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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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herumzuschleichen.
    So, jetzt wissen Sie alles, Bill. Keine Cliffhanger mehr, aber auch kein Happyend. Nur eine alte Frau, die am letzten Kapitel ihrer Geschichte angekommen ist.

41
    »Und was halten Sie von der Geschichte?« Ihre Stimme kam von weit weg. Ich schaute mich um, ein wenig überrascht, dass ich an einem strahlenden Wintermorgen mit einer weißhaarigen Frau in einem sonnigen Wohnzimmer saß. In meinem Kopf hallte noch der Schuss nach, in der heißen Luft eines längst vergangenen Augusttages hing noch das verschwörerische Flüstern.
    »Ich finde, sie hat immer noch einige lose Fäden«, sagte ich. »Haben Sie auch Novak umgebracht?«
    »Himmel, nein, natürlich nicht. Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Weil er dem Dokumentarfilmer Ihr Geheimnis verraten wollte?«
    »Ich hätte seins auch ausplaudern können«, sagte sie. »Und das habe ich ihm auch angedroht, falls er ein Wort über mich verlieren würde. Das Gleichgewicht des Schreckens, bis zum bitteren Ende. Leonard und ich waren gute Oak Ridger, jeder auf seine Art. Er hat seine Geheimnisse gehütet, ich meine. Abgesehen davon, wie sollte eine alte Schachtel wie ich an eine tödliche Strahlungsquelle kommen?«
    Da musste ich ihr recht geben. »Haben Sie den Film mit den Aufnahmen von Jonahs Manuskript an die Sowjets gegeben?« Sie nickte. »Warum sind Sie nach dem Krieg nicht nach Russland gegangen? Sie hätten doch sicher einen Weg gefunden, dort hinzugehen.«
    »Russland? Was um alles in der Welt hätte ich denn in Russland gewollt? Ich war Spionin, keine Idiotin.« Darüber musste ich lachen. »Und jetzt?«
    »Wir warten, bis Detective Emert oder Agent Thornton kommt. Ich habe sie auf dem Weg hierher vom Auto aus angerufen und ihnen gesagt, dass ich glaube, dass Sie Jamison erschossen haben. Und Emert meinte nur, dann wären Sie auch die Spionin. Das wollte ich ihm nicht glauben. Aber er ist wohl klüger als ich.«
    »Nicht klüger«, sagte sie, »nur weniger vertrauensselig.« Sie hob ihr Glas an die Lippen – sie hatte es nicht angerührt, während sie ihre Geschichte erzählte – und trank einen kräftigen Schluck. Sie schauderte leicht, dann holte sie tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Sie sind ein guter Kerl, Bill. Ich werde Sie vermissen.«
    »Oh, ich komme Sie trotzdem besuchen.«
    »Ah, aber das geht nicht«, sagte sie, hob ihr Glas in meine Richtung und trank es aus. »Nicht da, wo ich hingehe.«
    »Beatrice? Was haben Sie gemacht?«
    »Ich habe doch gesagt, Gefängnis gibt’s in allen Formen und Größen, genau wie den Tod. Leonard ist einen schweren Tod gestorben. Ich sterbe einen leichten. Wodka und Nembutal, das ich das letzte Mal, als ich in Mexiko war, dort von einem gefälligen Tierarzt gekauft habe. Ich habe gehört, in der Kombination geht es schnell und schmerzlos.«
    Nembutal war ein Barbiturat, ein starkes Sedativum, das vor allem eingesetzt wurde, um leidende Tiere einzuschläfern. Ich tastete in der Tasche nach meinem Handy.
    »Zu spät«, murmelte sie. »Viel zu spät.«
    Just in dem Augenblick, da ich das Handy aufklappte, um den Notruf zu wählen, glitt ihr das Glas aus der Hand und zerbrach auf dem Terrazzofußboden. Mit einer Stimme, die schläfrig und friedlich und irgendwie jung klang, murmelte sie: »Halten Sie meine Hand, wären Sie so nett, mein Lieber? Ich schlafe wirklich nicht gern allein.«
    Ich kniete mich neben sie und nahm ihre Hand. Sie umklammerte meine Hand mit beiden Händen, und ihr Griff wurde fester. Dann erschlaffte er, und sie war tot. Ich tastete nach dem Puls und fand keinen. Immer noch kniete ich da, ihre Hände mit meinen verschränkt, ihr Kopf lehnte an einer seitlichen Kopfstütze der hohen Rückenlehne. So fand Thornton uns, als er kam.
    »Sie ist tot«, sagte ich.
    Er betrachtete sie aufmerksam und sah dann mich an. »Was haben Sie gemacht, Sie zu Tode befragt? Ihre Hand ganz, ganz fest gedrückt?«
    Ich zögerte, unsicher, ob ich ihm von dem Nembutal erzählen sollte. Wäre es schlimm, wenn ich es ihm verschwieg? Es war ja nicht so, als hätte Beatrice im letzten halben Jahrhundert irgendwelche Geheimnisse verraten. Es stimmte, sie hatte Jonah Jamison erschossen, aber sie hatte sich gerade selbst gerichtet. Warum ihr nicht ein wenig Privatheit und ein bisschen Würde belassen?
    Weil … Weil ich mich an etwas erinnerte, was Art Bohanan vor ungefähr einem Jahr zu mir gesagt hatte, als wir beide zu einem Mann gingen, der einen Pädophilen ermordet hatte, um ihn mit seiner Tat zu

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