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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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gefahren. Und gleich am nächsten Tag wieder nach Hause zurückgekehrt.«
    »Dann hat er die Fahrt nur gemacht, um das Isotopenarbeitsgerät herzubringen, das er gestohlen hatte«, sagte Emert.
    »Sieht ganz so aus«, meinte Thornton. »Kurz nach seiner Rückkehr nach Louisiana tauchte er in der Notaufnahme eines Krankenhauses in New Orleans auf. Vor zwei Tagen, kurz bevor wir ihn eingekreist hatten, starb er an akuter Strahlenkrankheit.«
    »Weil er die Iridiumquelle entnommen und angefasst hat«, sagte ich.
    »Ganz genau«, sagte Thornton. »Wir werden wahrscheinlich nie erfahren, wer von beiden sie in die Vitaminkapsel getan hat, die Novak geschluckt hat, oder wie sie die Kapsel in Novaks Pillenfläschchen gekriegt haben. Die Verbrennungen, die Sie an Isabellas Hand gesehen haben, lassen vermuten, dass auch sie sie an irgendeinem Punkt in der Hand hatte – wahrscheinlich länger als Miranda, aber nicht so lange wie Dr. Garcia.« Miranda warf mir einen schmerzlichen Blick zu, und ich wusste, dass sie an Garcias Hände dachte.
     
    »Also«, sagte ich zu Emert, »wo ist Isabella jetzt?«
    »Keine Ahnung«, antwortete er. »Sie ist wie vom Erdboden verschwunden. Sie ist nicht in ihrem Haus aufgetaucht und hat auch nicht versucht, ihr Auto abzuholen. Sämtliche Polizisten in Oak Ridge haben sich ihr Gesicht eingeprägt. Wenn sie hier irgendwo auftaucht, schnappen wir sie. Aber ich glaube, sie ist weg. Sie hat gewusst, dass wir ihr auf die Schliche gekommen sind, Doc. Sie war kurz davor abzuhauen, als Sie in der Stadtbücherei aufgekreuzt sind.«
    Ich wandte mich an Thornton. »Was ist mit Ihren Leuten? Was machen Sie?«
    »Wir haben ihr Bankkonto eingefroren«, sagte er, »wir überwachen ihre Kreditkarten, und ihr Foto hängt an allen internationalen Flughäfen und Grenzübergängen. Wir führen Gespräche mit allen, die mit ihr zusammengearbeitet haben, hier und unten in Tulane, wo sie auf der Uni war. Bis jetzt haben wir nichts. Eine flüchtige Frau und ihr toter Vater. Wenn sie eine Möglichkeit sieht hinzukommen«, fuhr er fort, »will sie vielleicht nach Japan. Ihre ganze Identität scheint sich um Nagasaki zu drehen. In den vergangenen zehn Jahren war sie fünfmal dort. Aber ich wüsste nicht, wie sie im Augenblick außer Landes kommen will.«
    Die Erinnerung an ihre Hände und daran, wie sie aufgeschrien hatte, als ich ihr die Waffe entriss, versetzte mir einen Stich.
    Miranda rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Ich bringe das nur ungern zur Sprache«, sagte sie, »aber könnte es sein, dass sie noch unter der Erde ist? Immer noch irgendwo im Abwasserkanalsystem?«
    »Kommen Sie«, sagte Emert. »Es ist eine Woche her. Sie glauben doch nicht, dass sie sich eine Woche lang da unten versteckt?«
    »Nein«, sagte sie leise. »Das ist nicht ganz das, was ich glaube.« Sie warf einen Blick in meine Richtung, sah den Schmerz in meinen Augen und schaute weg.
    »Ah«, sagte Emert verlegen. »Also, wir haben noch nicht alle Röhren absuchen können. Einige sind ziemlich eng, und die Leute, die in den Abwasserkanälen arbeiten, scheinen mir alle ziemlich untersetzte Burschen zu sein.« Er schien noch etwas sagen zu wollen, unterbrach sich jedoch. Auch die anderen schienen es nicht aussprechen zu wollen.
    »Vielleicht möchten Sie Roy Ferguson rufen«, sagte ich schließlich. »Und Cherokee.« Bis auf das leise Summen der Leuchtstoffröhren herrschte Schweigen im Raum. Ich starrte auf den Tisch und auf meine Hände, die darauf lagen, die Finger leicht gespreizt. »Wenn in einem Tunnel … Leichengeruch ist …« Ich musste mich unterbrechen, atmete einmal tief durch und dann noch einmal. »Dann fließt der Geruch mit dem Wasser stromabwärts. Der Hund müsste ihn am Ausflussrohr in der Nähe der Stadtbücherei aufnehmen können.« Ich konzentrierte mich auf den rechten Zeigefinger auf dem Tisch und versuchte ihn dazu zu bewegen, sich zu rühren. Der Finger hob sich leicht, trotzdem kam es mir vor, als gehörte er nicht zu mir. »Entschuldigen Sie mich bitte«, flüsterte ich.
    Ich verließ den Raum und ging einen düsteren inneren Flur hinunter auf ein Rechteck aus Licht zu – eine Glastür zu der Welt da draußen. In dem Augenblick, da ich die Tür erreichte, hörte ich hinter mir eine Stimme. »Dr. B.?« Ich drehe mich um und sah Miranda auf mich zukommen. Einige Schritte vor mir blieb sie stehen. In dem Licht, das durch die Scheibe hereinfiel, sah ich in ihren Augen so viel Freundlichkeit und Mitgefühl, dass ich

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