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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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der Acme Credit Corporation und den Venona-Transkripten ja doch noch irgendwo etwas auf.«
    Er lächelte kläglich. »Im Gegensatz zu Kistiakowsky würde ich kein Monatsgehalt darauf verwetten«, sagte er. »Zum Teufel, keine zehn Dollar würde ich wetten. Aber wir graben weiter.« Da fiel ihm etwas ein. »Haben Sie immer noch einen Draht zu der Frau in Oak Ridge?«
    Ich wurde rot. »Der Bibliothekarin? Isabella?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, der alten Dame. Beatrice. Der, die Novak geheiratet hat, ohne sich vorher mit der erforderlichen Sorgfalt über seine sexuelle Orientierung zu informieren.«
    »Ah. Nein. Ich habe mit Beatrice nicht mehr gesprochen, seit sie Novak als homosexuell geoutet hat, aber es ist nicht so, als hätten wir Krach gehabt.«
    »Sie Glücklicher«, sagte er. »Hören Sie, da Sie die Begabung besitzen, Madame Beatrice zum Plaudern zu bringen, wie wäre es, wenn Sie noch einmal zu ihr fahren und schauen, ob sie glaubt, Novak hätte Geheimnisse an die Sowjets weitergegeben?«
    »Soll ich eine Nachricht an die Acme Credit Corporation schicken, wenn sie ihn verpetzt?«
    »Klar«, sagte er. »Wir schauen zweimal am Tag im Postfach nach.« Er schob seinen Stuhl vom Tisch zurück. »Ich schätze, ich schleiche mich jetzt wieder in mein Büro«, sagte er. »Für heute habe ich hier genug Schaden angerichtet.«
    »Sie meinen Miranda?« Er nickte. »Sie wollen doch nicht etwa schon das Handtuch werfen?«, sagte ich. »Ich dachte, Sie FBI-Agenten würden nie aufgeben. ›Wir kriegen immer unseren Mann‹, war das nicht ein früher FBI-Slogan?«
    »Nein, das waren die kanadischen Mounties«, sagte er. »Die hatten einen besseren Werbetexter als wir. Abgesehen davon, die Sache mit Miranda, die liegt einfach außerhalb meines Fachgebiets. Die Bösen, die durchschaut man ziemlich leicht, Doc. Die phantastischen Frauen, die sind wirklich geheimnisvoll.«
    »Ich weiß, Chip«, sagte ich und brachte ihn zur Tür des Labors. »Das macht sie ja so phantastisch.«

21
    Vier Stunden nach dem Krach im Knochenlabor wollte ich gerade nach Oak Ridge aufbrechen, um mit Beatrice einen weiteren Ausflug in die Vergangenheit zu unternehmen, als es leise an meine Tür klopfte. Ich schaute auf und war überrascht, Miranda zu sehen. Normalerweise platzte sie einfach herein und hatte meistens noch einen witzigen Spruch auf den Lippen – gewöhnlich auf meine Kosten. Ihre Augen waren gerötet, und sie wirkte völlig verloren. Ich zeigte auf einen freien Stuhl, der vor der Heizung unter dem Fenster stand.
    »Nichts für ungut«, sagte ich, »aber Sie sehen nicht gerade heiß aus.«
    »Ich sehe noch um einiges besser aus, als ich mich fühle«, meinte sie. Ich war beunruhigt – bekam sie erste Symptome der Strahlenkrankheit? –, doch sie sah meine Sorge und winkte rasch ab, ihr Problem sei nicht medizinischer Natur.
    »Möchten Sie darüber reden?« Ich dachte, ich könnte die Frage ruhig stellen, schließlich hatte sie an meine Tür geklopft, doch sie wirkte so zerbrechlich, dass ich es langsam angehen wollte.
    »Über einen Teil davon«, sagte sie. »Über die Ideen. Nicht die Sache mit Männlein und Weiblein.«
    Ich wusste nicht recht, was sie meinte. »Die Ideen?«
    »Die Ideen. Die Ideale. Die Menschen. Patrioten und Verräter. Schwere Entscheidungen und teuflische Kompromisse.«
    »Vielleicht sollten wir uns eine Pizza bestellen«, schlug ich vor. »Und einen Sechserpack Philosophen.«
    Sie ließ sich seufzend auf den Stuhl plumpsen. »In gewisser Weise läuft das ganze Problem auf den Unterschied zwischen Groves und Oppenheimer hinaus«, sagte sie. »Und es steht alles in ihren Augen geschrieben.« Ich sah sie stirnrunzelnd an. »Groves kommt mir vor wie der ultimative Macher«, sagte sie. »Die Dampfwalze des Manhattan-Projekts. Mach, mach, mach. Ganz egal. Er und sein geheimes Projekt hatten unglaublich viel Macht. Groves hatte die Autorität zu nehmen, was immer er brauchte, zu bauen, was immer notwendig war. Nicht genügend Kupfer zum Bau des Y-12-Calutrons? Kein Problem, wir nehmen einfach fünfzehntausend Tonnen Silber aus dem US-Schatzamt. Nicht sicher, ob das Calutron genügend Uran produzieren kann? Wir bauen auch noch eine Gasdiffusionsanlage, die größte Fabrik der Welt. Nicht sicher, ob Uran das Richtige ist? Dann produzieren wir auch Plutonium. Er hat nie alles auf eine Karte gesetzt, und am Ende hat es sich ausgezahlt.« Ich nickte. Um das Risiko des Scheiterns zu minimieren, hatte Groves in der Tat

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