Dornröschens Bestrafung
Prinzessin davonschlich. Zwei
volle Tage versteckten wir uns, ehe sie uns fanden.“ Er lächelte. „Aber
zurückholen wird man mich nie mehr.“
Dornröschen erschrak. Sie
dachte unwillkürlich an die gestohlene Nacht, die sie mit Prinz Alexi ganz in
der Nähe des Schlafgemachs der Königin verbracht hatte.
„Und was geschah mit ihr?“
fragte Dornröschen.
“Oh, sie war für eine Weile
hier im Dorf und kehrte dann wieder zurück aufs Schloss. Sie wurde die
Favoritin der Königin. Als sie wieder heim in ihr Königreich sollte, blieb sie
als Edelfrau hier.“
„Das ist nicht wahr, was du
da sagst!“ stieß Dornröschen ungläubig hervor.
„0 doch. Sie wurde Mitglied
des Hofstaates. Sie ritt sogar in ihren neuen feinen Gewändern hierher und
fragte, ob ich wieder aufs Schloss kommen und ihr Sklave sein wolle. Die
Königin hätte es erlaubt, sagte sie, weil sie ihr versprochen hatte, mich hart
und unbarmherzig zu strafen. Sie würde die strengste Herrin sein, die jemals
ein Sklave hatte, erklärte sie. Ich war mehr als erstaunt, wie du dir
vorstellen kannst. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, lag sie gerade
nackt über dem Knie ihres Herrn. Und nun ritt sie stolz auf einem Schimmel. Sie
trug ein prächtiges, mit Goldfäden verziertes schwarzes Samtkleid. Und auch ihr
Haar war mit goldenen Fäden durchzogen. Am liebsten hätte sie mich wohl gleich
nackt über den Sattel gelegt. Als ich mich umdrehte und wegrannte, befahl sie
dem Hauptmann der Wache, mich wieder einzufangen. Und dann prügelte sie mich an
Ort und Stelle. Es muss ihr eine große Freude bereitet haben.“
„Wie konnte sie nur so
etwas tun?" Dornröschen war entsetzt. „Und sie trug das Haar geflochten,
sagst du?“
„Ja. Wie ich hörte, trägt
sie es nie anders. Es würde sie, glaube ich, zu sehr an die Zeit erinnern, als
sie selbst noch eine Sklavin war.“
„Aber es ist doch nicht
etwa Lady Juliana?“
„Doch, es ist Lady Juliana.
Aber woher weißt du ... ?“
„Sie war meine Peinigerin
auf dem Schloss, meine Herrin war sie so sehr, wie der Kronprinz mein Gebieter
war“, erklärte Dornröschen.
Und sie erinnerte sich nur
zu genau an Lady Julianas liebliches Gesicht und an ihr geflochtenes Haar. Wie
oft war Dornröschen auf dem Reitweggelaufen unter den Schlägen ihres Paddels
...
“Oh, wie schändlich von
ihr!“ flüsterte Dornröschen. „Doch was geschah dann? Wie konntest du ihr entkommen!“
„Wie ich dir schon
erzählte. Ich rannte vor ihr weg, der Hauptmann fing mich wieder ein. Und es
war klar, dass ich noch nicht soweit war, um auf das Schloss zurückzukehren.“
Er lachte. „Sie legte gute Worte für mich ein, so hat man mir erzählt. Und sie
versprach, mich endgültig zu bändigen ohne die Hilfe eines anderen.“
„Dieses Ungeheuer!“
entrüstete sich Dornröschen.
Der Prinz rieb ihre Arme
und ihr Gesicht trocken.
„Steig aus dem Zuber“,
sagte er. „Und sei still. Ich glaube, Lady Lockley ist in der Küche.“
Und dann fügte er flüsternd
hinzu: „Lady Lockley würde mich gar nicht gehen lassen. Aber Juliana ist nicht
die erste Sklavin, die blieb und zum Schrecken wurde. Vielleicht stehst auch du
eines Tages vor der Wahl und hältst plötzlich selbst ein Paddel in der Hand.
Und all die nackten Leiber stehen dir zu Diensten. Denk daran!“ sagte er, und
ein herzliches Lächeln erschien auf seinem dunklen Gesicht.
„Niemals!“ gab Dornröschen zurück.
„Nun, wir müssen uns
beeilen. Der Hauptmann wartet.“
Der Gedanke an Lady
Juliana, nackt, zusammen mit dem Prinzen, schwirrte in Dornröschens Kopf. Oh,
welch großes Vergnügen würde es ihr bereiten, selbst nur ein einziges Mal Lady
Juliana übers Knie zu legen! Und sie fühlte ein heftiges Pochen zwischen ihren
Beinen. Aber wie konnte sie auch nur daran denken? Allein die Erwähnung des
Hauptmanns rief in ihr sogleich ein Gefühl der Schwäche hervor. Sie hielt kein
Paddel in der Hand, und es gab niemanden, der ihrer Gnade ausgeliefert war. Sie
war eine schlechte, nackte Sklavin, der es bevorstand, zu einem hartherzigen
Soldaten geschickt zu werden, der eine Vorliebe für Trotzköpfe und Widerspenstige
zu haben schien. Und bei dem Gedanken an sein sonnengebräuntes, freundliches
Gesicht und die großen, glänzenden Augen, dachte Dornröschen:
Nun, wenn ich also ein böses Mädchen bin, dann werde
ich mich auch so benehmen.
Der Hauptmann der Garde
Lady Lockley war auf den
Hof gekommen, befreite Dornröschens Hände von den Fesseln und
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