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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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einer Fabrik für aufblasbare Puppen überall sofort ins Auge stach. Sie war entweder ein Pornostar oder eine wirklich teure Junggesellenabschieds-Stripperin – auf jeden Fall verdiente sie ihr Geld damit, dass sie gefiel, denn auf dem Bild umklammerte ein oberkörperfreier Trent (dessen Nippelringe glitzerten) ihr Kinn und leckte ihr die Wange ab, als wäre sie ein riesengroßer Lutscher, und trotzdem lächelte sie breit, hatte ihre Augen halb geschlossen und sah fast so aus, als ob es ihr gefiel. Brenna schüttelte den Kopf. Hatte wohl schon irgendwer die Frau für einen Oscar nominiert?
    Okay, vielleicht war der Geruch von Trents Rasierwasser doch nicht wirklich angenehm. Sie trat vor den Wäscheschrank im Flur, griff nach einem von den zwanzig Stücken Seife, die dort lagen, wickelte es aus und hielt es sich mit dem Gefühl, als wäre sie auf einem fremden Planeten, dessen Atmosphäre ausschließlich aus Trents Rasierwasser bestand und als böte nur die Seife eine Überlebenschance, vor ihr Gesicht.
    Oh, jetzt geht es schon viel besser … Brenna schloss die Augen, atmete tief ein, und ohne Vorwarnung saß sie mit einem Mal wieder in ihrem Wagen vor dem Neff’schen Haus, während sich Nick Morasco durch ihr offenes Fenster beugte, damit er auf Augenhöhe mit ihr war.
    Â»Ich erzähle Ihnen das, weil es Ihnen vielleicht hilft zu wissen, womit Sie es zu tun haben.«
    Während eines Augenblicks berühren sich flüchtig ihre Hände, plötzlich fällt ihr auf, dass er nach ihrer Lieblingsseife riecht, und ihr geht der Gedanke durch den Kopf, dass dieser Geruch auch Männern durchaus steht. Ein Gefühl der Hitze breitet sich aus Richtung ihres Nackens über ihren Rücken aus. Ihr Blick wandert von seinen Schultern über den Ausschnitt seines weißen Baumwollhemds, und sie denkt, und womit habe ich es hier zu tun?
    Â»Vergiss es!«, tadelte sie sich laut und kehrte, obwohl ihre Haut noch immer angenehm erhitzt war, in die Gegenwart zurück … Unglaublich. Doch genau das hatte sie tatsächlich gedacht. Ihre Erinnerungen konnten sie nicht trügen, weswegen ein Irrtum ausgeschlossen war.
    Ein Tweed tragender Cop, der mich für ein Kuriosum hält. So verzweifelt kann ich doch wohl gar nicht sein.
    Brenna ging zu ihrem Schreibtisch, schaltete ihren Computer ein, griff nach dem Brieföffner mit Perlmuttgriff, der die einzige Erinnerung an ihren Vater war, und spielte damit herum.
    Sie wollte einfach glauben, dass sie eher zufällig an ihrem Arbeitsplatz gelandet war. Dass sie keine Ahnung hatte, weshalb sie um diese Uhrzeit vor ihrem Computer saß. Aber wenn sie schon mal hier war, konnte sie auch ruhig ein bisschen arbeiten: konnte Carol, ihre Hobbys, die von ihr benutzte Suchmaschine überprüfen, um zu gucken, ob bisher möglicherweise irgendetwas von ihr übersehen worden war … Doch im Grunde war ihr klar, weswegen sie in Wahrheit mitten in der Nacht vor ihrer Kiste saß. Sie hatte schon gewusst, dass sie hier landen würde, als sie vorhin wach geworden war. Und zwar bestimmt nicht wegen Carol Wentz.
    Sie hörte, wie eine Gruppe angetrunkener, junger Mädchen am Haus vorüberlief. Ihr Gelächter drang durch das offene Fenster, und als eins der Mädchen rief: »Hört auf, ich kriege keine Luft mehr!«, dachte sie erneut an ihren Traum und an den grässlichen Verband um Cleas Kopf …
    Brenna hasste den Computer, weil er derart langsam war, und sie hasste auch sich selbst für ihre Ungeduld. Sie umklammerte den Brieföffner. Legte ihn zurück an seinen Platz. Nahm ihn wieder in die Hand … Aber schließlich konnte sie online gehen, sehen, ob sie neue E-Mails hatte, und vor allem tun, wonach sie sich schmerzlich sehnte, seit sie wach geworden war.
    Ihrem Instant Messenger zufolge war Jim ebenfalls online. Natürlich war er das. Weil er schließlich durch und durch ein Nachtmensch war. Früher hatte er immer bis zwei, drei in der Früh seine Trumpet -Artikel verfasst und war dann um sieben wieder aufgestanden, um in die Redaktion zu fahren. Brenna hatte angenommen, dass er, seit er Redakteur war und nicht länger selbst Artikel schrieb, vielleicht früher schlafen ging – vor allem, da seine zweite Frau eine Morgensendung moderierte und bereits um sechs zum Sender fuhr. Doch es hatte sich herausgestellt, dass Jim immer noch bis in die tiefe Nacht

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