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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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sollen?«
    Â»Nein.«
    Â»Sind sie sich da sicher?«, mischte sich Gil Pomroy ein.
    Â»Ja.«
    Wieder atmete Morasco erst tief ein und danach langsam aus. »Mr Wentz«, setzte er an, »wusste Ihre Frau, dass Sie einmal zum Fall Iris Neff vernommen worden sind?«
    Â»Was? Ich wurde nie vernommen.«
    Â»Doch. Vielleicht haben Sie es vergessen, aber ich habe Sie damals selbst befragt.«
    Jetzt wich auch noch der letzte Rest von Farbe aus Nelsons Gesicht.
    Â»Lydia Neff«, rief ihm Pomroy in Erinnerung. »Eine wirklich attraktive Frau. Nun, zumindest vor zehn Jahren.«
    Morasco bedachte ihn mit einem bösen Blick. »Erinnern Sie sich wieder, Mr Wentz?«
    Â»Sie … Sie haben mich zu Hause aufgesucht. Aber Sie kamen nicht mit rein. Wir haben nur ein paar Minuten an der Tür gesprochen.«
    Â»Diese Unterhaltung meine ich.«
    Â»Sie haben versprochen, diskret zu sein. Haben versprochen, es niemandem zu erzählen.«
    Dieses Mal stieß Pomroy einen tiefen, spöttisch-melodiösen Seufzer aus. Morasco konnte praktisch spüren, wie sich die Rädchen in seinem Gehirn auf der Suche nach einer möglichst ätzenden Bemerkung drehten, und wünschte sich nicht zum ersten Mal, er hätte die Macht, Pomroy zu befehlen, einfach still zu sein.
    Â»Mr Wentz?«, wandte er sich wieder Nelson zu.
    Â»Carol hat nie etwas von unserem Gespräch erfahren.«
    Â»Wusste sie denn sonst etwas?«, mischte sich jetzt wieder Pomroy ein.
    Morasco knirschte mit den Zähnen, Nelson aber richtete sich auf und sah seinen Kollegen aus brennenden Augen an. »Was meinen Sie?«
    Â»Wusste Carol etwas von Ihrer Affäre mit Lydia Neff?«
    Wentz öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und machte ein klickendes Geräusch.
    Â»Wusste sie etwas davon?«
    Â»Bitte. Ich … ich fühle mich nicht wohl.«
    Â»Vielleicht ist Affäre ja das falsche Wort, Nelson. Wie wäre es mit jugendlichem Fehltritt? Hören Sie, ich weiß, das ist zehn Jahre her, aber Frauen können in diesen Dingen wirklich seltsam sein. Wenn sie dahinterkommen, dass man sie betrogen hat, ist es für sie, selbst wenn es ewig her ist, immer, als wäre es gerade erst passiert.«
    Â»Das bringt uns nicht weiter«, stieß Morasco zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Pomroy aber machte weiter, als drehe jemand den Lautstärkeregler langsam, aber sicher immer weiter auf.
    Â»Wir wissen doch, wie Frauen sind, nicht wahr, Nelson? Sie stellen plötzlich Nachforschungen an und fangen an, mit anderen zu reden . Was zum einen total peinlich und zum anderen einfach total nervig ist, stimmt’s? Vor allem, da in Ihrer Ehe sowieso nicht unbedingt alles zum Besten war! «
    Â»Ich brauche die Schwester … Schwester! «
    Sofort wurde die Tür geöffnet, und eine kleine, silberhaarige Person in einem Kittel, auf dem zahllose pastellfarbene Wolken prangten, streckte ihren Kopf herein. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Â»Wir wollten gerade gehen.«
    Morasco wandte sich zum Gehen, Pomroy aber blieb wie angewurzelt stehen. Er stand gut dreißig Zentimeter neben Nelsons Bett und sah mit seinem durchdringenden Blick wie ein menschliches Ausrufezeichen aus. Bildete der Kerl sich wirklich ernsthaft ein, so bekäme er etwas aus Wentz heraus? »Ich nehme an, Sie werden uns nicht sagen, wo Sie den … womit wurde Ihre Frau getötet? Mit einer Harpune? Oder vielleicht mit einem Eispickel?«
    Grundgütiger Himmel.
    Â»Gehen Sie manchmal auf die Jagd, Nelson?«
    Wentz’ Augen wurden groß und feucht. Er keuchte wie ein Tier, das in der Falle saß, und sein Atem drang in schmerzerfüllten kleinen Stößen aus dem schlaffen bleichen Mund.
    Â»Sie müssen beide gehen«, stellte die Krankenschwester fest. Und endlich, endlich rührte Pomroy sich und folgte Morasco mit steifen Schritten aus dem Raum, wobei ihm die Frustration aus allen Poren drang … Alle diese blöden Angeber in Tarry Ridge, all diese Möchtegern-Dirty-Harrys mit ihren gepflegten Vorstadtvillen und ihren blitzblank geputzten, nagelneuen Autos, die nicht mal wüssten, wie man jemanden vernimmt, wenn man ihnen all ihr schönes Spielzeug wegnehmen und sie für eine Woche in die südliche Bronx versetzen würde … Mann, das würde ich wirklich gerne mal erleben, Mann, wie gerne würde ich genau in diesem Augenblick diesem Idioten

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