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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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wäre.
    »Harding Jones.«
    Plötzlich bin ich elektrisiert. Kommt er wirklich aus der Deckung, der Schwager des Bürgermeisters, oder ist es eine weitere Falle für die neugierige Donovan?
    »Beweisen Sie es«, sage ich prompt.
    »Seid ihr Cops immer so misstrauisch?«
    »Dies ist eine schlechte, schlechte Welt, Mister.«
    »Ich mag Ihren Humor, City Force-Agent. Wo treffen wir uns?«
    Er ist gefährlich, er versteht es zu manipulieren, will mich einnehmen. Ich wünschte, Del und ich hätten mehr Zeit gehabt – Zeit, auf Cinthis Angebot einzugehen. Religion war jedoch nie mein Geschäft, diese Gurus, deren Namen wie das Tagesgericht einer Thai-Bude klingen. Religion und Politik, wo ist da die Grenze?
    »Sie wollen, dass ich den Treffpunkt bestimme –« Dem Schwächeren die Wahl der Waffen? »In einer Stunde im Downtown-HQ.«

    Im HQ der DWNTN-Cops ist gerade Einlieferung. Die Beute der letzten Nachtschicht. Gepanzerte Sicherheitstrucks spucken blasse und eingeschüchtert aussehende Punks vor den Arrestzellen aus. Es stinkt nach Kotze und Angst.
    »Ist die Jagdsaison schon eröffnet?«
    Einer der Cops wirft mir einen gehetzten Blick zu. Er heißt Ranson oder so ähnlich – ist einer der wenigen, die freiwillig mit der CF reden. »Ach du bist’s, Donovan. Weitergehen.« Auffordernd ruckt er mit seiner Dienstwaffe. »Keine Ahnung, was hier läuft. Schätze, der DH weiß es selber nicht. Seit dieses neue Zeug aufgetaucht ist, drehen hier alle durch.«
    »Neues Zeug?« Ich geb mich ahnungslos.
    »Nennen es Sternenstaub.«
    Er schiebt seine Kappe nach hinten, wischt sich den Schweiß von der Stirn. Ranson ist wie alle DWNTN-Cops, gerät nicht so schnell ins Schwitzen. Die Dinge müssen schlimmer stehen, als Fraser zugibt, viel schlimmer.
    »Weitergehen. Hab das mit Del gehört, tut mir Leid.«
    Hab nicht gewusst, dass er sie kannte. Wenn er es war, der den Truck zur Hillside gefahren hat, überlege ich, ist sein Schuldenkonto dann schon ausgeglichen, oder kann Dels Ex-Partnerin noch einen Gefallen einfordern?
    »Was habt ihr gegen die Punks vorliegen?«
    »Der DH will sie zum Verhör.« Er senkt die Stimme. »Seit Tagen hängt ein Typ von der DCU in seinem Büro rum. Schätze, von da kommt die Order. Daniels ist nicht gerade berühmt für Eigeninitiative.«
    »Der fette Daniels und Initiative, guter Witz«, lach ich. »Bist wohl auf der richtigen Spur. Wie stehn die Chancen, dass ich mal ’nen Blick ins Protokoll werfen kann?«
    »Warum nicht, Donovan, Kleinigkeit. Komm nachher auf ’nen Drink zu Manuel’s, und ich überspiel sie dir. Dann hab ich –«
    »He, Ranson, glaubst du, ich fahr die Schicht heute allein?«
    »Wenn du weiter rumbrüllst, war das deine letzte Schicht, Bogdanovich«, gibt er an, und zu mir: »Ich seh dich heute Abend.«
    Dieses »heute Abend« klingt nach Problemen. Doch damit befasse ich mich, wenn’s so weit ist.
    »CF-Agent Donovan?«
    Plötzlich steht er neben mir, ich habe ihn nicht gehört. Wie konnte ich nur so sorglos sein? Ranson taxiert ihn, schnell und professionell, Cop-Augen, zieht beiläufig seine Waffe.
    »Schon wieder auf der Straße, Hogie? Deine Beziehungen möcht ich haben.« Sein Finger spielt am Abzug, hebt seine Laser-Point-Special, bohrt ihm die Mündung unters Kinn. »Dreh ihm nie den Rücken zu, Donovan.«
    »Es hat eine kleine Änderung gegeben, CF-Agent.« Eine nervöse Zunge huscht über trockene Lippen, eine Klapperschlange über Stein. »Der Erleuchtete bittet Sie in den Tempel.«
    »In die Uptown?« Fast hätte ich laut aufgelacht. Wer hätte gedacht, dass er es so plump anstellen würde? »Er will mich sprechen, also bestimme ich den Treffpunkt, verstanden?«
    »Der Erleuchtete wird ungehalten sein.«
    »Du wirst ihn schon besänftigen, Hübscher.«
    Eine Hand gleitet unter den weichen Frazini-Blazer, sucht nach einer bewaffneten Antwort, findet aber nur ein Päckchen »Golden Blend«. Er macht ein paar nervöse Züge, kommt zu einer Entscheidung.
    »Wir sprechen uns noch, CF-Agent.« Das klingt nach einer leeren Drohung, und er weiß es. Er dreht sich abrupt um, nicht ohne Ranson noch einen giftigen Blick zuzuwerfen. Als ob er damit punkten könnte. Image ist alles.

    Zeit für meinen Bericht bei Fraser, wieder mal. Der Sonderstatus will verdient sein, und diesmal gibt es kein »Sie Überschreiten Ihre Kompetenzen, DelMonico«, diesmal gibt es nur Donovan. Es ist an der Zeit, sich zu erinnern. Benutz die Tricks, die der alte Straßenwolf dir letzte Nacht

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