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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Handschrift: »Die einzige Doktorandin namens Isabella, die je eine Arbeit über Oak Ridge geschrieben hat.« Der Umschlag selbst war vom bibliotheksinternen Fernleihdienst der University of Tennessee, und darin war eine gebundene Kopie einer Magisterarbeit vom historischen Institut der Tulane University. »Die Rolle nationaler Mythen bei der Legitimation von Massenmord« lautete der Titel und »Von Oak Ridge nach Nagasaki« der Untertitel. Die Verfasserin der Arbeit war eine gewisse Isabella Arakawa, M. A.
    Die Gedanken in meinem Hirn streunten in Richtungen, die mir sehr unangenehm waren. Eine nach der anderen schienen die Billardkugeln des Schicksals in Eck- und Mitteltaschen zu fallen, die dunkel waren und bodenlos. Doch am hinteren Ende des Parkplatzes entdeckte ich Isabellas Prius, und das gab mir ein wenig Hoffnung. Ich fuhr daneben und parkte.
    Ich huschte gerade tropfend unter den schützenden Überstand über der Eingangstür der Bücherei, als jemand vom Personal die Tür abschließen wollte. Es war die grauhaarige Frau, die mich vor einigen Tagen so argwöhnisch gemustert hatte. »Sie haben wohl die Neuigkeit gehört«, sagte sie mit einem mitfühlenden Lächeln. »Sie ist sehr traurig. Sie hat ihrem Vater wohl sehr nahe gestanden.« Die Frau hielt mir die Tür auf und klopfte mir auf die Schulter, als ich eintrat. Die Stadtbücherei, normalerweise hell erleuchtet und voller Menschen, lag still im Halbdunkel, beleuchtet nur von vereinzelten Leuchtstoffröhren.
    Sie war nicht an ihrem Tisch. Ich wandte mich nach links und sah im Oak-Ridge-Raum nach, doch dort war alles dunkel. Wasser tropfte von meinem Mantel und meiner Hose auf den blauen Teppich, während ich verzweifelt bemüht war, die Puzzlestücke irgendwie anders zusammenzusetzen.
    Eine leichte Bewegung fiel mir ins Auge. Irgendetwas – irgendjemand – war hinter den Glaswänden in dem dunklen Oak-Ridge-Raum. Es war Isabella, sie fummelte am Tisch an einer Tasche herum. »Isabella«, rief ich. Ich lief zur Tür und zog daran, doch sie war verschlossen. Sie wirbelte herum und sah mich an, und selbst in dem trüben Licht konnte ich die Wildheit in ihrem Blick erkennen.
    »Isabella, mach die Tür auf«, sagte ich und klopfte mit einem Fingerknöchel an die Scheibe, dann schlug ich mit der Faust dagegen. Sie sah mich an, doch sie sah auch durch mich hindurch, über mich hinaus. So einen entrückten Blick hatte ich schon in vielen Varianten gesehen. Eine davon in den gehetzten Augen von Robert Oppenheimer, eine andere im leeren Starren von Jonah Jamison. Ohne den Blick von mir zu wenden, griff sie in ihre Tasche und holte eine Waffe heraus. Sie hob sie, richtete sie zuerst auf mich und dann auf sich selbst. »Nein!« Ich riss mit beiden Händen am Türgriff. Die Glastür schepperte und knallte gegen das Schloss, und dann brach der Griff ab, und ich stolperte rückwärts. Sie schloss die Augen und drückte den Lauf gegen ihre Schläfe.
    »Nein!«, schrie ich noch einmal. Ich war gegen einen Tisch gestürzt und hatte mich im Sturz mit einer Hand an der Rückenlehne eines kantigen Holzstuhls festgehalten. Ich packte den Stuhl, hob ihn über den Kopf und warf ihn in die Scheibe. Die Luft schien zu explodieren, als der Glasvorhang zersprang und zu Boden fiel. Ich hörte einen Schrei, und ich wusste nicht, ob er von ihr kam, von mir oder von uns beiden. Als der Glasregen versiegte, erwartete ich, sie ebenfalls am Boden vorzufinden – blutige Fetzen auf dem Boden, eine Kugel im Kopf-, doch sie stand noch da, erstarrt, wie betäubt. Sie hatte die Arme vor dem Gesicht verschränkt, Glassplitter glitzerten in ihrem dunklen Haar.
    Ich sprang durch eine Wand, die nicht mehr da war. Mit einer Hand packte ich die Waffe, mit der anderen ihr Handgelenk. Sie schrie auf, als ich ihre Finger aufbog und ihr die Waffe entriss. In dem Schrei lag Entsetzen, aber auch Schmerz – der körperliche, primitive Schmerz eines verletzten Tieres. Ich sah auf ihre Hand, und es war, als hätte ich es mit einer viel schlimmeren Version von Mirandas Hand zu tun. Ihre Fingerspitzen waren raue, nässende Wunden. »Oh, mein Gott, Isabella«, stöhnte ich und starrte auf ihre Hände und all die schrecklichen Dinge, die sie mir verrieten. »Was hast du getan?«
    Tränen rollten ihr übers Gesicht, als würden zerschlagenes Glas und zerstörte Leben in einem Scherbenregen aus ihr herausquellen. »Ich wollte nicht so viele Menschen verletzen«, sagte sie. »Nicht Dr. Garcia. Nicht Miranda.

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