Dornroeschenmord
Antrag machte und zwinkernd die Hunderter zwischen den Fingern rieb.
Frederick hatte gelassen reagiert und war auf ihre Anfrage eingegangen. Einmal pro Woche – warum nicht? Und so übel war das alte Mädchen schließlich auch nicht. Hatte er gedacht. Aber als er jetzt zwischen ihren Beinen sein Bestes gab, hoffte er inständig, sie würde ihren Höhepunkt erreichen, ohne daß er vorher für das lustlose Baumeln zwischen seinen Schenkeln eine Erklärung finden mußte. Er strengte sich noch ein bißchen mehr an und hörte sie freudig stöhnen. Gleich ist es geschafft, dachte er erleichtert, während ein Schwall ihres schweren Parfums in seine Nase drang: Opium, gegen das er von jeher eine Aversion verspürt hatte. Mona hatte immer nach Maiglöckchen gerochen, während Mandy den Duft nach frischen Melonen bevorzugt hatte. Die Erinnerung an sie ließ ihn für einen Moment die Frau vor ihm vergessen, worauf das Stimmungsbarometer unterhalb seines Nabels prompt reagierte.
Cordulas Protest mißachtend, robbte er nach oben, packte ihre Handgelenke und drückte ihren Körper tief in die Matratze. Sein Gesicht an ihrer Schulter vergraben, dachte er weiter an Mandy und wie sie ihre Beine um ihn geschlungen hatte. Er wußte inzwischen, daß sie ihn betrogen hatte – Edward von Habeisberg, sein Anwalt, hatte sich quasi bei ihm entschuldigt –, aber so einfach würde er sie nicht davonkommen lassen. Dieser Esel hatte ihm erst heute morgen am Telefon gesteckt, daß sie sich in seinem Haus in den Bergen aufhielt. Frederick hatte einige Male das Haus für seine Zwecke genutzt, und in Gedanken war er schon unterwegs.
Die Vorstellung, was er dort mit Mandy machen würde, steigerte seine Erregung ins Unermeßliche. Als es ihm mit einem dumpfen Aufschrei kam und er keuchend auf ihr lag, dachte Cordula befriedigt, daß sie es immer noch grandios beherrschte, einen Mann zum Wahnsinn zu treiben. Wozu brauchte man Kirschkuchen mit Sahne, wenn man das haben konnte?
Die kalte, klare Luft tat gut. Nach ihrem Aufenthalt in Grassers stickigem Keller konnte Mandy gar nicht genug davon bekommen. Sie und Dorothee hatten sich nach ihrem ausführlichen Frühstück in warme Sachen gehüllt und waren zu einem langen Spaziergang aufgebrochen. Dorothees Fürsorge, die prächtige Umgebung und nicht zuletzt der Gedanke, daß keiner wußte, wo sie sich aufhielt, bewirkten, daß die Anspannung schwand und sie das Gefühl von Weite und Freiheit mehr denn je genoß.
Nicht ahnend, wie nah der Tod noch immer lauerte, wirbelte Mandy mit der Spitze ihres Stiefels das goldgelbe Laub auf dem Weg in die Höhe und umarmte Dorothee stumm und überschwenglich. Es bedurfte in diesem Augenblick keiner Worte zwischen ihnen – Dorothee verstand auch so, was sie empfand, und drückte lächelnd ihre Hand. Fast drei Stunden stapften sie durch das hügelige Gelände, bis sie sich, auf angenehme Art durchgefroren, wieder im Haus einfanden.
»Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte, Dorothee?«
»Auf eine schöne, heiße Tasse Tee?«
»Genau. Wollen wir ihn in der Bibliothek trinken? Dort gibt es auch einen offenen Kamin.« Mandy begann, Tassen, Zuckerdose und Zitrone auf ein Tablett zu packen.
»Hier gibt es tatsächlich eine Bibliothek? Mein Gott, Mandy, deine Beziehung zu Edward ist ein wandelndes Klischee. Manchmal habe ich das Gefühl, ich wäre eine Randfigur in einem Roman von Hedwig Courths-Mahler.« Dorothee ließ Wasser in den Kessel laufen und sah Mandy kopfschüttelnd an.
»Meine Beziehung zu Edward ein wandelndes Klischee? Ehrlich gesagt, versteh ich nicht genau, was du damit sagen willst.« Mandy schien ein wenig ungehalten.
»Na ja, überleg doch mal. Sie – schön, intelligent, aber arm – trifft ihn, den attraktiven Grafen. Nicht nur, daß er ihrem Charme und ihrem Sex-Appeal verfällt, nein, er ist auch noch tatsächlich reich, besitzt eine Villa in der Stadt, führt eine eigene Anwaltskanzlei und winkt mit einem Traumhaus auf dem Land. Natürlich gibt es da auch noch die Gegenspieler, die unermüdlich versuchen, das Paar zu trennen, aber vergeblich, denn am Ende siegt immer die Liebe. Sie heiraten, bekommen viele Kinder und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage und werden nebeneinander in der Familiengruft bestattet. Wenn das nicht klingt wie das Drehbuch zu einer Vorabendserie!«
»Dorothee, du spinnst komplett.« Mandy mußte lachen. »Also willst du nun in der Bibliothek Tee trinken, oder möchtest du lieber bei den Dienstmädchen in
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