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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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vorgeführt hat.
    »… gibt wohl keine Straßenecke in der Downtown, an der sie nicht auf den großen Unbekannten warten, der das Ticket zu den Sternen in der Tasche hat. Dealer und Kunden sind bereit, jeden Preis zu zahlen.«
    »Ist das alles, was Sie in vierundzwanzig Stunden rausgekommen haben?«
    »Hab da ein paar Hinweise«, sag ich vage. Hier verheimlicht doch jeder irgendwas. Soll ich mich also hinstellen und von Harding Jones’ netter Einladung berichten?
    »Verdammt, Donovan, wissen Sie überhaupt, was da draußen vorgeht?«
    Der Einsatzleiter zeigt Nerven. Seltsam, muss wohl von oben Druck gekriegt haben. Scheint so, als hätten sie die Parole geändert. Das kann nur bedeuten, die Formel hat den Besitzer gewechselt und Bürgermeister Warring hat den großen Weißmacher in die UPTN geschickt.
    »Vielleicht sollten Sie endlich mal Klartext reden, Sergeant, könnte meine Arbeit mächtig erleichtern.«
    »Sparen Sie sich Ihre Ansprachen, Donovan, und machen Sie Ihren Job.«
    »Und was, verdammt, ist mein Job, Fraser?« Ich merke, wie ich laut werde. Ein Dialog wie aus einer dieser blöden Real-Shows – Cops unter Druck.
    »Ich will das Zeugs von der Straße haben.«
    »Sie oder der Bürgermeister?«
    Er kippt nach vorne, die Stuhlbeine knallen auf den Boden. Ich seh, wie draußen Köpfe gereckt werden.
    »Irrtum.« Der ESL grinst sein Haifischgrinsen. »Wir reden hier von LB.«
    »Der Bezirksstaatsanwalt?«
    Wer hätte gedacht, dass sich Lowell Brannigan mit der rauen Wirklichkeit befasst und Jagd auf Drogen-Panscher macht. Aber in wenigen Wochen beginnt die heiße Phase des Wahlkampfs, da werden Politiker unberechenbar, und vorausschauende Männer wie Lane Warring kehren nicht nur Dreck, sondern ihre Söhne gleich mit unter den Teppich.
    Ich frage mich nur, welche Leichen die angeheirateten Verwandten im Keller haben. Glaubt Jones, ich weiß mehr, als in den offiziellen Akten steht? Verdammt, ich wünschte, es wäre so.
    »Also, wann kann ich mit Resultaten rechnen?«
    Ich zucke nur mit den Achseln. Wer kann schon sagen, was der Tag noch bringen wird.

    Ich schaue kurz bei LaSalle rein. Sie ist die Anführerin der Schattenarmee. Verbringt ihre Tage und Nächte damit, sich ihren Weg durch das Datengewirr des Central Computers zu suchen. Sie ist die Hexenmeisterin und Herrin des CC, gibt keinen Kode, den sie nicht knackt.
    Seit Del nicht mehr da ist, ist Agent LaSalle ganz dick im Gefallen-gegen-Gefallen-Geschäft, bei ihr laufen alle Infos zusammen, sie kennt die Käufer und die Preise. Aber ich bin noch nicht dahinter gekommen, wie weit man ihr trauen kann.
    »Donovan, oder? Komm rein und spül dir den Staub aus der Kehle.« Lachend schwenkt sie eine Dose Bier. »Kälter wird’s nicht.«
    Ich nehme die Einladung an und setze mich. LaSalle sieht mir zu, wie ich trinke. Da ist etwas in ihrem Blick, etwas Persönliches. Ich hatte vermutlich den gleichen Ausdruck, als ich Bru neulich im Aufzug ansah. Ich beschließe, das Offensichtliche zu ignorieren.
    LaSalle ist eine grobknochige Frau, ihre brandroten Haare trägt sie kurz geschoren wie viele DWNTN-Frauen – die Wasserrationierung bringt seltsame Moden hervor. Ihre Augen sind von unbestimmter Farbe und ihre Gesten ungelenk. Um ihren linken Arm ist eine dreifarbige Python tätowiert, deren klaffendes Maul ihre Handkante umschließt, und wenn sie ihren kleinen Finger bewegt, züngelt eine silberne Zunge.
    Del hat mir mal erzählt, dass sie mit LaSalle zusammen im Trainingslager war und sie der beste Schütze von allen war. Damals hat mich Dels Geständnis verblüfft, gehörte es doch zu ihrem Image, in der Force überall die Beste zu sein. Heute glaube ich, dass sie mich warnen wollte, LaSalle nicht zu unterschätzen.
    Ich werf einen Blick auf die Konsole, überlege, wie ich am besten bei dem Handel abschneiden kann, ohne zu viel zu verraten, ohne auf eine Verschlussakte zu stoßen, die wieder eine verborgene Falltür unter mir öffnet.
    LaSalle beobachtet mich ruhig. Sie hat keine Eile. Ich wette, sie weiß längst, an welchem Fall ich dran bin, weiß von meinem Sonderstatus und überlegt, wie hoch sie im Preis gehen kann.
    Ich werfe ihr einen Köder hin. »Du weißt, was mit Del passiert ist?«
    »Sicher«, sagt sie gleichmütig. »Du auch.« Dann runzelt sie die Stirn. »Da ist doch noch was, oder?«
    Stimmt, da ist noch was. Noch etwas, worüber ich Infos brauche.
    »Du hast von Brubaker gehört?« Wie seltsam, seinen Namen laut auszusprechen.
    LaSalle

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