Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre
vierzig Minuten brauchen, bis er da war. Inzwischen, schlug er ihr vor, solle sie doch Duane Johnson anrufen. »Natürlich«, sagte Garcia, als sie uns von diesem Vorschlag erzählte. »Wenn ich nicht so nervös wäre, hätte ich gleich an Duane gedacht.«
»Wer ist Duane?«, fragte ich.
»Der Strahlenschutzbeauftragte des Krankenhauses«, sagte Garcia. »Das, was man auf der Medizinischen Fakultät Medizinphysiker nennt, glaube ich. Er bildet Assistenzärzte in der Abteilung für Nuklearmedizin aus. Er hat den Überblick über alle Radioisotope im Krankenhaus, und er unterrichtet Notärzte und Sanitäter darin, wie sie vorgehen sollen, wenn es einen Nuklearunfall oder einen atomaren Terroranschlag gibt. Sein Büro ist im Erdgeschoss, praktisch direkt über uns, und er hat alle möglichen Gerätschaften und eine Sicherheitsausrüstung.«
Dreißig Sekunden später sprach Garcia am Telefon mit Johnson und beschrieb ihm das kleine Metallpellet, das er gefunden hatte, und das zerfetzte Darmgewebe, das zu seiner Entdeckung geführt hatte. Drei Minuten nach dem Anruf hörten wir am hinteren Ende des Flurs ein Klappern, und dann erschien Johnson. Er zog ein Rollregal hinter sich her, das siebzig bis achtzig Zentimeter im Quadrat maß und fast zwei Meter hoch war. Eine Seite war mit einem geriffelten blauen Rollrollo versehen, das an die riesigen Rollläden vor Großstadtläden oder an ein altes Rollpult erinnerte. »Ihre Empfangsdame wollte mich nicht reinlassen«, sagte er zu Garcia. »Ich musste ihr in ziemlich derben Worten klarmachen, dass es in Ihrer aller Interesse ist, wenn sie mir die Tür aufschließt, damit ich herausfinden kann, was hier los ist.« Er schob das Rollo hoch, und dahinter kamen Fächer mit Einwegoveralls, Reinigungsmitteln, Plastiktüten und elektronischen Instrumenten zum Vorschein.
Johnson kramte in einem Kasten am Boden des Rollregals herum und holte einen Geigerzähler heraus, der genauso aussah wie der, den Hank bei der DMORT-Übung benutzt hatte. Ich hörte das langsame, summende Klicken – wie eine tickende Uhr oder ein Dieselmotor im Leerlauf –, das, wie ich inzwischen wusste, normale Umgebungsstrahlung anzeigte. Er hielt den Stab in Garcias Richtung. »Strecken Sie bitte mal die Hände aus«, sagte er, und als Garcia seiner Aufforderung nachkam, fuhr Hank mit dem Stab über Innen- und Außenseite. Das Instrument tickte im selben langsamen, beruhigenden Rhythmus weiter. Als Nächstes fuhr er mit dem Stab von Kopf bis Fuß über Garcias Körper, mit demselben gleichmäßigen, ruhigen Ergebnis, und dann über Miranda, Emert und mich. Ich merkte, dass ich mich allmählich ein wenig entspannte, und als Duane sagte: »Also, niemand von Ihnen ist kontaminiert«, entspannte ich mich noch mehr.
Dann trat er um die Ecke und öffnete die Tür des Sektionssaals, und plötzlich war die Hölle los. Der Geigerzähler schraubte sich zu einem grellen, unaufhörlichen Summen hoch, und an Duanes Hüfte begann ein kleines Gerät zu kreischen, das aussah wie ein Piepser. »Himmel, Arsch und Zwirn«, sagte Duane und machte rasch einen Rückzieher. Beide Instrumente beruhigten sich, sobald er von der Tür weg war, doch mein Herz und meine Nerven, die synchron mit den Messgeräten hochgejagt waren, rasten noch auf Hochtouren. »Da drin ist etwas, das so heiß ist wie ein Vulkan«, sagte er. Er wirkte erschüttert, und das trug nicht gerade dazu bei, dass ich mich wieder beruhigte.
Ich sorgte mich ein wenig um meine persönliche Sicherheit, doch weit mehr um Garcia und Emert und besonders Miranda. Sie war eine junge Frau im gebärfähigen Alter, und wenn das Risiko radioaktiver Verseuchung bestand, war sie potenziell am meisten gefährdet. Außerdem war sie meine Studentin, und ich fühlte mich für ihre Sicherheit verantwortlich. »Duane«, sagte ich, »müssen wir hier raus? Und müssen wir das Krankenhaus evakuieren, oder zumindest einen Teil davon?«
»Hier passiert uns nichts«, sagte Duane und schaute, während er das sagte, auf sein Messinstrument. »Die Wände sind aus Beton, und hier unten im Keller sind sie ziemlich dick, sie bieten also guten Schutz. Ich würde gern herausfinden, was für eine Strahlung das ist und wie heiß sie ist, bevor wir zu so drastischen Mitteln wie der Evakuierung von Patienten greifen. Wenn man Kranke hin und her schafft, kann das ihren Zustand dramatisch verschlechtern. Aber als Erstes will ich mich davon überzeugen, dass die Station über uns nicht in Gefahr ist. Wo
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