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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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wunderbar. Ich bete jede Nacht für Lydias Tochter. Meine Mom hieß auch Iris.
    Während es so weitergegangen war, hatten sich auch noch LIM att61 und WappFallsGordon eingeklinkt und getippt, sie hofften ebenfalls, der Anruf, den Lydia bekommen hätte, wäre wirklich von ihrem jahrelang vermissten Kind, wären aber nicht wirklich überzeugt. ( Teenager machen öfter irgendwelche blöden Telefonstreiche, hatte LIM att61 bemerkt, und Gordon hatte noch hinzugefügt: Vielleicht war es ja auch einfach jemand, der ein Lösegeld von ihr erpressen will. ) Und die ganze Zeit hatte Brenna mit zusammengebissenen Zähnen auf den Monitor gestarrt und gedacht: Ihr Leute wisst noch nicht mal ansatzweise, was hier läuft. Warum hätte Carol sagen sollen, Iris hätte Lydia angerufen? Und vor allem, warum hätte sie behaupten sollen, dass sie selber Lydia war?
    Um 03:10 hatte sie eingegeben: Ihr erinnert euch doch sicher an den Fall von Lydias Tochter, oder? Iris Neff? Die Sache kam schließlich in sämtlichen Nachrichten. Die Reaktion darauf war das Chatroom-Äquivalent von verständnislosen Blicken: Ganze drei Minuten lang war nichts geschehen, bis sich SyracuseSue bei ihr erkundigt hatte: Wie läuft’s mit deinem GM, Marie? Hat er sich wieder zu Hause eingewöhnt? Was keine echte Überraschung war. Denn natürlich konnten sich die Leute nicht daran erinnern, dass Lydias Kind – das hieß, das Kind der echten Lydia – verschwunden war. Damals war Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung noch fast unbekannt gewesen, und man hatte mit auf Milchkartons gedruckten Fotos statt mit Hilfe irgendwelcher Fernsehshows nach verschwundenen Kindern gesucht. Damals hatte es noch einen natürlichen Nachrichtenkreislauf gegeben, und nach vierzehn Tagen oder höchstens einem Monat waren selbst die größten Meldungen zu völliger Bedeutungslosigkeit verblasst … vor allem, wenn in einem Fall wie dem von Iris Neff nie auch nur die allerkleinste Spur gefunden worden war. Weshalb sich jetzt, zehn Jahre später, niemand mehr an Iris Neff erinnerte. Niemand außer denen, die das Mädchen liebten, Brenna und anscheinend Carol … Doch was hatte Carol mit dem Kind zu tun gehabt?
    Brenna stieg in ihre Jeans und zog ein langärmliges schwarzes T-Shirt an. Meistens föhnte sie ihr Haar, aber heute war sie später als gewöhnlich dran, und so kämmte sie nur etwas Festiger hinein und ließ es gelockt auf ihre Schultern fallen. Wie aufs Stichwort hörte sie in diesem Moment Schritte vor der Tür und wusste, es war Trent. Da er seit sechs Jahren fünfmal in der Woche ihren Flur heraufgelaufen kam, erkannte sie ihn schon an seinem Gang. Was, auch wenn sie es in höchstem Maß bedenklich fand, nun einmal nicht zu ändern war.
    Als er die Tür aufschloss und ihr durch den Spalt ein gutgelauntes »Yo!« entgegenrief, kam ihr der Gedanke, dass ihre berufliche Beziehung zu dem Kerl inzwischen doppelt so lange wie ihre Ehe hielt. Was sie ebenfalls als ausnehmend beunruhigend empfand …
    Brenna griff nach ihrem Telefon, um Nelson anzurufen, überlegte es sich dann aber noch einmal anders, dachte an den Vormittag des 16. Oktober 1998 und wählte die Nummer der Polizei in Tarry Ridge. Einer der Vorteile ihres Syndroms war der, dass sie weder ein Adressbuch noch jemals die Kurzwahl brauchte, denn es reichte völlig, einmal eine Nummer anzuwählen, damit sie sie nie wieder vergaß.
    Â»Yo, yo, yo«, rief Trent, als er ins Zimmer kam.
    Â»Dann hast du heute also einen Drei-Yo-Tag?«, fragte Brenna ihn.
    Â»Dadurch verdreifache ich dein Vergnügen.« Trent trug hautenge Jeans zu einem ärmellosen, pfirsichjoghurtfarbenen Netz-T-Shirt, durch das man seine Nippelringe glitzern sah. Dem Thermometer auf dem Küchenfensterbrett zufolge waren es draußen gerade mal siebzehn Grad – es war also für einen solchen Aufzug viel zu kalt –, doch so lange es nicht fror, rührte Trent kein Oberteil mit Ärmeln an. Während das Telefon der Polizei anfing zu läuten, fragte Brenna ihn: »Na, wie war es noch im Bedd ?«
    Trent hob eine Braue.
    Â»Ich habe dir die Tour vermasselt, stimmt’s?«
    Â»Sie wäre sowieso zu leicht zu haben gewesen. Selbst für jemanden wie mich.«
    Brenna hörte die Stimme des diensthabenden Polizisten und hob einen Finger hoch. »Hier ist Brenna Spector. Ich würde gern mit

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