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Dornröschens Bestrafung

Dornröschens Bestrafung

Titel: Dornröschens Bestrafung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Roquelaure
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der
Mähne eines Löwen, hing ihm üppig bis über den Nacken, und Lachfältchen
umrahmten seine grünschimmernden Augen.
    Dornröschen fühlte die
Kälte und Härte schmelzen und bedauerte dies beinahe, ohne zu wissen warum. Mit
erzwungener Gleichgültigkeit machte sie sich wieder ans Werk. Doch der Mann
ging um sie herum und trat vor sie hin.
    „Ich habe dich so früh gar
nicht erwartete, sagte Lady Lockley. „Heute Abend, so nahm ich an, würdest du
deine ganze Garnison mitbringen.“
    „Aber sicher“, antwortete
er, und seine Stimme klang beinahe strahlend.
    Dornröschen fühlte einen
Kloß in ihrem Hals, schrubbte weiter und bemühte sich, die weichen
kalbsledernen Stiefel vor ihr nicht zu beachten.
    „Ich habe gesehen, wie
dieses kleine Vögelchen versteigert wurde“, sagte der Hauptmann.
    Und Dornröschen errötete,
als der Mann gemessenen Schrittes um sie herumging.
    „Scheint mir eine kleine
Rebellin zu sein. Ich war überrascht, wie viel du für sie bezahlt hast.“
    „Ich weiß mit Trotzköpfen
umzugehen, Hauptmann“, entgegnete die Herrin kalt und hart, ohne jede Spur von
Stolz oder Humor. „Und sie ist ein äußerst prächtiges kleines Täubchen. Ich dachte,
du wolltest dich heute Nacht mit ihr vergnügen.“
    „Putz und bade sie, und
schick sie dann auf mein Zimmer“, befahl der Hauptmann. „Bis heute Nacht möchte
ich ganz sicher nicht mehr warten.“
    Dornröschen wandte den Kopf
und warf dem Hauptmann einen unwirschen Blick zu. Unverschämt hübsch war er mit
seinem goldenen Stoppelbart, der sein Gesicht erscheinen ließ, als wäre es mit Goldstaub
überzogen. Und auch die Sonne hatte ihre Wirkung getan und seine Haut so
tiefgebräunt, dass seine blonden Augenbrauen und weißen Zähne noch heller
glänzten. Er stemmte die Hände in die Hüften und lächelte über Dornröschens
Anmaßung, als Lady Lockley ihr in eisigem Ton befahl, den Blick zu senken.

Prinz Roberts seltsame kleine Geschichte
    Dornröschen spürte Lady
Lockleys festen Griff. Sie wurde hochgerissen und mit auf dem Rücken verschränkten
Armen durch die Hintertür auf einen weiten, mit Gras bewachsenen Hof, in dem
prächtige Obstbäume standen, geschoben. In einem offenen Schuppen lagen ein
halbes Dutzend nackter Sklaven auf dem Holzboden, und es schien, als schliefen
sie tief und fest, wie sie es in der Sklavenhalle auf dem Schloss getan hatten.
Etwas weiter stand eine derbe, kantige Frau mit hochgekrempelten Ärmeln, und
vor ihr lag in einem Zuber mit Seifenwasser ein weiterer Sklave. Seine Hände
waren an einen Ast über seinem Kopf gefesselt. Und die Frau schrubbte den
Sklaven so grob, als reibe sie Salz von einem Stück Pökelfleisch.
    Noch ehe Dornröschen wusste,
wie ihr geschah, fand sie sich ebenfalls in einem solchen Zuber wieder. Das
Seifenwasser reichte ihr bis zu den Knien. Ihre Arme wurden hochgezogen und an den
Ast eines Baumes gefesselt. Dann hörte sie, wie Lady Lockley nach Prinz Robert rief.
Der Prinz erschien sofort. Er trug eine Bürste in der Hand und machte sich
sofort an die Arbeit. Er übergoss Dornröschen mit Wasser, schrubbte ihre
Ellenbogen und Knie, dann ihren Kopf, wobei er sie immer wieder herumdrehte.
Alles schien selbstverständlich, und nichts daran war Wohltat oder Vergnügen.
    Dornröschen zuckte zusammen,
als die Bürste zwischen ihre Beine fuhr, und sie stöhnte, als die harten
Borsten über die Striemen an ihrem Rücken und an den Beinen rieben. Ihre Herrin
war zurück ins Haus gegangen. Die dicke, kräftige Frau hatte den armen, wimmernden
Sklaven fertig gewaschen, prügelte ihn zu seiner Lagerstatt und verschwand
sodann in der Wirtsstube. Bis auf die Schlafenden und den Prinzen lag der Hof
jetzt verlassen.
    „Wirst du mir antworten, wenn
ich dir eine Frage stelle“, flüsterte Dornröschen.
    Die dunkle, ölig glatte
Haut des Prinzen berührte die ihre, als er ihr den Kopf nach hinten zog und
einen Kübel warmen Wassers über ihr Haar goss. Jetzt, da sie allein waren,
wirkte sein Blick heiter.
    „Ja, aber sei vorsichtig!
Wenn man uns erwischt, werden wir öffentlich gezüchtigt. Und ich hasse es, auf
dem öffentlichen Drehtisch das Gesindel dieses Dorfes zu amüsieren.“
    „Warum bist du hier?“
fragte Dornröschen. „Ich dachte, ich gehörte zu den ersten Sklaven, die vom Schloss
ins Dorf geschickt wurden.“
    „Ich bin schon seit Jahren
hier“, antwortete er. „An das Schloss erinnere ich mich kaum noch. Ich wurde
verurteilt und verstoßen, weil ich mich mit einer

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