Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre
hatte, und nahm eine weitere Messung vor. Das Zwitschern mochte ein wenig schneller geworden sein, doch das konnte ich mir auch einbilden. Arpad runzelte die Stirn und wirkte verdutzt und ein wenig verlegen. »So kalt, wie es war, könnte es sein, dass die Freonverbindungen sich nicht verflüchtigen«, sagte er. »Oder sie sind längst verschwunden, wenn wir nach etwas suchen, was sechzig Jahre alt ist.«
»Vielleicht ist der Hund auch cleverer«, schlug Emert vor, was ihm einen finsteren Blick von Arpad eintrug.
Er brachte den Freon-Detektor zurück zu seinem Wagen und tauschte ihn gegen seinen Prototyp-Schnüffler ein. Als das Ding zum Leben erwachte, dachte ich, dass mir sein zurückhaltendes Klicken viel lieber war als das elektronische Kreischen des Freon-Detektors. Wie zuvor blieb Arpad kurz vor dem Zielbereich stehen und steckte die Sonde des Instruments behutsam in die Erde. Es klickte ruhig weiter, fast wie eine tickende Uhr. Obwohl es ein kalter Tag war, glaubte ich auf Arpads Stirn Schweißperlen schimmern zu sehen, und ich begriff, dass für ihn bei diesem Feldversuch sehr viel auf dem Spiel stand. Wenn der Hund positiven Alarm gab, Arpads ausgeklügeltes Gerät jedoch nicht, sollten wir dann trotzdem graben? Ich war auf jeden Fall dafür, schließlich hatte der Hund insgesamt eine beeindruckende Erfolgsquote aufzuweisen, und er hatte weder gezögert noch gezweifelt, nachdem er sich einmal auf den Fuß des Tulpenbaums eingeschossen hatte. Es gab keine Garantie, dass wir etwas ausbuddeln würden, doch es schien nur fair, im Zweifelsfall dem Hund Glauben zu schenken – denn wenn wir dem Hund nicht vertrauten, hätten wir ihn nicht zur Suche anheuern sollen.
Doch würde Arpad – ehemaliger Student und jetzt geschätzter Kollege – beleidigt sein, wenn wir dem Hund mehr zutrauten als seinem Gerät? Ich hoffte nicht, doch ich wusste, wie empfindlich Wissenschaftler sein konnten, wenn sie den Eindruck hatten, ihre Arbeit werde in Frage gestellt.
Während ich im Geiste noch die Alternativen durchging und versuchte, einen möglichst diplomatischen Weg zu finden, mit dem Dilemma umzugehen, drang ein leiser, hartnäckiger Ton in mein Bewusstsein. Arpad stand jetzt in der Mitte des Kreises, die Sonde des Geräts steckte im Boden, und das langsame, stete Ticken war von einem Geräusch abgelöst worden, das an ein gedämpftes Maschinengewehrfeuer erinnerte. Auf Arpads Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. »Heureka!«
»Cool«, meinte Miranda.
Thornton griff in die Tasche, holte ein zusammengefaltetes Taschentuch heraus und knotete es zu einem Ball. Ich war verdutzt, bis er »Guter Junge« sagte und das Taschentuch in Richtung der Sonde auf den Boden warf. Plötzlich nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Mit Lichtgeschwindigkeit schoss Cherokee vor, schnappte sich das Taschentuch und machte sich daran, es zu zerfetzen.
Miranda brach in schallendes Gelächter aus. »Heiliger Strohsack, das war schnell«, sagte sie. »Geschieht Ihnen ganz recht, Sie Klugscheißer.« Thornton schenkte ihr nur wieder sein Lächeln, breiter und einfältiger denn je zuvor. Miranda wandte sich mir zu. Es mochte am kühlen Wind liegen, doch ihre Wangen waren gerötet. »Bedeutet das, dass wir jetzt dran sind?«
»Ich glaube schon«, sagte ich. Ich tippte den beiden Polizeibeamten auf die Schulter, als Miranda und ich uns auf den Weg zu unserem Pick-up machten. »Wären Sie so nett, uns zu helfen?«
Sie folgten uns zum Heck des Wagens, und ich drückte jedem einen Rechen und einen Zinkeimer in die Hand. Miranda nahm die zwei Schaufeln, und ich trug einen großen Plastikeimer mit kleineren Sachen: Asservatenbeutel, Kellen, Gummihandschuhe, Maßband, Kompass, ein GPS-Gerät, eine topografische Karte, meine Digitalkamera, ein Klemmbrett, Stifte, Leuchtmarker und eine blaue Plastikplane. Die Plane breitete ich nahe der Stelle aus, wo wir graben würden, und legte die restliche Ausrüstung darauf aus.
Wie immer begann ich damit, dass ich Fotos machte – zuerst mehrere Aufnahmen in der Totale, die das ganze Areal zeigten, die Fahrzeuge und die Menschengruppe. Dann hatte ich eine Eingebung und machte mehrere Aufnahmen von der umgestürzten Eiche, dem kleinen Tal und dem Betonsilo und näherte mich dabei Novaks Perspektive so nah wie möglich an. Die Vergleichsfotos würden eine interessante Ergänzung der Akte abgeben, dachte ich. Eine interessante Fußnote in der Geschichte von Oak Ridge. Etwas Interessantes, was ich
Weitere Kostenlose Bücher