Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
Vom Netzwerk:
in der Entwicklerlösung liegen lassen. Normalerweise hilft das bei alten Filmen. Doch hier scheint es kaum etwas gebracht zu haben. Aber ich bin noch nicht bereit, die Sache verloren zu geben«, sagte er. »Schon möglich, dass die Abzüge statt schwarz-weiß einfach nur schwarz werden, aber ein Versuch kann ja nicht schaden. Wo sind Sie denn jetzt?«
    »Ich bin kurz vor der I-40«, sagte ich. »Zehn Minuten? Vielleicht zwanzig.«
    »Wollen Sie mit in die Dunkelkammer kommen? Wenn Sie Zeit haben, warte ich, bis Sie hier sind.«
     
    Fünfzehn Minuten später fuhr ich auf den Parkplatz vor Thompson Photo Products. Rodney erwartete mich an der Ladentheke und führte mich in eine Dunkelkammer im hinteren Teil des Gebäudes. Ich fühlte mich privilegiert, denn obwohl ich im Laufe der Jahre hunderte von Filmpatronen mit Fotos von Leichenfundorten hergebracht hatte, war ich noch nie in das innerste Heiligtum, die Dunkelkammer, vorgedrungen.
    Rodney hatte den Film in mehrere dreißig Zentimeter lange Streifen geschnitten und an dem fotografischen Äquivalent einer Wäscheleine aufgehängt. Jetzt holte er einen Streifen herunter und hielt ihn so, dass ich hindurchschauen konnte. Die Dunkelkammer wurde von einer einzelnen roten Birne beleuchtet, also war es in dem Raum – wenig überraschend – ziemlich dunkel. Trotz des trüben Lichts sah ich rasch, dass der Fall hoffnungslos war.
    »Sie haben nicht übertrieben«, sagte ich. »Das sieht aus wie Variationen eines einzigen Themas: durchsichtig, durchsichtiger, am durchsichtigsten. Wo wollen Sie denn da überhaupt ansetzen? Welche Stelle ist am wenigsten schlecht?«
    »Nach unserem Telefonat habe ich mir die Negative noch einmal auf einem Lichtkasten angesehen«, sagte er. »Ich musste einige Blatt Papier auf das Glas legen, um das Licht zu dimmen, damit es nicht alles vollständig auslöscht. Aber sobald ich es abgedimmt hatte, konnte ich ein wenig mehr erkennen, nicht viel, aber genug, um zu sagen, dass mehrere Negative in der Mitte einen ähnlichen Fleck zu haben scheinen. Dieses hier …«, er zeigte auf die Mitte des Negativstreifens, »… scheint ein Millionstel Prozent weniger schlecht zu sein als die anderen.«
    »So gut?« Er nickte düster. »Also, wenn Ihnen das ein wenig den Druck nimmt, die Messlatte meiner Erwartungen liegt im Augenblick etwa anderthalb Meter unter der Erde. Enttäuschen können Sie mich gar nicht.«
    Rodney legte den Filmstreifen in die Bildbühne eines Vergrößerers – eines nach unten zeigenden Geräts der Marke BESELER, das aussah wie eine Kreuzung zwischen einer Arbeitsleuchte und einer altmodischen Balgenkamera – und schob das Negativ zwischen die Lampe und die Linse. Dann nahm er aus einer Blechkiste ein Blatt Fotopapier, 20 x 24 cm, und klemmte es an der Grundplatte fest. »Ich kann jetzt nur schätzen«, sagte er, »aber es sollte so wenig Licht wie möglich hier durchgehen, also habe ich das Objektiv ganz abgeblendet. Oh, und ich habe einen starken Filter eingeschoben, um jeden noch so geringen Kontrast, auf den wir mit ein wenig Glück stoßen, ordentlich zu verstärken.« Er betätigte einen Schalter, und Licht fiel nach unten durch die Linse und durch den Film und beleuchtete das weiße, leere Papierrechteck. Lass Licht uns werden, dachte ich, das Lied von Novaks Beerdigung hallte mir noch im Kopf nach.
    Das Licht verlosch nach wenigen Sekunden, und ich war einen Augenblick blind während auf meiner Retina ein Negativbild zurückblieb, ein schwarzes, 20 x 24 cm großes Rechteck, das vor einem weißen Hintergrund schwebte, bis meine Augen sich wieder an das rote Sicherheitslicht gewöhnt hatten.
    »Verdammt«, sagte ich. Das Blatt war leer.
    »Immer langsam mit den jungen Pferden«, meinte Rodney. »Wahrscheinlich wollen Sie das in einer Minute noch mal sagen, aber noch sind wir nicht so weit. Das Bild erscheint erst, wenn wir das Fotopapier ins Entwicklerbad legen.« Er zeigte auf eine flache Metallschale, in der zwei, drei Zentimeter hoch eine klare Flüssigkeit stand. »Blass, wie das Bild war, zeigt es sich wahrscheinlich ziemlich schnell, falls etwas da ist. Dann muss ich es schnell ins Stoppbad tauchen, um den Entwicklungsprozess zu unterbrechen. Und dann wird es fixiert und gewässert.«
    Schon komisch, dachte ich: Vor einer Woche – kurz bevor die Ereignisse im Leichenschauhaus ihre dramatische Wende genommen hatten – hatte Miranda die Fixierung von Leonards Gehirn vorbereitet. Jetzt sprach Rodney davon, dieses

Weitere Kostenlose Bücher