und gab sich selbst das Stichwort.
    »Wußte ich doch gleich, daß dieser Staubsaugerheini hinter deinem Zustand steckt. Ihr habt es also wirklich getan? Na, Gott sei Dank.«
    »Jaaa«, triumphierte Mandy. Ihr sprudelndes Temperament ging mit ihr durch, und sie schwärmte wie eine Siebzehnjährige vom ersten Rendezvous.
    Dorothee blickte sie

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