Down Under - Reise durch Australien
Freund! Die anderen Tiere blieben unbeweglich um uns herum sitzen, und auch wir beide blieben still, obwohl wir doch so gern lauthals gelacht hätten. Denn wenn man etwas lernen kann, dann von jemandem, der uns sechzig Millionen Jahre voraus ist. Also genossen wir still diese Szene. Ein kleines Lächeln erlaubten wir uns aber doch.
Tut uns einen Gefallen! Nein, zwei. Verzichtet auf einen Abstecher zu den Delfinen von Tin Can Bay. Man kann sie sehr oft im offenen Meer beobachten und mit etwas Glück sogar in Strandnähe mit ihnen schwimmen. Und wenn ihr mit Pelikanen zusammensitzt, haltet die Klappe.
* * *
Die Zeit verging unglaublich schnell. Die Tage waren ausgefüllt mit Arbeit, die freien Abende und oft auch die Nächte mit Strandleben und Ausgehen. Wir hatten ein wahnsinniges Schlafdefizit, aber obwohl wir doch scheinbar unendlich viel Zeit hatten, wollten wir keine Minute davon verschwenden, schon gar nicht mit Schlafen. Aber wenn man einen Job hat, bei dem einem kaum eine Verschnaufpause vergönnt ist, ist ein Tag oder eine Woche vorbei, ehe man es recht bemerkt. Als die acht Wochen bei Greg zu Ende gingen, war es Ende November, und der Sommer setzte sich bereits durch.
Greg bot an, uns mit seinem Auto nach Brisbane zu bringen, wo wir uns mit Juksey treffen wollten, um noch drei Tage in seiner Heimatstadt zu verbringen, bevor wir dann weiter Richtung Adelaide wollten. Der einzige Job, den wir bereits von Deutschland aus organisiert hatten, war auf einer Farm nahe Adelaide, und unsere Arbeit dort sollte am ersten Dezember beginnen. Es fiel uns schwer, uns von Greg und Rainbow Beach zu trennen. Völlig übermüdet von einer durchfeierten Nacht mit Dan und Travis warfen wir an diesem Morgen unsere Backpacks in Gregs 4-Wheel-Drive und schliefen fast sofort ein. Aber Greg boxte uns dauernd in die Seite oder brüllte: »Hey, wacht auf! Das ist unfair! Das sind meine letzten Stunden mit euch, und ihr schlaft einfach!«
Wieder nahte ein Abschied. Die Stimmung in solchen Momenten, in denen man jemanden verlassen muss, den man lieb gewonnen hat, ist seltsam fremd. Wir bekamen einfach nicht die Ausgelassenheit und den Spaß hin, der uns die ganzen Tage über begleitet hatte, obwohl wir es krampfhaft versuchten. Schließlich erreichten wir die Stelle, die wir mit Juksey als Treffpunkt ausgemacht hatten. Wir standen auf der Straße, versuchten, einander nicht anzusehen und traten von einem Fuß auf den anderen. Als Juksey endlich aufkreuzte und wir uns verabschieden mussten, drückte mich Greg, dass mir fast die Luft wegblieb. Dem großen Bär von einem Mann schossen die Tränen in die Augen, dann drehte er sich schnell um, sprang in seinen Van und fuhr davon. Mit dem kleiner werdenden Wagen verschwand auch ein liebenswerter Mensch, bei dem wir für zwei Monate ein Zuhause gefunden und den wir ganz fest ins Herz geschlossen hatten.
Drei Tage verbrachten wir in Brisbane. Das bedeutete zweiundsiebzig Stunden Party mit Juksey und seinen Freunden Damian und Dimpy. Wir wohnten in einem der suburbs , die sich wie bei allen australischen Städten weit hinausziehen. Paddington ist – im Gegensatz zu Brisbane downtown – hügelig und durchsetzt mit vielen kleinen, oft schneeweißen Häusern in meinem so geliebten viktorianischen Stil. Wir genossen die Stadt und die Zeit mit den Jungs in vollen Zügen nach der anstrengenden Zeit in Rainbow und waren ausgelassen wie noch nie.
Doch dann mussten wir auch diese drei netten Jungs verlassen, nahmen den Bus nach Melbourne und quartierten uns für zwei Nächte in einem Hostel im Stadtteil St. Kilda ein. Leider haben wir nicht viel mehr als dieses St. Kilda von Melbourne gesehen, aber das Viertel an der Port Phillip Bay war genau das Richtige für uns. Jede Menge Bars, Klubs, Pubs und Kneipen reihen sich aneinander, und der Strand mit der schönen Promenade ist tagsüber wie geschaffen zum Faulenzen. Der Betrieb, der dort herrschte, war zumindest für diese kurze Zeit eine willkommene Abwechslung zu den verschlafenen Nestern, die wir bisher kennengelernt hatten.
Trotzdem wollten wir die Tage nicht nur vergammeln, sondern auch den Weg von Melbourne nach Adelaide richtig genießen. Also beschlossen wir, nicht den offiziellen Bus zu nehmen, sondern die Aushänge im Hostel zu nutzen und einen tour guide zu buchen. So lernten wir Steve kennen, und am dritten Morgen in Melbourne brachen wir mit einer kleinen Gruppe von Backpackern auf, die genau wie wir die berühmte Great Ocean Road mit
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