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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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auch später wiederkommen.«
    »Nein, der Zeitpunkt war perfekt gewählt, und ich werde jetzt gehen. Frau Maltzan und ich haben den Auftrag schon besprochen, doch wie es scheint, könnte es gewisse Komplikationen geben.«
    Täuschte sich Mandy, oder lag in Gwendolyns Augen tatsächlich ein kleines Blinzeln? Sollte es den viel gerühmten britischen Humor auch in Edwards Familie geben? Sie begleitete Gwendolyn hinaus und schloß aufatmend die Tür hinter ihr.
    Obwohl es Mandy fast schon peinlich war – Gwendolyns Besuch hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Die Erinnerung an Edward war wieder lebendig und spukte in unzusammenhängenden Bildern durch ihren Kopf. Frederick gegenüber war sie schweigsam und beinahe schroff. Sie hätte den Abend lieber alleine verbracht. Allein mit sich und ihren Gedanken.
    Frederick merkte, daß etwas nicht stimmte, und gab sich alle erdenkliche Mühe, die Mauer um Mandy zu durchbrechen. Doch ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit reagierte sie auf seine Zärtlichkeiten abweisend. Beinahe tat er ihr leid, und sie erschrak über sich und ihre Kälte.
    Als er sich mit ein paar unverständlich gemurmelten Worten in die Küche zurückzog, wußte Mandy, daß sie ihn verletzt hatte. Allmählich stellte sie sich die Frage, was sie wirklich für ihn empfand. Liebe? Nein, das konnte sie mit Bestimmtheit sagen. Verliebtsein? Das vielleicht schon eher. Begierde? Das vor allem. Keinesfalls war es diese innige Verbundenheit, die sie für Edward empfunden hatte. Und die sie immer noch empfand.
    Zum Teufel mit Gwendolyn! Warum mußte sie ausgerechnet jetzt ihren Seelenfrieden stören? Sie dachte an das Gespräch mit Dorothee vor ein paar Tagen und erkannte, daß die Freundin recht gehabt hatte: Frederick war tatsächlich ein Trostpflaster für ihre wunde Seele gewesen.
    Sie schloß die Augen, kuschelte sich tiefer in die Kissen und überließ sich ihrer Phantasie, in der Edward sie so leidenschaftlich liebte, daß plötzlich all ihre Zweifel schwanden. Sie fragte sich, wie sie ihn jemals für einen Mörder hatte halten können.
    Mandy war eine Frau, der man einen klaren, analytischen Verstand nachsagte, doch wenn es um Liebe ging, versagte ihre Vernunft: Alle Schmähungen und Kränkungen, die sie durch einen Mann erfahren hatte, schrumpften nach einer gewissen Zeit zu einem bedeutungslosen Nichts, während jeder unbeschwerte Augenblick nachträglich zum Gipfel der Liebe glorifiziert wurde.
    Das Klappern von Geschirr und Besteck schreckte sie aus ihren Gedanken. Frederick hatte eine große Schüssel mit knackigem Salat auf den Tisch gestellt und trug jetzt dampfende goldgelbe Nudeln und eine feuerrote Tomatensauce herein. Der Duft nach Olivenöl und frischen Kräutern stieg Mandy in die Nase und ließ ihre Sinne noch sensibler werden. Sie überlegte einen Moment, dann stand sie auf und stellte die Stereoanlage an. Wenig später wurde der Raum vom vollen Klang eines Soprans erfüllt.
    Frederick war offenbar immer noch beleidigt und reagierte nicht einmal, als sie dicht an ihn herantrat und die Arme um ihn schlang. »Entschuldige, daß ich vorhin so abweisend war. Wie wär’s, wenn wir das Dessert diesmal vorwegnehmen?«
    Sein Protest war schwach und nur das Ergebnis seiner Prinzipien. »Das Essen wird doch kalt«, murmelte er, während ihre Zungen sich schon trafen.
    »Dafür bin ich um so heißer«, flüsterte sie, und das kaum merkliche Keuchen in ihrer Stimme ließ seinen Widerstand endgültig dahinschmelzen.
    Während die Musik mehr und mehr anschwoll und das Zimmer mit Bellinis »Norma« füllte, drängte Mandy Frederick zur Couch, wo sie begann, zuerst sein Hemd, dann seine Jeans aufzuknöpfen. Schließlich kniete sie vor ihm, und ihre Lippen und Hände glitten über die schmale Spur der goldbraunen Härchen auf der Brust weiter nach unten.
    »Casta Diva« sang die Stimme voller Inbrunst, und Frederick dachte, daß Mandy zwar eine Göttin, aber alles andere als keusch war. Dann tat sie etwas mit ihrer Zunge, und er stöhnte auf. Mit einer einzigen Bewegung erhob sie sich, schob ihren Rock hoch und streifte ihren Seidenslip ab. Als sich der helle Sopran über die perlenden Klänge des Chores schwang, sank Mandy sanft auf ihn herab und nahm ihn tief in sich auf.
    Nachdem es vorbei und auch die Musik langsam verebbt war, lagen sie schwer atmend nebeneinander auf dem Boden. Mandy schmiegte sich noch immer zärtlich an ihn, doch wem er ihre Glut letztendlich zu verdanken hatte, ahnte Frederick nicht. Er

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