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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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Uhrzeit? Sollte er nachts um halb eins nicht besser mit seiner neuen Freundin kuscheln? Oder waren ihm die Schrauben für ein weiteres Ikea-Regal ausgegangen?
    »Hallo, Christoph. Gibt’s Probleme mit der Regalwand?« Mandy hatte den Satz kaum ausgesprochen, als sie stutzte. Ihr Freund sah bleich und übernächtigt aus, und seine Augen spiegelten eine Besorgnis, wie sie sie noch nie an ihm bemerkt hatte.
    »Um Himmels willen, wie siehst du denn aus? Ist was passiert?« Mandy zog ihn sanft am Arm. »Komm erst mal rein. Ich wollte mir gerade einen Schnaps eingießen. Du siehst aus, als könntest du auch einen vertragen.«
    Christoph nickte stumm und ließ sich erschöpft aufs Sofa fallen. Die Anspannung der letzten Stunden glitt von ihm ab und machte einem Gefühl übermächtiger Müdigkeit Platz. Er hatte sich immer für einen kühlen Kopf gehalten, daher wunderte es ihn um so mehr, daß ein Fall ihn weit über die professionelle Ebene hinaus beschäftigte.
    Den Schnaps, den Mandy inzwischen serviert hatte, kippte er in einem Zug hinunter. Darauf schenkte Mandy sich und ihm gleich einen zweiten hinterher. »Bei mir ist es der Magen«, erklärte sie entschuldigend, »zuviel Leberwurst. Und bei dir?« Statt einer Antwort hielt Christoph ihr nur das leere Glas hin.
    »Wie? Noch einen?« Er nickte und begann von seiner Entdeckung zu berichten. Als er schließlich bei seinem Verdacht gegen Grasser angekommen war, blickte Mandy ihn verwundert an.
    »Bist du deshalb so besorgt? Erstens bin ich durch meine Ermittlungen gegen ihn schon selbst darauf gestoßen, und zweitens steht es doch in der Zeitung. Heute, ganz groß, auf der ersten Seite. Hier, sieh mal.« Mandy hielt ihm die aufgeschlagene Zeitung unter die Nase. »Dem Dornröschenmörder auf der Spur: Polizei verdächtigt Arzt.«
    Im Artikel war zu lesen, daß die Polizei einen 53jährigen Arzt verdächtige, sowohl Mona Krug als auch Elisabeth Heller ermordet zu haben. Nachforschungen im Privatleben der beiden Frauen sollten ergeben haben, daß Mona Krug eine seiner Patientinnen und er selbst ein Kunde der Innenarchitektin Elisabeth Heller gewesen sei. Nur zu Kerstin Wallner, dem ersten Opfer der »Dornröschenmorde«, habe die Polizei bislang keinen Bezug herstellen können. Gegen den Arzt spreche außerdem, daß er für keinen der drei Mordfälle ein überzeugendes Alibi nachweisen könne. Trotz aller Indizien habe die Polizei bisher von einer Verhaftung abgesehen. Nach einem mehrstündigen Verhör sei der Mann wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
    Mandy legte die Zeitung weg und sah Christoph erwartungsvoll an. Er schwieg, putzte umständlich seine Hornbrille und spannte Mandy dadurch unabsichtlich noch mehr auf die Folter.
    »Aber«, begann er schließlich bedächtig und hauchte noch einmal auf die Gläser, »die Polizei weiß längst noch nicht alles. Wie sollte sie auch? Das Ausschlaggebende habe ich ja erst heute nacht entdeckt.« Er setzte seine Brille wieder auf, und im Nu waren seine kurzsichtigen Augen auf die Größe von Hosenknöpfen geschrumpft.
    »Ich weiß jetzt, wie die Morde begangen wurden. Der Täter hat eine Akupunkturnadel benutzt. Wie du selber weißt, ist Grasser auf diesem Gebiet Spezialist. Und nach den Ermittlungen der Polizei und meinen eigenen Entdeckungen bist du meiner Meinung nach in größter Gefahr. Erstens ist der Täter auf Frauen deines Alters fixiert. Zweitens kannte er seine Opfer. Und drittens«, er machte eine kleine Pause und sah ihr dabei fest in die Augen, »was glaubst du, was passieren würde, wenn Grasser auch nur die kleinste Ahnung hätte, wer für seine Entlarvung beim Sender sorgen wird?«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?« fragte Mandy.
    »Halte dich aus dem Fall raus. Dorothee ist übrigens der gleichen Ansicht. Ich habe schon vor einer Woche mit ihr darüber gesprochen. Hat sie dir denn nichts davon erzählt?«
    Mandy blickte ihn erstaunt an. Merkwürdig, Dorothee hatte den ganzen Abend bei ihr verbracht, aber von einem Gespräch mit Christoph hatte sie nicht eine Silbe erwähnt. Warum nur?

18
    Gebt jedem das, was sich geziemt.
    Hans nimmt sein Gretchen,
    jeder sein Mädchen;
    Find’t seinen Deckel jeder Topf,
    und allen geht’s nach ihrem Kopf.
    WILLIAM SHAKESPEARE
     
    ABSCHLUSSBERICHT
    Detektei ARGUS
    Objekt: Richard Grasser
     
    Die Nachforschungen über Richard Grasser, wohnhaft in der Dietlindenstr. 16, 80802 München, ergaben folgende Resultate:
    Richard Grasser wurde am 27.1.1948 in Eichberg

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