Down Under - Reise durch Australien
Urlaubsreise mit Nichtstun, am Strand liegen, Lesen, Faulenzen und das Leben genießen vor einem liegt, dann vergehen die ersten Tage, ausgefüllt mit aufregendem Neuen, Entdeckungstouren unternehmen, Baden und Schlemmen, herrlich langsam. Die Wochen kommen einem unendlich lang vor. Doch sobald die Hälfte der Zeit vergangen ist, scheint der Rest des Urlaubs zu verfliegen. Hat man sich endlich auf den Rhythmus eingestellt, ist der Traum vorbei.
Was hatten wir für eine Spannung gefühlt, und wie riesig erschien uns unser Zeitvorrat, als uns vor nun bald elf Monaten in Sydney die nette Frau von der Einwanderungsbehörde anlächelte. Es war wie ein großer Sack voll Zeitsand, aus dem es langsam rieselt. Man weiß wohl, dass etwas verloren geht, nimmt es aber kaum wahr, so gering ist der Verlust zu Beginn. Doch nach der Hälfte einer Reise wird der Sandberg auf der vergangenen Seite der Zeit mit einem Mal größer als der Rest im Sack. Und genau dann bemerkt man, wie dieser Rest einem durch die Finger rinnt.
Es war unausweichlich. Wir mussten zurück.
Die Rückfahrt entlang der Küste traten wir mit sehr gemischten Gefühlen an. Wir hatten beide den absolut festen Willen, dieses Land nur vorübergehend zu verlassen. Wir würden wiederkommen. Und dann würden wir bleiben. Doch würde sich das auch realisieren lassen? Die Zweifel daran nagten an uns, aber wir schworen uns, alles zu versuchen, um unser zweites Zuhause nicht wieder aufgeben zu müssen.
Seit wir Matt verloren hatten, hatten wir das Gefühl, dass etwas zerreißen würde, wenn wir dieses Land endgültig verlassen würden. Seine Familie, seine Freunde, waren uns so nahe, dass eine Bindung von ferne uns nicht ausreichen würde. Nichts konnte Matt wiederbringen, aber die Freundschaft, die durch ihn entstanden war, war uns unglaublich wichtig. Lange sprachen wir über diese Dinge, und dies gab uns noch mehr Kraft, jede Möglichkeit zu versuchen, hierbleiben zu können.
Es sollte eine melancholische Fahrt nach Sydney werden. Wir machten Halt an einigen Orten, an denen wir eine unglaublich schöne Zeit verbracht hatten. Aber Veränderungen kommen meist schneller, als man sie erwartet. Menschen und Voraussetzungen ändern sich, und man kann vergangene Momente nicht zurückholen oder festhalten. So erging es uns mit Rainbow Beach.
Greg freute sich sehr, uns wiederzusehen. Wir blieben ein paar Tage im Rocks , quatschten mit unserem alten Chef, so oft es ging, halfen sogar ein wenig beim Kochen und machten uns hier und da nützlich, aber das alte Gefühl der Verbundenheit wollte sich nicht wieder richtig einstellen. Viele Monate waren vergangen, seit wir hier eine eingespielte Einheit gebildet hatten. Doch jetzt wohnten wir bei Greg als Reisende und nicht mehr als Mitglieder seines Teams. Das Gefühl des Überflüssigseins ließ sich nicht ganz abschütteln.
Das Wochenende verbrachten wir mit unseren guten Freunden Dan und Travis. Die Stunden waren schön, und wir fühlten uns durchaus wohl, aber ganz tief im Innern lauerte immer der Gedanke, dass diese zwei Tage nicht so wie die aufregende Zeit unserer ersten Begegnung waren. Es auch nicht sein konnten. Wir sprachen zu oft vom Abschied.
Und auch Rainbow Beach selbst sahen wir mit anderen Augen. Schon in diesen acht Monaten hatte sich das Bild des Ortes verändert. Neue Häuser und Geschäfte waren entstanden, und alles wirkte auf uns touristischer, auf dem Weg hin zu einem dieser austauschbaren Orte, die man an allen Küsten dieser Welt antrifft. Vielleicht hatten wir aber auch einfach nur unseren Blick geschärft für die Realität und die idealistische Anfangsbegeisterung abgelegt. Dennoch, Gina und ich waren traurig. Traurig, dass wir dabei waren, unsere Unbeschwertheit, die Träume und die Freiheit, Fehler zu machen, gegen diesen kritischen Blick und Realitätssinn einzutauschen. Inzwischen waren wir zwanzig, aber auf diesem Rückweg fühlte ich mich älter.
Überall auf der Welt gibt es Dinge, die man während eines kurzen Urlaubs oft nicht wahrnimmt oder nicht wahrnehmen will. Dazu gehört wohl leider auch der Umgang mit Fremden. Zynischerweise auch der Umgang Einheimischer mit Ureinwohnern. Als wir die zwei Monate bei Greg arbeiteten, hatten wir uns gleich nach einem Internetcafé umgesehen, um Kontakt nach Hause und zu unseren Freunden halten zu können. Eines dieser Cafés wurde von einer Aboriginefamilie geführt, und wir wurden ihre Stammgäste. Sie waren mit die liebenswertesten Menschen, denen wir
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