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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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zeigen, wo der Hammer hängt …
    Nelson murmelte zwei Worte, und Morasco drehte sich noch einmal zu ihm um. »Was haben Sie gesagt?«
    Â»Nichts.«
    Doch sobald sie vor der Tür waren, war Morasco klar, was Wentz gemurmelt hatte, als er davon ausgegangen war, dass ihn niemand mehr verstand. Er dachte kurz darüber nach, ob er es Pomroy oder seinem Vorgesetzten sagen sollte. Aber vielleicht hatte er sich ja auch ganz einfach verhört. Deshalb wollte er es nur jemandem sagen, dem er seiner Meinung nach vertrauen konnte, doch so einen Menschen gab es auf der ganzen Wache nicht. Tatsächlich waren derartige Menschen dünn gesät. Er zermarterte sich das Hirn auf der Suche nach einer Person, bei der er das Gefühl hatte, als könnte er ihr alles anvertrauen, doch ihm fiel niemand ein.
    Bis er zurück ins Wartezimmer kam und sie dort sitzen sah.
    Brenna saß im Warteraum des Hospitals von Tarry Ridge und starrte auf eine sechs Monate alte Ausgabe der Vogue , in der es um Frühlingsmode ging und auf deren Titelblatt Cate Blanchett abgebildet war. Eine Erinnerung sickerte in ihre Gedanken ein – sie stand um die Mittagszeit des 14. März mit einer Doppelpackung Cremeschnittchen und einem großen Red Bull in der Schlange an der Kasse des Rite Aid an der Ecke University und 12. und blätterte genau in dieser Zeitschrift, während sich die Frau vor ihr darüber beschwerte, dass ihr fünfzig Cent zu viel für die Familienflasche Garnier Nutrisse abgezogen worden waren –, doch diese Erinnerung verblasste sofort wieder, als sie eine Stimme sagen hörte: »In zirka einer Viertelstunde werden wir ihn entlassen«, den Blick von ihrer Zeitschrift löste und in das freundliche Gesicht einer drallen, jungen Krankenschwester mit zu ihrem Kittel passenden, rosigen Apfelbäckchen schaute. »Er wollte wissen, ob Sie ihn nach Hause fahren können. Wäre das für Sie okay?«
    Â»Sicher.« Es war schwer, einem derart engelsgleichen Mädchen eine Bitte abzuschlagen, obwohl Brenna ein wenig zusammenzuckte, als sie sich daran erinnerte, dass es vor dem Haus von Nelson Wentz nur so von Polizei, Reportern und Schaulustigen gewimmelt hatte, als sie fünf Stunden zuvor kurz dort gewesen war. Sie hatten Carols Leichnam in die Pathologie gebracht, den Wagen in die Werkstatt der Kriminaltechnik geschleppt, und die Schaulustigen hatten das Auto mit ihren Handys fotografiert, als wäre es eine Berühmtheit, die man für gewöhnlich nur im Fernsehen sah, über Fasern und Gewebeproben schwadroniert und eifrig jedes Körnchen forensischer Weisheit, die ihnen durch sämtliche Folgen von CSI zuteilgeworden war, zur Schau gestellt …
    Brenna hoffte nur, die Menge hätte sich seither zerstreut, weil bereits sie selbst mit diesem Rummel kaum zurechtgekommen war.
    Sie legte ihre Zeitschrift beiseite. Als sie ins Krankenhaus gekommen war, hatte sie im Grunde nicht damit gerechnet, dass Nelson sie würde sehen wollen – denn was könnte sie schließlich jetzt noch für ihn tun? Doch nachdem er wieder zu sich gekommen war, hatte er nach niemand anderem als ihr gefragt, und jetzt wollte er auch noch, dass sie ihn nach Hause fuhr. Er hatte anscheinend wirklich niemanden.
    Die Tür des Wartezimmers wurde aufgestoßen, und ein Mann mit einem hochroten Gesicht, vorquellenden Augen und einem billigen, etwas zu engen braunen Anzug stürmte an ihr vorbei. Es war, als würde alles an ihm versuchen, sich gewaltsam einen Weg durch den Raum zu bahnen, bis er endlich draußen war. Nie zuvor in ihrem Leben hatte Brenna einen Mann gesehen, dem der Job als Polizist so deutlich anzusehen war, und sofort war ihr klar, dass er aus Nelsons Zimmer kam. Jetzt plötzlich interessieren sie sich für ihn, ging es Brenna zynisch durch den Kopf, und wie zur Antwort auf diesen Gedanken kam Morasco durch die Tür.
    Als er Brenna sah, verlangsamte er kurz sein Tempo, bedachte sie mit einem durchdringenden Blick und raunte ihr im Vorbeigehen zu: »Rufen Sie mich an.«

12
    Â»Ich habe meine Frau nicht umgebracht.«
    Brenna, die gerade den Motor ihres Wagens angelassen hatte, stellte die Automatik abermals auf P. »Hat die Polizei behauptet, Sie hätten es getan?«
    Â»Bitte, Miss Spector. Ich will nicht darüber reden.«
    Jetzt fuhr Brenna an. Vor ihrem geistigen Auge tauchte Morasco auf, wie er sie durchdringend und zugleich fast flehend

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