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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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formulierte er es so kompliziert? Weil er fürchtete, dass man ihnen nicht nur folgen, sondern auch die SMS abfangen würde? Aber jeder konnte das Rätsel lösen … es sei denn, er war nicht von hier. Googeln mit dem Stichwort Bobby Poor würde jedenfalls nicht das richtige Ergebnis bringen. Bobby Reich lag, was den öffentlichen Nahverkehr anging, quasi im Nichts. Wenn sie die U-Bahn nahm, müsste sie anschließend noch eine ziemlich weite Strecke zu Fuß zurücklegen.
    Kurze Zeit später saß sie im Fond eines Taxis, in dessen Lederpolstern noch abgestandener Zigarettenrauch hing: ein Überbleibsel aus der Zeit, als das Qualmen in diesen Fahrzeugen noch nicht verboten war. Der Fahrer steuerte seinen Wagen zügig durch das nächtliche Hamburg und hielt schließlich in der Straße, wo sich das Lokal befand. Er blickte kurz zu den Fenstern des Restaurants, die alle dunkel waren, und drehte sich zu Julia um.
    »Sind Sie sicher?«, fragte er. » Bobby Reich ?«
    »Oder vielleicht zu Bobby Poor «, erwiderte Julia spontan. »Sagt Ihnen das vielleicht irgendwas?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Klingt aber nach etwas Armseligem. Dann schon lieber Bobby Reich , oder? Macht fünfzehn Euro fünfzig.«
    Julia zahlte und stieg aus. Das cremefarbene Taxi wendete und brauste davon. Nun war sie allein. Die Reeperbahn und ihre Nebenstraßen hatten ihr als konspirativer Treffpunkt besser gefallen. Der Nieselregen war inzwischen in einen Landregen übergegangen, und die Regentropfen schlugen Blasen in den Pfützen, die sie im Licht der Straßenbeleuchtung gerade noch sehen konnte. Sie könnte jetzt auch auf Sonjas komfortabler Schlafcouch liegen … Julia straffte die Schultern und ging den Weg hinunter zu dem Lokal am Wasser. Der Wind zerrte an ihrem Haar und den kahlen Zweigen der Bäume.
    Das Restaurant war wie erwartet geschlossen. Sie umrundete das Gebäude und betrat die Ausflugsterrasse mit den langen Bootsstegen. Es war niemand zu sehen. Hatte sie sich bei der Entschlüsselung von Renards SMS geirrt? Ihre Schritte klangen auf den Holzbohlen wie ein hohles Klopfen. Rechts von ihr lag nun die Alster, gesäumt von beleuchteten Wohnhäusern und dem Alsterpark. Als sie das Ende der Terrasse erreicht hatte, nahm sie zwischen den Bäumen am Ufer eine Bewegung wahr.
    »Renard?«, fragte sie halblaut, aber ihre Stimme wurde vom heulenden Wind und prasselnden Regen geschluckt. Zwischen den Bäumen blitzte ein Lichtpunkt auf: einmal … zweimal … Da war jemand in dem kleinen Parkabschnitt zwischen der Straße und dem Fluss. Es konnte jemand sein, der einen letzten Gang mit seinem Hund unternahm. Oder es war der Journalist, der sie erwartete. Doch von hier aus kam sie nicht dorthin.
    Renard, verdammt, dachte sie. Er hatte wohl in seiner Jugend zu viele Spionagegeschichten gelesen. Sie sollte jetzt einfach nach Hause gehen – besser gesagt, zu Sonjas Wohnung. Was ihr den Grund ihres Hierseins schmerzlich ins Bewusstsein rief. Sie hatte gerade kein Zuhause, weil sie bei Serail Almond in eine merkwürdige kriminelle Geschichte hineingeraten war, deren Ausmaß sie noch nicht durchschaute. Und Paul Renard, der Journalist, zog anscheinend gerade am selben losen Fadenende wie sie. Julia zog ihr Telefon hervor und wählte Renards Nummer. Sofort erklang seine Ansage, doch auf die Box sprechen wollte sie nicht. Sie kehrte zur Straße zurück, marschierte auf ihr ein kurzes Stück und bog dann durch eine Lücke in der Hecke nach rechts in den kleinen Park ein.
    Der Regen ließ nun nach, dafür wurde der Wind heftiger. Der Rasen war zum Alsterufer hin abschüssig, und sie musste aufpassen, dass sie nicht ausrutschte. Die Kronen der Bäume bogen sich im Wind, und der Boden war übersät mit herabgefallenen Zweigen. Julia fühlte sie unter ihren Füßen, als sie über das aufgeweichte Gras ging. Hinter den Büschen und Baumstämmen glitzerte die Alster, und die Wolken reflektierten die Lichter der Nacht.
    Julia erschauerte. Angst kroch ihr langsam den Rücken hoch, schien sie mit einer Art Klammergriff zu würgen. Sie fühlte sich beobachtet. Doch wo war Renard? Laut rief sie: »Renard? Sind Sie hier?«
    Plötzlich sah sie eine Bewegung zwischen zwei Baumstämmen. Da war jemand. Er schien ihr zuzuwinken. Sie heranzuwinken … Endlich. Er hatte sie herbestellt, jetzt sollte er auch reden. »Renard!«, sagte sie noch einmal genervt.
    Keine Antwort. War der Mann da drüben doch nicht Renard? Aus der Ferne sah er eher wie ein dunkler Schatten unter den

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