Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
Seit Beginn des Krieges florierte ihr Unternehmen, und sie hatten ihre Geschäfte auf andere Bezirke ausgedehnt. Aber nach einem Bandenmord sah die Sache nicht aus. Pope vermutete, daß es etwas mit dieser Frau zu tun hatte - Catherine Blake oder wie immer sie auch hieß. Er hatte, ohne seinen Namen zu nennen, die Polizei verständigt, denn ganz heraushalten konnte er sie nicht, aber bei der Suche nach dem Mörder oder der Mörderin seines Bruders würde er sich nicht auf sie verlassen.
    Das wollte er selbst in die Hand nehmen.
    Dicky parkte den Wagen am Fluß und betrat das St. Thomas Hospital durch einen Personaleingang. Nach fünf Minuten tauchte er wieder auf und kehrte zum Wagen zurück.
    »War er da?« fragte Pope.
    »Ja, er glaubt, daß er das für uns deichseln kann.«
    »Wie lange braucht er?«
    »Zwanzig Minuten.«
    Eine halbe Stunde später kam ein hagerer Mann in Sanitäteruniform hinter dem Krankenhaus hervor und trabte auf den Lieferwagen zu.
    Dicky kurbelte die Scheibe herunter.
    »Ich habe sie, Mr. Pope«, sagte der Sanitäter. »Ich habe sie von einem Mädchen in der Verwaltung. Sie hat gemeint, das sei gegen die Vorschriften, aber ich habe ein bißchen Süßholz geraspelt und ihr einen Fünfer versprochen. Das macht Ihnen doch hoffentlich nichts aus.«
    Dicky streckte die Hand aus, und der Sanitäter gab ihm einen Zettel. Dicky reichte ihn an Pope weiter.
    »Gut gemacht, Sammy«, sagte Pope und las. »Gib ihm sein Geld, Dicky.«
    Der Sanitäter nahm das Geld und machte ein enttäuschtes Gesicht.
    »Stimmt was nicht, Sammy? Zehn Schilling, genau wie abgemacht.«
    »Aber Mr. Pope, was ist mit dem Fünfer für das Mädchen?«

    »Den kannst du als Unkosten abschreiben.«
    »Aber Mr. Pope...«
    »Sammy, du willst mir doch nicht den Nerv töten, ausgerechnet jetzt.«
    Dicky legte den ersten Gang ein und fuhr mit quietschenden Reifen los.
    »Wie lautet die Adresse?« fragte Dicky.
    »Islington. Leg einen Zahn zu.«
    Mrs. Eunice Wright, wohnhaft in der Norton Lane Nr. 23 in Islington, war ein wenig wie das Haus, in dem sie lebte: groß, schmal, der Jahrhundertwende entstammend und von viktorianischer Strenge und Standfestigkeit. Sie wußte nicht - und sollte es auch nach dieser unerquicklichen Geschichte nie erfahren -, daß eine Agentin namens Catherine Blake von der deutschen Abwehr ihr Haus als falsche Adresse angegeben hatte.
    Seit zwei Wochen wartete Eunice Wright nun schon darauf, daß ein Handwerker kam und ihren defekten Boiler reparierte.
    Vor dem Krieg hatte sie die Zimmer in ihrer kleinen Pension hauptsächlich an junge Männer vermietet, die ihr bereitwillig geholfen hatten, wenn einmal der Abfluß verstopft war oder der Gasofen nicht funktionierte. Doch inzwischen waren alle jungen Männer in der Armee. Ihr Sohn, der stets in ihren Gedanken war, kämpfte in Nordafrika. Ihre jetzigen Mieter bereiteten ihr wenig Freude - zwei alte Männer, die ständig über den letzten Krieg sprachen, und zwei ziemlich einfaltige Mädchen vom Lande, die ihrem langweiligen Dorf in Mittelengland entflohen waren und in einer Londoner Fabrik arbeiteten. Früher hatte Leonard alle Reparaturen im Haus durchgeführt, aber Leonard war nun schon seit zehn Jahren tot.
    Eunice stand am Fenster im Wohnzimmer und nippte an einer Tasse Tee. Im Haus war es still. Die Männer spielten im ersten Stock Dame. Sie hatte ihnen eingeschärft, die Steine nicht auf das Brett zu knallen, damit sie die Mädchen nicht weckten, die gerade von der Nachtschicht gekommen waren. Vor lauter Langeweile schaltete sie das Radio ein und hörte die Nachrichten auf BBC.
    Der Lieferwagen, der gleich darauf vor ihrem Haus hielt, kam ihr merkwürdig vor. Er trug an der Seite keine Aufschrift, keinen Firmennamen, und die beiden Männer, die im Führerhaus saßen, sahen gar nicht nach Handwerkern aus. Der Kerl am Steuer war groß und stark, mit kurzgeschorenem Haar und einem so dicken Hals, daß man meinen konnte, der Kopf sitze direkt auf den Schultern. Der andere war kleiner, dunkelhaarig und blickte verdrossen drein. Auch ihre Kleidung war merkwürdig. Sie trugen keine Overalls, sondern Anzüge, offenkundig sogar ziemlich teure Anzüge.
    Sie öffneten die Türen und stiegen aus. Eunice fiel auf, daß sie keinen Werkzeugkasten bei sich trugen. Vielleicht wollten sie den Schaden an ihrem Boiler zuerst in Augenschein nehmen, bevor sie ihr Werkzeug ins Haus schleppten. Sie musterte sie genauer, als sie auf ihre Vordertür zugingen. Sie sahen eigentlich

Weitere Kostenlose Bücher