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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Schach zu sprechen gekommen.«
    »Brillant, rücksichtslos, risikofreudig - so haben mir die Leute Ihr Spiel beschrieben.« Churchill machte eine Pause. »Und im Ersten Weltkrieg waren Sie beim Nachrichtendienst.«
    »Ich war bei einer Motorradeinheit«, protestierte Vicary. »Ich war Kradmelder, nicht mehr.«
    Churchill wandte den Blick von Vicary ab und starrte an die Decke.
    »Im Jahre 1250 vor Christus sprach Gott zu Mose, er solle Spione aussenden, um das Land Kanaan auszukundschaften.
    Gütigerweise gab der Herr Mose einen Rat, nach welchen Kriterien er seine Spione auswählen solle. Nur die besten und intelligentesten Männer seien für eine solche Aufgabe geeignet, sagte der Herr, und Mose nahm sich seinen Rat zu Herzen.«
    »Das ist wahr, Herr Premierminister«, sagte Vicary. »Wahr ist aber auch, daß die Informationen, die die Spione sammelten, schlecht verwertet wurden. Die Folge war, daß die Israeliten weitere vierzig Jahre durch die Wüste wanderten.«
    Churchill lächelte. »Ich hätte längst einsehen müssen, daß man niemals mit Ihnen streiten darf, Alfred. Sie haben eine rasche Auffassungs gabe. Das habe ich immer bewundert.«
    »Was soll ich tun?«
    »Ich will, daß Sie eine Aufgabe beim militärischen Geheimdienst übernehmen.«

    »Aber Herr Premierminister, für diese Art von Arbeit bin ich nicht qualifiziert...«
    »Dort weiß keiner, was er tut«, schnit t ihm Churchill das Wort ab. »Am wenigsten die Berufsoffiziere.«
    »Aber was wird aus meinen Studenten, meiner Forschungsarbeit?«
    »Ihre Studenten werden ohnehin bald eingezogen und werden um ihr Leben kämpfen. Und was Ihre Arbeit angeht, die kann warten.« Churchill machte eine Pause. »Kennen Sie John Masterman und Christopher Cheney aus Oxford?«
    »Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß die da hereingezogen wurden?«
    »Doch, und glauben Sie nicht, daß Sie an irgendeiner Universität noch einen Mathematiker finden, der etwas taugt.
    Die haben wir uns alle geschnappt und nach Bletchley Park geschafft.«
    »Was um alles in der Welt tun sie dort?«
    »Sie versuchen, deutsche Codes zu knacken.«
    Vicary tat so, als denke er kurz nach. »Ich denke, ich mache mit.«
    »Gut.« Churchill schlug mit der Faust auf den Wannenrand.
    »Sie werden sich Montag früh bei Brigadegeneral Sir Basil Boothby melden. Er ist der Chef der Abteilung, der Sie zugewiesen werden. Und ein englischer Einfaltspinsel, wie er im Buche steht. War nach mir in Harrow. Er würde mir gern ein Bein stellen, wenn er könnte, aber dazu ist er zu dämlich. Der Mann ist ein hoffnungsloser Stümper.«
    »Klingt charmant.«
    »Er weiß, daß wir befreundet sind, und deshalb wird er Sie auf dem Kieker haben. Lassen Sie sich bloß nicht von ihm schikanieren. Ist das klar?«
    »Ja, Herr Premierminister.«

    »Ich brauche in der Abteilung jemanden, dem ich vertrauen kann. Es wird Zeit, daß der militärische Nachrichtendienst eine Intelligenzspritze bekommt. Und Ihnen wird das auch guttun, Alfred. Es wird Zeit, daß Sie Ihrer verstaubten Bibliothek den Rücken kehren und wieder unter Menschen kommen.«
    Die unvermittelte Vertraulichkeit Churchills überraschte Vicary. Er dachte daran, wie er am gestrigen Abend auf dem Nachhauseweg in Helens Auto gestarrt hatte.
    »Ja, Herr Premierminister, ich glaube, es ist an der Zeit. Nur, was soll ich beim militärischen Nachrichtendienst tun?«
    Doch Churchill war bereits im Wasser untergetaucht.

4
    Rastenburg, Deutschland: Januar 1944

    Admiral Canaris war ein kleiner, nervöser Mann, der leicht lispelte, weißhaarig, mit durchdringenden blauen Augen und einem sarkastischen Humor, den er allerdings nur selten zeigte.
    Er saß auf dem Rücksitz eines Mercedes, der vom Flugplatz Rastenburg zu Adolf Hitlers geheimem Hauptquartier fuhr, etwa fünfzehn Kilometer entfernt. Canaris mied Uniformen und militärische Abzeichen jeglicher Art und zog deshalb normalerweise einen schlichten dunklen Anzug vor. Da er heute aber mit Adolf Hitler und den ranghöchsten deutschen Offizieren zusammentreffen sollte, trug er widerwillig seine Kriegsmarineuniform unter dem Dienstmantel.
    Der alte Fuchs, wie ihn Freunde und Kritiker gleichermaßen nannten, war dank seiner kühlen, unnahbaren Persönlichkeit für die ruchlose Welt der Spionage wie geschaffen. Mehr als jeder Mensch mit Ausnahme seiner Frau Erika und seiner Töchter lagen ihm seine beiden Dackel am Herzen, die jetzt zu seinen Füßen auf dem Boden schliefen. Mußte er aus dienstlichen Gründen

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