Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
Vom Netzwerk:
und wir wissen, dass wir sie noch größer und tödlicher machen können. Wir wissen, dass wir sie in Gang setzen, anhalten, beschleunigen oder verlangsamen könnten, genau nach unseren Wünschen. Wir wissen jetzt, dass wir sie nutzen können, um langsame Hitze zu erzeugen oder sofortige Explosionen oder exotische neue Elemente. Einschließlich Plutonium, das, wie exakte Berechnungen ergeben, eine genauso gute Bombe ergibt wie Uran.
    »Eine genauso gute Bombe«, was für eine ironische, widersprüchliche und nihilistische Formulierung. Genauso gut könnte man von »einem schönen Mord« oder »hervorragender Folter« sprechen.
    Groves und seine Armee von Konstrukteuren bauen bereits an dem gewaltigen nächsten Stadium – gigantischen Versionen unseres Reaktors – im Columbia River Valley in irgendeiner gottverlassenen Ecke im Osten von Washington. Sie schicken mich hin, um dafür zu sorgen, dass es funktioniert, und das wird es. Und innerhalb weniger Monate nachdem sie die Reaktoren anfahren, werden sie genügend Plutonium produzieren, um in Japan ganze Städte auszulöschen.
    Wenn ich den Reaktor betrachte, den wir hier gebaut haben – eine sechs Meter hohe Betonmauer, durchstoßen von hunderten von sorgfältig platzierten Löchern, wo Brennstoffe bestrahlt werden, um Plutonium zu erzeugen –, ist der Techniker in mir von Stolz erfüllt. Durch das Herz des Reaktors gräbt sich in einem von akribischer Wissenschaft diktierten Muster ein dichtes, ordentliches Netzwerk aus Rohren.
    Doch der Mensch in mir schreit »Nein!« angesichts dessen, was wir getan haben und warum wir es getan haben, besonders aber angesichts dessen, was wir als Nächstes vorhaben. Ich habe keinen Gott, zu dem ich beten kann, aber wenn ich einen hätte, würde ich für ein Ende dieses schrecklichen Bemühens beten und für ein Ende des Krieges, der einen solchen Wahnsinn als etwas Vernünftiges erscheinen lässt. Und meiner eigenen konfliktbeladenen Mittäterschaft. L. N.

19
    Jim Emert rief just in dem Augenblick an, als ich loswollte, um Garcia im Krankenhaus zu besuchen. Er wollte wissen, ob ich in einer Stunde bei einem Treffen im Fall Novak dabei sein könnte. »Thornton sagt, das FBI hat einige Spuren bezüglich der Strahlungsquelle.«
    »Ich komme«, sagte ich. Garcia war es bestimmt lieber, wenn ich an dem Treffen teilnahm, statt vor seinem Fenster herumzulungern. Miranda wollte um die Mittagszeit zu ihm; dann brauchte sie eine Pause von dem Schädel, an dessen Rekonstruktion sie gerade arbeitete. Ein Bautrupp, der im Norden von Knoxville einen alten Wohnblock abriss, um Platz für das x-te Einkaufszentrum zu machen, war auf ein menschliches Skelett gestoßen. Die Knochen waren alt und brüchig und hatten dem Bulldozer, der sie ausgebuddelt hatte, nichts entgegenzusetzen gehabt. Normalerweise bestand das Skelett eines Erwachsenen aus zweihundertsechs Knochen; von der Baustelle hatten wir zwischen achthundert und tausend Knochenfragmente geborgen. Miranda hatte noch Wochen voller ermüdender Puzzlearbeit vor sich.
     
    Wir trafen uns in einem Konferenzraum in der Stadtverwaltung von Oak Ridge. Als ich Emert und Thornton erzählte, was ich von Beatrice über Novaks Homosexualität erfahren hatte, merkte der FBI-Beamte interessiert auf. Als ich seine Gewissenskonflikte wegen seiner Rolle bei der Produktion von Plutonium für die Bombe beschrieb, wirkte er bestürzt. Er machte sich einige Notizen, und als er fertig war, schüttelte er nachdenklich den Kopf. »Ein Dreiundneunzigjähriger«, sagte er. »Kommt einem harmlos und großväterlich vor, richtig? Dann fängt man an, in seiner Vergangenheit herumzustochern und stößt auf Fotos eines Ermordeten, ein heimliches Sexualleben und Unbehagen darüber, seinem Vaterland geholfen zu haben, den Krieg zu gewinnen. Schon komisch, was für eine gute Tarnung ein hohes Alter sein kann.« Er schüttelte noch einmal den Kopf, diesmal, als wollte er seine Sorgen über Novak abschütteln und sich wieder auf das besinnen, was er uns mitteilen wollte. »Okay, jetzt also das Neueste aus unserem rechtsmedizinischen Strahlenlabor in Savannah River«, sagte er. »Es ist tatsächlich Iridium-192, wie Duane Johnson am Tag des Vorfalls schon festgestellt hat«, sagte er. »Es ist eine verschlossene, metallische, radioaktive Punktquelle; Sie haben sie im Leichenschauhaus gesehen, das wussten Sie also schon. Winzig, aber heißer als die Hölle. Zum Zeitpunkt der Autopsie lag ihre Strahlungsintensität bei rund

Weitere Kostenlose Bücher