Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
Vom Netzwerk:
auf keinem Foto alle drei Elemente zusammen: Hier war ein Foto einer Scheune ohne Silo, dort war ein Foto eines Silos ohne Scheune, einige Seiten weiter eine Scheune und ein Silo, aber dazu weder Hügel noch Wald.
    Ich schloss den Aktenordner und seufzte.
    In diesem Augenblick klopfte jemand leise an die Scheibe. Ich schaute über die Schulter und sah Isabella. Als ich aufstand, öffnete sie die Tür. »Tut mir leid, Sie zu stören«, sagte sie, »aber ich wollte gerade Pause machen und dachte, ich frage mal, ob Sie noch etwas brauchen, bevor ich verschwinde.«
    »Vielen Dank, dass Sie fragen, aber ich glaube, ich bin hier in eine Sackgasse geraten«, sagte ich.
    »Oh, das tut mir aber leid. Gibt es außer den Fotos noch etwas, was Ihnen sagen könnte, was Sie wissen wollen?«
    Ich lächelte. »Was ich wissen will? Was ich wissen will, ist unerschöpflich, fragen Sie nur meine Kollegen, meine Sekretärin oder meine Forschungsassistentin. Doch das, was mich im Augenblick interessiert? Ich weiß nicht, ob etwas anderes als ein Foto mir helfen könnte.« Sie wirkte verdutzt, und das konnte ich ihr nicht verdenken. »Hier, ich zeig’s Ihnen, falls es Sie interessiert«, sagte ich. »Aber wenn Sie lieber Pause machen möchten, will ich Sie nicht aufhalten.«
    »Zeigen Sie es mir«, sagte sie.
    Ich öffnete den braunen Umschlag mit den Abzügen von Novaks Film, die ich mitgebracht hatte. Die Fotos von dem Toten wollte ich ihr nicht zeigen, also holte ich ganz hinten vom Stapel die letzten Abzüge heraus. »Das hier sind alte, lausige Fotos, die in den 40er-Jahren irgendwo hier in der Nähe aufgenommen wurden, glaube ich jedenfalls. Vielleicht. Anscheinend irgendwo in Waldnähe …«, mit einem Stift zeigte ich auf die Bäume, und sie nickte, »… und in Sichtweite einer Scheune und eines Silos.« Sie biss sich auf die Lippe und beugte sich weit über das Foto, wobei ihr das schwarze Haar wie ein Vorhang über das Gesicht hing. »Die Fotos geben nicht mehr her, aber in dem Aktenordner hier habe ich nichts entdeckt, was so aussah, als könnte es diese Scheune sein.«
    »Und Sie möchten diese spezielle Scheune identifizieren?«
    »Ja«, sagte ich. »Also, nicht ganz. Genau genommen versuche ich die Stelle zu finden, von der das Foto der Scheune aufgenommen wurde.«
    Sie ließ sich das einen Augenblick durch den Kopf gehen. »Mit anderen Worten, wenn Sie wüssten, wo sich diese Scheune befindet, könnten Sie herausfinden, wo der Fotograf gestanden hat, als er dieses Foto geknipst hat?«
    »Ganz genau«, sagte ich. »Besteht die geringste Hoffnung?«
    »Absolut nicht«, sagte sie und lachte über mein langes Gesicht. »Das war ein Scherz. Ich will Ihnen nichts versprechen, aber wenn Sie erlauben, dass ich mir von dem Foto eine Kopie mache, höre ich mich mal ein wenig um. Die Fragen, die ich sonst so beantworte, sind bei weitem nicht so interessant.«
    »Nur zu, machen Sie sich eine Kopie«, sagte ich. »Es wäre mir eine große Hilfe.«
    »Und wenn ich die Scheune finde, was dann?«
    »Dann könnte ich Sie vielleicht zum Essen einladen«, sagte ich, »zum Dank.«
    »Oh«, sagte sie nervös und wurde rot. Nach einer verlegenen kleinen Pause fügte sie hinzu: »Ich meinte, soll ich Sie dann anrufen oder Ihnen eine E-Mail schicken?«
    »Ah«, sagte ich und wurde meinerseits rot. »Anrufen ist besser. Mit E-Mails komme ich nicht so zurecht.« Ich reichte ihr eine Visitenkarte mit meiner Büro- und meiner Privatnummer.
    Sie warf einen Blick auf die Karte und sah mich an. Wieder machte sie eine Pause. »Wenn ich Sie anrufe und Ihnen sage, dass ich sie gefunden habe, möchten Sie die Einzelheiten dann am Telefon hören? Oder beim Essen?«
    Ich spürte, wie sich auf meinem Gesicht ein Lächeln breitmachte. »Um ehrlich zu sein«, sagte ich, »bin ich auch nicht scharf aufs Telefonieren. Wie wäre es beim Essen?«
    Sie machte wieder eine halbe Sekunde Pause, dann nickte sie, und ich verließ die Bücherei, ob ich ging oder schwebte, wusste ich nicht zu sagen. Als ich diesmal den Zündschlüssel drehte, klang der Motor nicht wie planloses Trudeln, sondern nach Kraft und Energie, die auf meine Anweisungen wartete. Ich fuhr vom Parkplatz und gab Gas. Das Auto brauste vorwärts, und ich dachte: Allmählich kommen wir weiter.
    Dann dachte ich: Und wovon träumst du nachts?, und lachte über mich.

18
    Von der Stadtbücherei fuhr ich auf die Oak Ridge Turnpike – nach Osten – und kurvte dann die gewundene Straße zu Beatrice’ Haus

Weitere Kostenlose Bücher