Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre
auch den Verdacht, dass Spionage für die Sowjets bei dem Mord eine Rolle gespielt haben könnte.«
»Interessant«, sagte Arpad. »Was sind das für Beweise?«
Thornton nickte mir zu. Ich öffnete den mitgebrachten braunen Briefumschlag, holte die Fotos heraus und legte sie auf Arpads Tisch. Er studierte die Bilder der Leiche und des flachen Trichters und lächelte. »Das sieht mir nach einem ziemlich guten Beweis aus«, sagte er. »Sind die gerade erst ans Licht gekommen?« Ich nickte. »Und die Leiche wurde nie gefunden?« Ich nickte wieder. Arpad lächelte noch einmal. »Sehr interessant.«
»Erzählen Sie mir von diesem Schnüffler, an dem Sie arbeiten«, sagte Thornton. »Wie funktioniert er – und wie gut funktioniert er?«
Wenn ich Arpad nicht so gut gekannt hätte, hätte ich das ungeduldige Flackern in seinen Augen wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, und dann – fast wie auf Knopfdruck – war er in Präsentationslaune und stellte sich und seine Arbeit dem Beamten vor. »Die Forschung wird vom Justizministerium finanziert«, sagte er. »Wir haben zwei Techniken zum Aufspüren verborgener Gräber erforscht. Eine ist eine ziemlich simple Standardtechnik, die andere ist ein wenig ausgeklügelter; wir entwickeln sie ganz neu für das Ministerium.« Er ging um den Tisch und nahm aus dem Bücherregal an der langen Wand des Büros ein pistolenförmiges Gerät. Anstelle eines Laufs hatte es ein fünfundvierzig Zentimeter langes Gummirohr mit einer Metallspitze am Ende. »Das ist ein TopGun H10X, ein kommerzieller Freon-Detektor«, sagte Arpad, »wie Klimaanlagenmonteure ihn benutzen, um nach Lecks im System zu suchen.« Thornton sah verdutzt aus und ich wahrscheinlich auch, denn diesen Teil von Arpads Präsentationsvortrag hatte ich noch nicht gehört. »Es hat sich herausgestellt«, fuhr Arpad fort, »dass unter den dreißig Schlüsselkomponenten, die eine verwesende Leiche abgibt, auch Freonverbindungen sind. Das ist also eine simple Möglichkeit, mit bereits existierender, preiswerter Technik eine erste grobe Suche durchzuführen. Hier, ich zeig’s Ihnen.« Arpad öffnete einen Aktenschrank und holte ein kleines Glasfläschchen heraus, das mit einem Gummistopfen verschlossen war. Darin war eine kleine Menge von etwas, das aussah wie normale Gartenerde.
»Dies ist eine Bodenprobe von der Oberfläche eines flachen Grabs auf der Body Farm«, sagte er und entfernte den Stopfen. Ich schnüffelte, doch ich konnte keine Verwesung riechen. »Wenn die Leiche obenauf gelegen hätte, würde die Probe richtig stinken«, sagte er, und ich nickte zustimmend. »Aber da wir sie über der Leiche entnommen haben, sind die flüchtigen Fettsäuren nicht in das Erdreich gesickert. Hingegen sind die Gase, die sich in der Leiche unter der Erde gebildet haben, langsam durch die Erde nach oben gewandert. Viel, viel schwächer.« Er kramte in der Aktenschublade herum, holte eine Plastiktüte heraus und tat das Fläschchen in die Tüte. Als Nächstes schaltete er den Detektor ein, der mit einem Geräusch irgendwo zwischen einem Kreischen und einem elektronischen Rauschen zum Leben erwachte. Arpad drehte an einem Schalter, und das Geräusch senkte sich zu einem gelegentlichen Zirpen. Er steckte den Stab des Freon-Detektors in die Tüte und presste die Tütenöffnung dicht um den Stab, damit keine Luft entwich. Nach wenigen Sekunden zirpte der Detektor immer schneller, bis aus dem Zirpen fast wieder ein stetiges Kreischen geworden war.
Thornton nickte, doch das Nicken hatte etwas Zögerndes. »Wenn also jemand eine Leiche für Sie eintütet und Sie stecken den Stab in die Tüte, können Sie die Leiche finden?« Diesmal war die Ungeduld in Arpads Miene nicht zu übersehen.
»Das hier sind ungefähr dreißig Gramm Erde«, sagte Arpad. »Eine Unze. In dieser Probe sind wahrscheinlich wenige Picogramm Verwesungschemikalien. Die Methode ist nicht unfehlbar, aber für den Anfang nicht schlecht, wenn man überlegt, dass man so ein Ding für achtzig Dollar bei eBay bekommt.«
»Dann ist das also nicht der Schnüffler, an dem Sie für das Justizministerium arbeiten?«
»Genau. Der Schnüffler, den wir für das Justizministerium entwickeln, ist hier.« Arpad öffnete einen Schrank und holte ein Instrument heraus, das aussah wie eine Kreuzung zwischen einem Metalldetektor und einem Freischneider. Bei genauerer Betrachtung entdeckte ich, dass es statt einer Suchspule oder einem Mähkopf eine kleine
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