Down Under - Reise durch Australien
dein Gehirn brennen, wenn du selbst vor diesem Zeugen aus ferner Vergangenheit sitzt.
Gott sei Dank wurde bereits vor Jahren ein Abkommen mit den Aborigines geschlossen, die in unmittelbarer Nähe zum Uluru errichteten hässlichen Motels wieder abzureißen. So besitzt der Berg wieder das Umfeld, das ihm gebührt. Seltsam, aber auf der Rückfahrt schien es, als würden andere Menschen als zuvor im Wagen sitzen. Ruhigere und gelassenere.
Der letzte Ausflug mit Colin ging nach Kata Tjuta , besser bekannt als die Olgas . Die Olgas müssen vor Millionen von Jahren ein zweiter Uluru gewesen sein, und Geologen haben entdeckt, dass sie durch unterirdische Gesteinsschichten miteinander verbunden sind. Die vielen einzelnen Felsgebilde, von denen manche höher als der Uluru sind, waren früher ein einziges kleines Gebirge, bevor Verwitterung sie zu den berühmten Olgas machte. Auch sie sind wunderschön in ihrem Farbenspiel, und es macht Spaß, sie zu betrachten und zwischen ihnen zu wandern, aber die Ehrfurcht eines Uluru lösen sie nicht aus.
Nach dieser letzten Tour mit Colin löste sich unsere Gruppe langsam auf. Jeder von uns hatte andere Ziele oder musste nach Hause, und auf Colin wartete bereits die nächste Reisegruppe. Sandy und ich verabschiedeten uns schweren Herzens von Colin, Nick und den anderen und waren wieder allein.
Das nächste Ziel unserer Reise hieß Perth. Und da auch wir nicht über unbegrenzte Zeit verfügten, entschieden wir uns, das Flugzeug zu nehmen. Wenn ihr im einzigen Terminal von Alice eincheckt, denkt bloß nicht darüber nach, wie viele Meilen Outback vor und unter euch liegen, wenn ihr womöglich mit einer kleinen klapprigen Maschine abhebt. Wenn ihr es schafft, nicht abzustürzen oder eine Notlandung hinzulegen, dann könnt ihr von da oben erst so richtig wahrnehmen, wie weit das Land ist. Auf dem Weg nach Perth blickte ich durch das Bullauge auf das Niemandsland da unten, und mir schoss durch den Kopf, dass Outback wohl eine Abkürzung sein musste. Eigentlich müsste es Out never back heißen.
In Perth angekommen, brachte uns ein netter Taxifahrer zum Billabong Backpackers Resort , das im Stadtteil Northbridge liegt und zum Übernachten in Ordnung ist. Vor allem, weil Northbridge sich gleich an Downtown Perth anschließt und man zu Fuß auf Entdeckungstour gehen kann. Perth wurde um die Ausläufer des Swan River herum errichtet und schmiegt sich durch eine große Ausbuchtung des Flusses geschützt an die Küste.
Nachdem wir eingecheckt hatten, sahen wir uns ein wenig die Stadt an. Bereits während dieses ersten Stadtbummels fiel uns auf, dass beinahe jeder hier cool und relaxt wirkt. Ich weiß nicht, woran das liegen mag, aber die Gelassenheit der Einwohner von Perth ist richtig ansteckend. Ein Ort, an dem man sich niederlassen kann. Richtig Lust, uns lange in der Stadt aufzuhalten, hatten wir allerdings nicht. Die Tour mit Colin wirkte noch nach, und wir fühlten uns in den Straßen und den Geschäften nicht recht wohl. Also beschlossen wir, die Umgebung zu erkunden und einige Ausflüge zu unternehmen.
Irgendjemand hatte uns gesagt: »Wenn ihr nach Rottnest Island kommt, müsst ihr Quokka Soccer spielen!« Auf unseren erstaunten Gesichtsausdruck hin erklärte uns dieser Jemand, dass Quokkas niedliche kleine Kängurus sind, die aussehen wie Fellbällchen und mit denen gedankenlose Zeitgenossen früher Strandfußball gespielt haben sollen. Also, das wollten wir nun auf gar keinen Fall, aber die Quokkas anschauen allemal. Wir fuhren mit einer Fähre durch das Delta des Swan River nach Rottnest Island und genossen einen ganzen Tag auf der weitgehend naturbelassenen Insel, die Robinson Crusoe sicher gefallen hätte. Außer Freitags waren zwar noch eine ganze Reihe anderer Ausflügler auf der autofreien Insel, aber die Grüppchen verliefen sich recht schnell, und wenn man gut zu Fuß ist und die vielen kleinen Buchten und Strände per pedes erobert, kann man durchaus den Eindruck bekommen, auf einem einsamen Eiland gestrandet zu sein.
Anfangs entdeckten wir keinen einzigen Quokka , aber als wir einen wenig benutzten Trampelpfad hinunter zum Meer einschlugen, huschten die süßen Tiere plötzlich überall aus den Büschen. Sie ließen sich sogar mit Blättern füttern und sehen einfach drollig aus. Wenn man sie auch für eine Mischung aus Ratte, Kaninchen und Biber halten könnte, so sind sie doch Felsenkängurus, die sich in einer ökologischen Nische zu Quokkas entwickelt haben. Aber
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