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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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wenn sie ihnen gegenüber derart unverhohlen im Vorteil war. Und ihrer steilen Karriere nach zu urteilen, wandte sie diese Fertigkeit auch im Kollegenkreis erfolgreich an.
    Als Brenna ihr auf die Schulter tippte, drehte sie sich um und sah sie mit einem breiten Lächeln an. »Brenna!«, grüßte sie mit ihrem weichen Südstaatenakzent. »Bei so einem Event hätte ich dich nicht unbedingt erwartet. Also, was führt dich hierher?«
    Â»Mit Event meinst du wahrscheinlich eine Pressekonferenz«, stellte Brenna fest, und als Faith nickte, stieß sie einen tiefen Seufzer aus. »Verdammt.«
    Â»Ist Nelson Wentz ein Freund von dir?«
    Brenna schüttelte den Kopf. »Ein Mandant«, erklärte sie, »der nicht zu wissen scheint, wann man besser auf jemand anderen hört.«
    Â»Oje.«
    Â»Du nimmst mir die Worte aus dem Mund – nur dass du ein paar Kraftausdrücke weggelassen hast.«
    Â»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich dich frage, wen du für ihn finden sollst.«
    Â»Carols Mörder.«
    Â»Oje.«
    Brenna nickte zustimmend. »Er hat mich gestern Abend angerufen und gebeten herzukommen, weil er mir etwas zeigen will – ich hatte keine Ahnung, dass er damit so was meint.«
    Â»Er wird seine Sache sicher gut machen.«
    Â»â€¦ sagt die blutrünstige Fernsehjournalistin.«
    Â»Ich bekenne mich schuldig.«
    Â»Ãœbrigens bleibt das Gespräch hier bitte unter uns«, bat Brenna sie. »Abgesehen von dem Part mit der blutrünstigen Reporterin.«
    Faith verzog den Mund zu einem kurzen Lächeln, vergewisserte sich dann aber, ob niemand in der Nähe stand, und schob sich näher an Brenna heran. »Hör zu«, sagte sie leise. »Tut mir leid, dass ich Maya bei ihrer Freundin Larissa habe übernachten lassen.«
    Â»Schon gut.«
    Â»Nein, das ist es nicht. Jim meinte, das wäre gedankenlos von mir gewesen, denn du wärst schließlich gerade erst von deinem Termin in Vegas zurückgekommen und hättest Maya deshalb wahrscheinlich noch mehr vermisst als sonst.«
    Brenna sah sie fragend an. »Das hat er gesagt?«
    Â»Ja, und er hatte völlig recht. Es war gedankenlos von mir. Ich habe einfach nicht überlegt.«
    Â»Faith.« Brenna schüttelte den Kopf. »Niemand ist perfekt.«
    Faith wollte noch etwas sagen, doch unter den anderen Journalisten brach Gemurmel aus, und sie drängten sich noch weiter vor, denn in diesem Augenblick trat Nelson vor das Haus. Er trug einen schlichten grauen Anzug und war in Begleitung eines gebeugten, uralten Herrn mit schütterem weißem Haar – einem der wenigen lebenden Männer, im Vergleich zu denen Nelson regelrecht robust aussah.
    Die Reporter eilten auf die beiden – die zusammen sicher höchstens 120 Kilo wogen – zu, ließen die Kameras laufen und reckten ihnen ihre Mikrophone an langen Stangen entgegen. Dass sich diese Meute auf zwei derart schwache Wesen stürzte, rief in Brenna ein gewisses Unbehagen wach, doch sie schob sich ebenfalls ein Stückchen vor, damit Nelson sie besser sah.
    Der alte Mann trat einen Schritt nach vorn, zog vorsichtig ein Blatt Papier aus der Tasche seiner schwarzen Anzugjacke und setzte eine superdicke, altmodische Lesebrille auf, auf die Faiths Kameramann bestimmt in höchstem Maße neidisch war. Er brauchte über zwei Minuten, bis die Brille richtig saß, und es tat ihr in der Seele weh, ihm dabei zuzusehen.
    Â»Ich bin Malcolm Fischbein«, las der alte Mann mit atemloser Krächzstimme von seinem Zettel ab. »Der Anwalt von Mr Wentz.« Die Reporter brachen in schockiertes Flüstern aus. Brenna hörte Worte wie Rente und Fossil , vernahm, wie Faith’ Kameramann murmelte: »Das ist ja wohl ein Witz«, und dachte, wenigstens weiß Fischbein, wie man sich rasiert.
    Der Mann hustete katharrisch und fuhr fort: »Mr Wentz möchte Ihnen allen für Ihr Erscheinen danken. Wie Sie wissen, durchlebt er gerade eine schwere Zeit und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihm die Ruhe zugestehen würden, die er in der Trauer um seine verstorbene Gattin Carol braucht. Mr Wentz wird jetzt eine kurze Erklärung verlesen, aber keine Fragen beantworten.«
    Die Menge stieß einen kollektiven Seufzer aus, Brennas Schultern allerdings entkrampften sich, und sie atmete erleichtert auf. Keine Fragen. Danke, Mr Fischbein.
    Nelson suchte Brennas Blick und nickte ihr kurz zu,

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