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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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entwickeln konnten, um waffenfähiges Plutonium zu erzeugen und anzureichern.
    Als Thornton und ich von der Bethel Valley Road abbogen und auf den Laboratoriumskomplex zufuhren, fanden wir uns umgeben von schimmernden neuen Gebäuden aus Glas und Stahl. Obwohl das Laboratorium im Besitz der Bundesregierung war – es unterstand dem Energieministerium –, wurde es inzwischen gemeinschaftlich von der University of Tennessee und dem Battelle-Institut – einem privaten, gemeinnützigen Forschungsinstitut mit Regierungsverträgen in Milliardenhöhe – betrieben. Die Partnerschaft war eindeutig fruchtbar, zumindest unter architektonischem Gesichtspunkt.
    Nachdem wir geparkt hatten, gingen Thornton und ich an den neuen Gebäuden vorbei, und allmählich kamen die klotzigen Gebäude aus der Zeit des Kalten Krieges in Sicht, an die ich mich von einem Besuch vor vielen Jahren noch erinnerte. Die alten Gebäude waren nicht durch neue ersetzt worden, sie waren nur ergänzt und dem ersten Blick beim Näherkommen entzogen worden. Wir gingen eine einspurige Straße zwischen hoch aufragenden Gebäuden entlang, an denen 4500 NORD und 4500 SÜD stand, und dann traten wir durch eine Eisentür, die in die riesigen Backsteinmauern von 4500 Süd eingelassen war. Drinnen führte eine Treppe in einen Keller und hinauf in zwei Etagen voller Büros und Labore. Wir stiegen eine Etage hoch, dann betraten wir einen Flur, der mit KORRIDOR H beschriftet war. Ich klopfte an die offene Tür des ersten Büros. Es war dunkel, und ich machte mir schon Sorgen, ich hätte mich irgendwie verlaufen, doch eine Stimme rief: »Herein.«
    Arpad Vass tauchte aus dem Halbdunkel auf, um mir die Hand zu schütteln und das Licht einzuschalten; die Leuchtstoffröhren waren so hell, dass mir zuerst die Augen brannten, und ich verstand, warum Arpad lieber im Dunkeln saß, zumindest solange er am Computer arbeitete.
    Arpad war einer der innovationsfreudigsten Studenten, die ich je gehabt hatte. Statt sich auf physische Anthropologie zu konzentrieren – das heißt im Wesentlichen auf Knochen –, hatte Arpad sich in seiner Doktorarbeit mit Chemikalien befasst. Insbesondere hatte er eine Methode entwickelt, die Chemikalien der Verwesung wie eine Uhr zu interpretieren, an der man die seit dem Tod verstrichene Zeit ablesen konnte.
    In den vergangenen fünf Jahren hatte Arpad die Gase eingefangen und analysiert, die Leichen beim Verwesen verströmen. In einer Ecke der Body Farm hatte er in unterschiedlich tiefen Gräbern vier Leichen vergraben. Die Gräber wurden von einem Netzwerk perforierter Röhren durchzogen, die an die Erdoberfläche führten. Seit er die Leichen begraben hatte, hatte er alle zwei Wochen Luftproben von innerhalb und außerhalb der Gräber genommen und die Proben durch einen Gaschromatograph-Massenspektrometer geleitet, ein raffiniertes Analyseinstrument, das die übelriechenden Proben in ihre individuellen Komponenten zerlegte. Im Laufe des Experiments hatte Arpad fast fünfhundert verschiedene Komponenten identifiziert, die Leichen bei ihrer Verwesung abgeben. Viele Komponenten waren allgemein verbreitet, kamen praktisch überall in der Natur vor, doch er hatte auch rund dreißig Schlüsselkomponenten gefunden, die zusammen als Fingerabdruck einer begrabenen Leiche interpretiert werden konnten. Genauer gesagt als Fingerabdruck einer begrabenen Menschenleiche und nicht der verwesten Überreste eines Rehs zum Beispiel, eines Hunds oder eines Schweins.
    Doch Arpad hatte nicht nur den chemischen Fingerabdruck begrabener Leichen analysiert, er hatte auch ein Gerät entwickelt, mit dem man diese Fingerabdrücke draußen im Gelände feststellen konnte. Das Ding, das er den »Schnüffler« nannte, war eine mechanische Version der Nase eines Leichensuchhunds, und es war dazu gedacht, verborgene Gräber aufzuspüren. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, hatte Arpad einen Prototyp des Schnüfflers getestet.
    Thornton schüttelte Arpad die Hand und schloss die Bürotür. Arpad – der ungarischer Abstammung war und dunkles Haar und braune Augen hatte – zog fragend die Augenbrauen hoch. Auf Thorntons Bitte hin hatte ich ihm nicht gesagt, warum wir ihn sprechen wollten, nur, dass ein FBI-Beamter und ich ihn gern in einem forensischen Fall zu Rate ziehen würden.
    »Es geht hier um eine ziemlich heikle Angelegenheit«, begann Thornton. »Wir haben Beweise dafür, dass während des Manhattan-Projekts in der Umgebung des Labors ein Mord geschah. Wir haben

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