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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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mein Baby nur eine dieser typischen Phasen durchgemacht hätte und bestimmt nicht zwangsrehabilitiert zu werden braucht.« Plötzlich wird sie hektisch, wühlt in einem leopardenfarbenen Beutel, der auf der durchgesessenen Couch liegt, zieht ein zerdrücktes Päckchen Silver Blend raus, steckt sich eine an und inhaliert tief. Nein, zwangsrehabilitiert muss hier niemand werden. »Seitdem sie sich mit diesem netten Jungen traf …«
    »Welchem Jungen?«
    »Oh, ich kenne seinen Namen nicht.« Fahrig wedelt sie mit dem Joint vor meinem Gesicht. »Sie hat ihn mir nie vorgestellt. Hat sich wohl für ihre Mama geschämt.« Schniefen. »Hat ihr all die schönen Sachen gekauft«, wieder eine fahrige Geste, diesmal zum Spind. »Alles umsonst, all das schöne Geld.«
    Ich sehe zu Chan – der zuckt die Schultern. Hier werden wir nichts mehr erfahren. Gehen wir, Partner. Und dann tue ich etwas, was ich eigentlich nicht wollte: Ich gebe den Kurs nach New Frontier ein.
    »Was soll’s, wir sind doch schon fast da«, rechtfertige ich mich unaufgefordert und vor mir selbst.
    »Hab ich etwa was gesagt?« Chan lehnt sich zurück und schließt die Augen. »Weck mich, wenn wir zurück sind.«

    Bezirksstaatsanwalt Lowell Brannigan ist nicht überrascht, mich mitten in der Wüste zu sehen. Oder falls er es doch ist, weiß er es gut zu verstecken. Warum auch nicht, ist schließlich Politiker, der Mann – und Brus alter Kumpel LB. Verdammt, verdammt, verschwinde aus meinem Kopf.
    »Wie geht es Ihnen, CF-Agent Donovan?«
    Wir sitzen bei einem »informativen Gedankenaustausch« in der SpaceCraft-Kantine für höhere Mitarbeiter und trinken geeisten, frisch gepressten Saft von echten Zitrusfrüchten. Mir ist nicht nach höflichem Geplauder. »Was wissen Sie über diesen Killer, der seinen Opfern erst teure Klamotten kauft und sie anschließend mit ’nem Lasermesser in Scheiben schneidet?«, frage ich unumwunden.
    Er zuckt kaum merklich zusammen und sagt vage: »Nur, was in den Files der Downtown-Cops steht.«
    »Gut. Dann wissen Sie, dass der so genannte Downtown-Schlitzer ein reicher Psycho aus der Uptown ist«, behaupte ich lässig.
    »Nein, das weiß ich nicht«, sagt er ruhig. Nicht bereit, sich auf mein kleines Spiel einzulassen. »Erzählen Sie mir, wie Sie zu dieser Schlussfolgerung gekommen sind.«
    »Mord 3, Celia Dabbish, wurde im Laurette-Mulhaus-Gedächtnispark gefunden. Wer könnte sie da wohl unbemerkt abgeladen haben, außer einem ortskundigen Bürger?«
    »Verdammt, wie konnte das bisher übersehen werden?« Er klingt aufgebracht und ernstlich besorgt.
    »Ich brauche Rückendeckung, um in Uptown ermitteln zu können, DA«, sage ich fest.
    »Was ist mit Ihrem ESL, J.P. Morales?«
    »Der Lieutenant wurde zufällig gestern zur Schulung geschickt – zum Sensitivitätstraining. Seltsamer Zufall, finde ich.«
    Er lässt meine Bemerkung unkommentiert. »Gut, Sie haben meine Unterstützung. Noch heute wird eine Anweisung zur vollständigen Kooperation an die Bürgerwehr rausgehen.« Er wirft mir einen scharfen Blick zu. »Aber das ist doch noch nicht alles, oder?«
    »Nein. Ein Informant …« Warum soll ich Ranson da mit reinziehen? »… sagte mir, dass dieser Killer ein Stardust-Junkie ist. Was wissen Sie darüber?«
    »Offiziell gar nichts. Aber falls Sie meine persönliche Meinung interessiert, ich halte das für eine interessante Theorie und finde, ebenfalls inoffiziell, dass Sie in dieser Richtung weiter ermitteln sollten.«
    »Okay.« Ich stehe auf. »Und wie läuft das Weltraumgeschäft dieser Tage so?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Den Potter-Drive, was sonst?«
    »In Kürze sollen die ersten Simulationen laufen.« Er steht ebenfalls auf und gibt mir förmlich die Hand. »Wir bleiben in Verbindung, CF-Agent. Viel Erfolg.«
    »Danke, DA«, murmle ich und gehe und nehm all die ungefragten Fragen mit.

    »Es gibt nur eine Möglichkeit, der Verseuchung durch Drogen zu entgehen: ein absolutes Verbot aller Substanzen.«
    – General A. D. Reuben Mulhaus

    Die Sonne geht bereits unter, als wir die Stadtgrenze erreichen, in der City wird es inzwischen Nacht sein. Aber mein Tag ist noch nicht zu Ende. Zwei Posten müssen noch abgehakt werden: die Uptown und die Befragung im Mord 4, Rita-Sophia Ochoa. Beides wird eine Sackgasse sein, also beschließe ich, es vor mir herzuschieben. So kann ich wenigstens so tun, als würde ich an dem Fall arbeiten. Nicht sehr klug, ich weiß. Aber immer noch besser als falsche Verdächtigungen

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