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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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hätte die Wunde geblutet«, sagte Garcia. »Aber nicht, wenn das Herz schon aufgehört hätte zu schlagen, als er fiel.«
    »Oder gestoßen wurde«, sagte Miranda.
    »Oder gestoßen wurde«, wiederholte Emert. »Aber wenn er Wasser in der Lunge hat, heißt das wirklich, dass er im Pool ertrunken ist?«
    »Oder woanders«, fügte Miranda hinzu.
    »Nicht unbedingt«, sagte Garcia. »Wasser kann auch nach dem Tod in die Lunge sickern. Oder nach dem Ertrinken von der Lunge absorbiert werden. Glauben Sie bloß nicht alles, was Sie im Fernsehen sehen.«
    Emert seufzte, doch ich wusste nicht, ob er seufzte, weil die potenziellen Szenarien immer komplizierter wurden oder weil er Probleme mit dem Anblick des skalpierten Schädels hatte. Sein Blick huschte, wie mir auffiel, immer wieder zu dem abgeschälten Knochen und rasch wieder weg.
    Als Nächstes nahm Garcia eine Stryker-Autopsiesäge vom Regal an der Wand. Der Motor der Säge war ungefähr doppelt so groß wie ein Stabmixer. Als er den Motor einschaltete, fing ein fächerförmiges Sägeblatt am Ende des Stabs an zu oszillieren, in so winzigen Bewegungen, dass man sie kaum sehen konnte. Ich musste immer wieder über die Genialität einer solchen Stryker-Säge staunen: Falls Garcia versehentlich mit dem Sägeblatt an seine Hand käme, würde seine Haut nur unter dem Blatt vibrieren, das kitzelte womöglich ein wenig, doch er würde sich nicht verletzen. Wenn er jedoch fest drückte – gegen seinen eigenen Finger oder einen Finger der Leiche –, schnitt das Sägeblatt in Sekunden durch Haut und Knochen.
    Garcia senkte das Sägeblatt in der Mitte der Stirn in den Schädel, und zwar sehr langsam, um sicherzugehen, dass er nicht ins Gehirn schnitt. Als das Surren des Motors höher wurde, was ihm verriet, dass das Sägeblatt alle drei Knochenschichten durchschnitten hatte, machte er sich daran, horizontal zu schneiden, direkt über dem linken oberen Augenhöhlenrand, über die linke Schläfe und weiter bis zur Rückseite des Schädels. Sobald er fast dort angelangt war, zog er die Sägekante wieder zur Stirn und machte auf der anderen Seite des Schädels spiegelbildlich denselben Schnitt, sodass das Schädeldach – die Kalvarie – nur hinten noch durch eine zwei Zentimeter breite Knochenbrücke mit dem unteren Teil des Schädels verbunden war. Dann schnitt er diese Brücke mit zwei geschickten Schnitten zu einer V-förmigen Nase.
    Ich hörte, wie Emert Miranda flüsternd fragte: »Warum macht er das?«
    »Weil es so elegant ist«, antwortete Miranda. »Und weil es verhindert, dass das Schädeldach herumrutscht, wenn er die Stücke wieder zusammensetzt. Hilft, das Ganze zusammenzuhalten, das macht sich besonders gut, wenn es eine Beerdigung mit offenem Sarg gibt.«
    »Ah«, sagte Emert. »Gute Idee.« Seine Bemerkung klang beiläufig, doch sein Tonfall war gezwungen.
    Mit einer Hand packte Garcia das Gesicht der Leiche, umklammerte mit den Fingern die Jochbögen der Wangenknochen, und mit der anderen packte er die Kalvarie und zog daran. Als das Schädeldach sich löste, hörte ich ein nasses Schmatzen vom Sektionstisch und ein entsetztes Aufkeuchen aus Detective Emerts Richtung.
    Garcia machte einige Schnitte mit dem Skalpell, um das Rückenmark und einige Membrane zu durchtrennen, dann holte er behutsam das Gehirn aus dem Schädel. Es überraschte mich immer, mit anzusehen, wie viel leichter sich so ein Gehirn abtrennen ließ als, sagen wir, ein Oberschenkelknochen oder eine Rippe, bei denen doch einige resolute Schnitte und viel Gezerre erforderlich waren. Nachdem er es auf der Fleischwaage, mit der die Organe gewogen wurden, gewogen hatte – die Waagschale neigte sich bei 1.773 Gramm –, legte er es auf ein Tablett und nickte Miranda zu. Miranda knotete eine Schnur um das Rückenmarkfitzelchen, das herunterhing, und hängte das Gehirn kopfüber in ein großes Glas mit Formalin, eine wässrige Formaldehydlösung. Wenn das Gehirn in dieser Lösung zwei Wochen marinierte, »präparierte« das Formalin das Gehirn, es konservierte und härtete das Gewebe. Garcia erklärte, Novaks Gehirn weise äußerlich keine Anomalitäten auf, doch aus dem wenigen, was ich über die Arbeit des Wissenschaftlers gehört hatte, schloss ich, dass sein Gehirn durchaus außergewöhnlich gewesen sein musste, zumindest während seines Berufslebens.
    Als Garcia wieder zum Skalpell griff, um den Y-förmigen Schnitt zu machen, mit dem er Brustkorb und Bauchhöhle öffnen würde, drehte ich mich zu

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