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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Isabella beim Pizzaessen zeigen konnte. Als Nächstes machte ich Nahaufnahmen von der umgestürzten Eiche, dem Bereich um den Fuß des Tulpenbaums und des orangefarbenen Fähnchens, das Arpad in die Erde gesteckt hatte. Miranda schaltete das GPS-Gerät ein, hielt es über die Fahne und drückte einen Knopf, um die Längen- und Breitengrade als GPS-Koordinaten zu speichern. Ich fand es erstaunlich, dass ein Dreihundert-Dollar-Gerät von der Größe und Form eines Taschenrechners Satelliten ansteuern konnte, die tausende von Kilometern über uns schwebten, um diesen Fleck auf einem abgelegenen Berghang zu lokalisieren und zu erinnern: ein elektronisches X, das einen winzigen Fleck auf einem riesigen Planeten kennzeichnete. Ich bewunderte die Technik, doch ich verließ mich nicht gänzlich darauf. Deswegen hatten wir Kompass und Maßband dabei: Zusätzlich zur Markierung der Stelle auf der topografischen Karte würde Miranda eine detailliertere Skizze des Bereichs mit dem Waldweg, dem umgestürzten Baum und der Ausgrabungsstelle anfertigen und Himmelsrichtungen und Entfernungen notieren – zum Beispiel den Durchmesser der Grabungsstelle und wie viele Meter westlich des umgestürzten Baumstamms der Hund und der Schnüffler Alarm geschlagen hatten.
    Ich hatte Miranda überreden wollen, mir zu erlauben, an ihrer Stelle einen anderen Doktoranden mitzunehmen, denn ich machte mir Sorgen, dass die Verbrennungen an ihren Händen weh taten, und ich fürchtete, sie könnte sie sich beim Arbeiten aufreißen. Doch sie hatte unbedingt mitkommen wollen. »Ich ziehe zwei Paar Handschuhe an«, hatte sie erklärt, »das geht schon.« Ich hoffte, dass sie recht hatte.
    Nachdem ich rund ein Dutzend Fotos gemacht und Miranda die wichtigsten Orientierungspunkte skizziert hatte, machten wir uns daran, an der Stelle das Laub wegzuharken. Als der große Baum vor langer Zeit umgestürzt war, hatten seine Wurzeln einen Krater von zwei bis drei Metern Durchmesser und ein, zwei Metern Tiefe ins Erdreich gerissen. Allmählich jedoch hatte der Krater sich gefüllt; von den Rändern war Erde hineingerieselt, an den Seiten war Regenwasser heruntergesickert, und jahrzehntelang war Laub in das Loch geschwebt und verrottet. Inzwischen war nur noch eine flache Senke übrig, in der ein zwanzig Meter hoher Tulpenbaum wuchs. Hätte am Rand nicht der gewaltige Eichenstamm gelegen, wäre die Senke schlicht als leichte, zufällige Geländeunebenheit durchgegangen. Indem wir behutsam gruben, hoffte ich, dass Miranda und ich uns zu der ursprünglichen, tieferen Kontur der Senke vortasten konnten, als Ausgangspunkt für unsere Suche nach dem, was in der Mitte liegen mochte. Doch das war kein leichtes Unterfangen.
    »So«, sagte Miranda, »der Baum da ist auf jeden Fall im Weg. Ich frage mich, was wir mit dem verflixten Baum machen sollen?«
    »Nur so ein Gedanke«, sagte Emert und griff ihren verschlagenen, neckenden Tonfall auf, »aber ich denke da an eine Kettensäge. Hätten wir doch nur eine Kettensäge zur Hand!«
    Sie lachten, und Roy und Arpad und der ORNL-Wachmann sahen uns verdutzt an, also erzählte Emert ihnen die Geschichte von der Kettensäge. »Machen Sie nur«, sagte ich. »Streuen Sie nur weiter Salz in die Wunde. Aber erwarten Sie bloß kein Mitgefühl von mir, wenn Ihnen das nächste Mal das Herz bricht.«
    Roy meldete sich zu Wort. »Ich kann Ihren Schmerz nachvollziehen, Doc. Ich bin meiner Husqvarna auch sehr zugetan. Wenn ich’s mir recht überlege, liegt sie hinten im Wagen. Falls Sie mir versprechen, sie nicht zu stehlen, könnte ich mich bereit erklären, das gute Stück zu holen.«
    Die Husqvarna war nicht so hübsch wie die Stihl – und irgendwie kam sie mir auch nicht so solide vor –, doch sie schnitt in zwei Minuten durch den zwanzig Zentimeter dicken Stamm des Tulpenbaums. Zuerst sägte ich ihn in Hüfthöhe ab, um den Stumpf dann fast auf Bodenhöhe zu kappen. Ich danke Roy für die Säge, gab sie ihm zurück und nahm dann das neunzig Zentimeter lange Stück des Baumstamms und trug es zu unserem Pick-up. »Geht Ihnen das Brennholz aus?«, fragte Emert.
    »Ein Souvenir«, sagte ich nur.
    Die Kante dessen, was einst der Krater in der Erde gewesen war – der Rand zwischen »Loch« und »Nicht-Loch« –, lag inzwischen nicht mehr an der Erdoberfläche, also entfernte ich mit einer Schaufel eine dünne Schicht Mutterboden, wobei ich an der leichten Vertiefung anfing und nach außen schaufelte, über den Rand hinaus. Zuerst fuhr die

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