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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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tot, das Herz schlug langsamer als sonst, und man war irgendwie betäubt. Es war ein Mechanismus zur Bewältigung des Grauens, wusste sie, zugleich jedoch auch eine Form von Empathie.
    Â»Miss Bissel?«
    Brenna brauchte einen Augenblick, bis sie begriff, dass Hutchins sie ansprach. Sie musste schlucken, sagte dann aber: »Hallo.«
    Er tippte sich gegen die Stirn. »Wie ich bereits vorhin im Club gesagt habe, was hier einmal gespeichert ist …« Und mit einem kalten Lächeln fügte er hinzu: »Ich vergesse niemals einen Namen, nicht mal einen falschen.«
    Â»Oh, nun, das war –«
    Â»Sie wissen, dass man gegen das Gesetz verstößt, wenn man einem Polizeibeamten gegenüber einen falschen Namen nennt.«
    Â»Ich habe nur meinen Job gemacht«, erklärte Brenna ihm.
    Hutchins und Pomroy starrten sie an, und ihre lahme Entschuldigung hallte laut in ihren eigenen Ohren nach.
    Â»Sie müssen verstehen –«
    Â»Oh, das tue ich«, fiel ihr der Polizeichef abermals ins Wort. »Und bei der Überprüfung Ihres Nummernschilds nach unserem Zusammentreffen auf dem Parkplatz habe ich genauso meinen Job gemacht .«
    Brenna sagte nichts. Sie biss so fest die Zähne aufeinander, dass sie fürchtete, dass jeden Augenblick ihr Kiefer brach.
    Â»Sie können gehen, Miss Spector. Sie haben uns alle Informationen gegeben, die wir brauchen.«
    Drei Kriminaltechniker gingen mit ihren metallenen Aktenkoffern aus dem Haus, und dann trugen zwei Sanitäter eine Trage mit dem sorgfältig verpackten Nelson aus dem Schlafzimmer, die Treppe hinunter und zur Tür hinaus. Der Leichnam sah ganz klein, fast wie der eines Kindes aus.
    Brenna wandte sich zum Gehen, blieb aber noch einmal stehen, als sie zu der Stelle kam, an der Morasco saß.
    Er blickte zu ihr auf.
    Â»Er hat ›Verhältnis‹ falsch geschrieben.«
    Â»Was?«
    Wickelkleid erklärte: »Ich glaube, der Chief hat Sie aufgefordert zu gehen.«
    Brenna ignorierte sie.
    Â»Nelson Wentz«, sagte sie zu Morasco. »Er war einer der größten Pedanten, denen ich jemals begegnet bin – ein totaler Perfektionist. Und nicht nur das, hat er sein Geld mit der Redaktion von Lexikonartikeln verdient. Finden Sie es deswegen nicht auch ein bisschen seltsam, dass ein solcher Mensch ein Wort in seinem Abschiedsbrief falsch schreibt?«
    Brenna konnte deutlich spüren, dass sich ihr vier Augenpaare in den Rücken bohrten, aber sie sah weiter nur Morasco an. »Denken Sie darüber nach«, bat sie in ruhigem Ton, und dann ging sie durch die Tür, trat auf den Bürgersteig und blieb dort abwartend stehen.
    Auf der anderen Straßenseite stand bereits ein ganzer Pulk von Übertragungswagen sowie eine ganze Reihe Pkws. Kameras und Kabel wurden ausgeladen, mehrere Reporterinnen überprüften in den Rückspiegeln von ihren Wagen ihre Telegenität, und Brenna dachte kurzfristig zurück an Nelsons Pressekonferenz, bis Hutchins aus dem Haus und auf die Horde zumarschierte, wobei alles an ihm – sein Lächeln, sein Winken und der Körper in dem teuren Anzug – übertrieben breit erschien. Er war das genaue Gegenteil von Nelson, und sein Anblick führte Brenna in die Gegenwart zurück. Die anderen Detectives folgten ihm im Gänsemarsch. Mit ihren selbstzufriedenen Gesichtern sahen sie wie die Mitglieder des Chors in einer griechischen Tragödie aus.
    Nur Morasco lief schnurstracks und derart schnell in Richtung seines Wagens, dass er Brenna nicht einmal zu sehen schien, als er direkt an ihr vorbeiging.
    Brenna lief ihm hinterher und war, als sie ihn erreichte, derart außer Atem, dass sie nichts mehr sagen konnte und ihm deshalb einfach auf die Schulter schlug.
    Er hatte seine Wagentür bereits geöffnet, wirbelte aber noch mal zu ihr herum. »Brenna«, sagte er, schüttelte aber gleichzeitig warnend seinen Kopf.
    Â»Ich weiß, Sie haben gesagt, ich soll in diesem Fall nicht mehr ermitteln«, stieß sie keuchend aus. »Aber bitte, Nick, ich kann ja wohl jetzt nicht einfach aufhören.«
    Sie wollte noch etwas sagen, aber er fiel ihr ins Wort. »Wenn Menschen unter Stress stehen, tun sie manchmal Dinge, die sie normalerweise nicht tun würden«, klärte er sie auf.
    Â»Was zum Beispiel?«
    Â»Worte falsch schreiben, die ihnen eigentlich geläufig sind.«
    Sie atmete vernehmlich aus. »Oh.«
    Â»Normalerweise stehen

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