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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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ein Mädchen, ein Kind verschwindet und nie mehr gesehen wird.«
    Â»Nun, ich bin anscheinend nicht der Einzige, der es so gesehen hat.« Er wandte sich ihr zu. »Schließlich wurde er anschließend degradiert.«
    Â»Woher wissen Sie das?«
    Â»Das wusste damals jeder hier – obwohl sich wahrscheinlich kaum noch irgendwer daran erinnern kann. Auch mir selber ist es gerade erst wieder eingefallen.«
    Â»Wahrscheinlich war das nur ein Gerücht.«
    Nelson rutschte auf seinem Sitz herum. »Nein. Es war tatsächlich so.«
    Â»Ach ja?«
    Â»Carols beste Freundin Gayle Chandler. Sie hat sich damals stark in unserer Nachbarschaftswache engagiert und hatte deshalb sehr engen Kontakt zur Polizei.«
    Â»Sie war die Nachbarin von Lydia Neff.«
    Â»Genau.« Nelson sah sie blinzelnd an. »Woher wissen Sie das?«
    Â»Ich habe mich an den Namen erinnert.«
    Er atmete tief durch. »Aber wie dem auch sei, wusste Gayle aus zuverlässiger Quelle, dass man Morasco wegen Insubordination degradiert hatte. Außerdem hieß es gerüchteweise, er hätte Polizeiressourcen vergeudet, indem er den falschen Hinweisen nachgegangen wäre. Einer –«
    Â»Falschen Spur.«
    Â»Ja. Genau.«
    Sie erinnerte sich an ihr Telefongespräch von vor elf Jahren, als Morasco noch zu jung für seinen Job gewesen war. Auch sie selbst hatte gefunden, dass er herablassend und abschätzig geklungen hatte, aber offenkundig hatte sie sich da geirrt. Er hatte sich geschämt. Morasco, der durchaus zuvorkommend und nett geklungen hatte, bis er plötzlich kühl und abweisend geworden war. Blauer Wagen. Diese beiden Worte hatten seine Karriere ruiniert.
    Â»Das hätte niemals an die Presse durchsickern dürfen.«
    Â»Nein, ich bin froh, dass es durchgesickert ist, denn –«
    Â»Es war eine falsche Spur.«
    Â»Eine falsche Spur?«
    Â»Richtig, eine falsche Spur.«
    Â»Menschen ändern sich«, sagte sie jetzt. »Und Detective Morasco ist nicht mehr so jung.« Sie stieg aus und öffnete Nelsons Tür.
    Â»Keiner von uns ist mehr jung.« Nelson sprach mit der leisen Stimme eines Mannes, der geschlagen war. Er kämpfte sich gesenkten Hauptes aus dem Wagen, und mit einem Mal hatte sie echtes Mitgefühl mit ihm.
    Â»Ich werde Ihnen helfen«, hörte sie sich deshalb sagen, noch bevor dieser Entschluss gedanklich von ihr abgesegnet worden war.
    Die Wentz’sche Garage, deren Tor noch immer offen stand, war inzwischen völlig leer und wirkte wie ein riesengroßer, leerer, aufgerissener Mund.
    Als sie und Nelson daran vorbeigingen, sagte sie: »Seien Sie nicht überrascht, wenn es in Ihrem Haus ein bisschen anders aussieht als sonst.«
    Â»Inwiefern anders?«, fragte er.
    Â»Nun, die Polizei ist nicht gerade berühmt dafür, dass sie hinter sich aufräumt, wenn sie Wohnungen durchsucht.« Inzwischen hatte Nelson die Haustür aufgerissen, Licht gemacht, und zu Brennas Überraschung sah das Innere des Hauses beinahe unverändert aus. In der Küche waren ein paar Schubladen und Schranktüren geöffnet, aber sämtliche Armaturen waren makellos und ohne eine Spur von Fingerabdruckpulver, und selbst der Messerblock war noch intakt.
    Nelson allerdings starrte auf den Anrufbeantworter und das Wort VOLL , das auf dem digitalen Bildschirm leuchtete. »Ich glaube nicht, dass dieser Apparat je voll gewesen ist, seit wir ihn gekauft haben.« Er kniff die Augen zu, und Brenna wusste, was er dachte. Wir. Er hatte dieses Wort vollkommen natürlich benutzt, aber jetzt steckte es wie eine Fischgräte in seinem Hals.
    Â»Wahrscheinlich Reporter«, sagte sie. »Aber die können warten, stimmt’s?«
    Nelson drückte auf den Abspielknopf.
    Tatsächlich war die erste Anruferin eine Schreiberin der Daily News , deren Stimme viel zu fröhlich für ihre Beileidsbezeugungen klang. Nelson löschte diese Nachricht, ohne sie zu Ende anzuhören, ehe schon der nächste Beileidsanruf – dieses Mal mit ernster Stimme formuliert – von Steve Sorensen, dem Kriminalreporter von Jims Zeitung, The Trumpet , kam. »Den kenne ich«, erklärte Brenna. »Er ist wirklich nett.«
    Nelson sah sie fragend an. »Glauben Sie, ich sollte mit ihm reden?«
    Â»Noch nicht«, riet Brenna ihm. »Wenn Sie zu schnell Interviews geben, werden die Leute denken, dass Sie etwas zu verbergen haben und deswegen

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