Dornteufel: Thriller (German Edition)
das Auto tat einen heftigen Ruck, und es knallte. Metall knarrte, das Fahrzeug schien sich aufzubäumen und dann nach vorn abzusacken. Der Land Rover kam nicht mehr voran, die Räder drehten durch. Ein dicker Ast quer vor der Windschutzscheibe schien ihnen wie ein ausgestreckter Arm die Weiterfahrt zu verwehren.
»Na klasse.«
Robert unternahm noch zwei vergebliche Versuche, weiterzufahren, dann gab er es mit einem wütenden Hieb auf das Lenkrad auf.
»Los, raus!«, kommandierte er. Die Fahrt war definitiv zu Ende.
Um ihren malträtierten Körper zu schonen, glitt Julia vorsichtig aus dem Wagen. Sie suchte den Wald hinter ihnen mit den Augen ab. Ohne das Dröhnen des Dieselmotors in den Ohren konnte sie in nicht allzu großer Entfernung Motorgeräusche, ja sogar Stimmen hören. »Sie sind uns ganz dicht auf den Fersen«, sagte sie leise, als Robert zu ihr trat.
»Ja, dieses Auto hat eine Schneise in den Wald gefressen wie ein Panzer«, flüsterte er; seine heisere Stimme verriet seine Verärgerung. Er griff Julia am Ellenbogen, und sie musste einen Aufschrei unterdrücken, da er genau auf eine der Brandwunden fasste. Robert, der davon nichts ahnte, zog sie unbeirrt mit sich, den Hang hinauf.
»Warum gehen wir hoch und nicht runter?«, fragte Julia wenig später, als sie einen Moment stehen blieben, um Luft zu holen und sich umzuschauen.
»Weil die denken, dass wir runterwollen.«
»Und wo wollen wir wirklich hin?«
Er zuckte mit den Schultern. »Erst mal weg.«
»Ich hab vorhin auf der Karte gesehen, dass es hier alte Bergwerke gibt. Ich glaube, sie haben hier früher Eisenerz gefördert. Eine stillgelegte Mine liegt nicht allzu weit von hier in Richtung Südwesten. Dort können wir uns verstecken.« Der Plan klang auch in ihren Ohren verrückt. Doch weitaus verrückter war, davon auszugehen, dass sie in ihrem schlechten körperlichen Zustand noch einen Gewaltmarsch hinlegen und dabei ein paar kräftige, ortskundige Männer abhängen könnte. Robert allein vielleicht, aber sie … Gegen ihren Willen gab sie ein gequältes Stöhnen von sich. Nicht nur die Brandwunden schmerzten, sondern auch der linke Knöchel, zudem zitterte sie in den nassen Klamotten.
»Findest du denn den Eingang zu der Mine?«
»Ich werde mich bemühen«, sagte sie und versuchte, sich an die detaillierte Karte mit den Höhenlinien und Landmarken zu erinnern. Die Höhenlinien hatten vor dem verzeichneten Mineneingang eine markante Nase gebildet, also einen Vorsprung markiert. Wenn sie sich nicht täuschte, könnte es weiter hinten am Hang so eine Stelle geben.
Julia zeigte die Richtung an, und dann marschierten sie los. Doch auch quer zum Hang kamen sie nur langsam voran. Immer wieder schallten die Rufe ihrer Verfolger durch den Wald, wurden mal lauter, mal leiser.
»Zum Glück haben sie keine Hunde«, meinte Robert nach einer Weile, als er mal wieder stehen bleiben musste, um auf Julia zu warten.
Vorhin hatten sie ab und zu in der Ferne einen Schuss gehört. Nun war es kurze Zeit ruhig geblieben, sodass sie schon dachten, sie hätten ihre Verfolger abgehängt. Da hallte wieder ein Schuss durch den Wald. Und noch einer. Julia ließ sich instinktiv fallen. Sie blickte durch die Gräser hindurch auf Robert, der zurücktaumelte, stolperte und dann nicht weit von ihr zu Boden fiel. Sie robbte zu ihm und sah zu ihrem Entsetzen, dass sich auf seinem Oberschenkel ein dunkelroter Fleck ausbreitete. Robert keuchte und presste die Hand auf die Stelle. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
»Los, lauf weiter«, stieß er hervor. »Die wollen dich, nicht mich.«
»Ich lass dich hier nicht allein«, erwiderte sie. Die würden ihn genauso wenig schonen wie sie. Julia hörte in der Ferne wieder Stimmen, aber es war eh zu spät, um davonzulaufen. Sie duckte sich tiefer in das Dickicht und presste Parminski warnend eine Hand auf den Mund, die andere gegen die Stelle, wo die Kugel ihn verletzt hatte. Er zitterte nun wie sie, und seine Haut fühlte sich feucht an. Während sie dicht beieinanderlagen, konnte sie seinen viel zu schnellen Herzschlag spüren und betete, dass er nicht verblutete.
So wie es sich anhörte, gingen ihre Verfolger nur in ein paar Metern Entfernung unterhalb des Hanges an ihnen vorbei. Julia glaubte, auch Stefan Wilsons verhasste Stimme zu hören. Robert hatte recht: Die zwei Männer mit den Gewehren gehörten in jedem Fall zu der Verbrechergruppe von Serail Almond.
Julia dachte über ihre Lage nach, und viel Positives
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