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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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umgehend mit ihm sprach. Nach Aussage der Ärzte hier im Krankenhaus von Tarry Ridge hatte sich bei Wentz ein sogenanntes Vasovagalsyndrom gezeigt, nachdem er im Kofferraum des Wagens seiner Frau auf deren Leiche gestoßen war. Was hieß, dass er ohnmächtig geworden war. Weswegen man problemlos auch noch später auf der Wache hätte mit ihm sprechen können, wenn er erst wieder bei Kräften war. Er hatte die Beruhigungsmittel, die die Ärzte ihm verabreicht hatten, nicht vertragen – deswegen die Infusion und die Beobachtung im Krankenhaus –, aber davon abgesehen war er kerngesund und hätte noch vor dem Abendessen wieder heimgehen können.
    Natürlich hatte der Chief, als Morasco versucht hatte, ihm all das zu erklären, die Sache völlig anders gesehen als er. »Die Frau von diesem Kerl hat eine Woche lang in der Garage vor sich hin gemodert, und ohne diesen kleinen Chandler täte sie das immer noch«, hatte Polizeichef Hutchins festgestellt. »Wollen Sie Wentz vielleicht zum Brunch einladen und über einem Berg Bananenpfannkuchen befragen oder was?« (»Vor sich hin gemodert. Schönes Wort«, hatte Morasco daraufhin zu ihm gesagt.)
    Also hatte er sich mit Gil Pomroy – einem rotgesichtigen, wandelnden Herzinfarktrisiko, dem die Rolle des »bösen Bullen« auf den Leib geschneidert war – auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Bei der Polizei in Tarry Ridge gab es keine feststehenden Teams, dafür reichte die Zahl der Beamten einfach nicht aus. Doch Morasco bekam Pomroy häufiger als jeder andere zugeteilt. Weil Chief Hutchins das wahrscheinlich witzig fand. Pomroy hatte noch kein Wort gesagt, seit sie an Wentz’ Krankenbett getreten waren, aber auf der Fahrt ins Krankenhaus hatte er festgestellt: »Wissen Sie, wie leicht es ist, einen Ohnmachtsanfall vorzutäuschen?« Damit hatte er von vornherein mögliche Zweifel daran ausgeräumt, dass der Ehemann für ihn der Täter war.
    Â»Wie fühlen Sie sich, Mr Wentz?«, fragte Morasco jetzt.
    Â»Schrecklich.«
    Pomroy stieß ein verächtliches Schnauben aus.
    Â»Danke, dass Sie mit uns sprechen«, fuhr Morasco fort. »Ich weiß, Sie haben sehr viel durchgemacht. Ich möchte Ihnen Detective Gil Pomroy vorstellen. Wir ermitteln zusammen in diesem Fall.«
    Er drehte sich um und starrte Pomroy böse an, bis der seinen Nacken weit genug entspannte, dass ihm wenigstens ein leichtes Nicken möglich war.
    Â»Wenn Sie denjenigen finden, der … der meiner Frau das angetan hat, werde ich …« Wentz musste sichtlich schlucken. »Ich werde alles … in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen.«
    Morasco atmete tief durch. Der Anblick von Nelson Wentz in seinem Krankenbett rief die Erinnerung an seinen eigenen Vater in ihm wach. Nicht dass Nelson Wentz auch nur annähernd so ausgesehen hätte wie sein bärenstarker, hünenhafter Dad. Doch er war ungefähr so alt gewesen wie Wentz jetzt, als er von einem plötzlichen Aneurysma umgeworfen worden und Morasco aus dem College heimgekommen war, um wochenlang in seinem Krankenzimmer zu kampieren. Er hatte neben seinem Bett gesessen, die große Hand gehalten, die so kühl und trocken wie die Haut eines Reptils gewesen war, beobachtet, wie sich die breite Brust im Takt des Beatmungsgeräts auf und ab bewegt hatte, und seinen Vater leise angefleht: »Verlass mich nicht, bitte, verlass mich nicht …« Doch sein Vater hatte trotz der eindringlichen Bettelei nicht noch mal das Bewusstsein erlangt.
    Das war das letzte Mal gewesen, dass Morasco freiwillig in einem Krankenhaus gewesen war – abgesehen von dem Mal, als Holly ihr Kind geboren hatte, und das zählte er nie mit. Niemals.
    Â»Kam Ihnen Ihre Frau in den Wochen vor ihrem Verschwinden irgendwie verändert vor?«, wollte er nun von Nelson wissen.
    Â»Nein.«
    Â»Sie haben mir erzählt, dass sie öfter an Ihrem Computer war. Haben Sie irgendwelche Mails gefunden, die sie dort erhalten hat?«
    Â»Nein. Soweit ich weiß, hat sie meinen Computer nur benutzt, um Informationen über die Privatdetektivin zu bekommen, die schließlich von mir angeheuert worden ist.«
    Â»Brenna Spector?«
    Â»Ja. Ich glaube nicht, dass meine Frau eine eigene E-Mail-Adresse hatte.«
    Â»Können Sie sich vorstellen, warum sie eine Privatdetektivin hätte engagieren

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