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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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niederschmetternden Betrachtungen schienen ebenfalls vom zweiten Insassen des Warteraums, einem bekümmert aussehenden jungen Mann mit lila Socken, geteilt zu werden; er starrte schweigend aus dem Fenster und sagte plötzlich: «Wenn Sie den alten Professor Surridge kriegen, werden Sie wenigstens gleich wissen, ob Sie durchgefallen sind.»
    «So?» fragte ich überrascht. «Wie denn?»
    «Er pflegt diejenigen, die er durchrasseln lassen will, zu fragen, wie groß eine Dosis Morphium ist.»
    «Ein Ekel?»
    «Im Gegenteil, riesig freundlich. Er ist zu gutherzig, um die Prüflinge bis zur Bekanntgabe des Resultats auf die Folter zu spannen. Letztesmal ist ein Kollege von mir — beim sechsten Versuch — durchgekommen, und er war so verblüift, draußen zu stehen, ohne daß die fatale Frage in ihn gerichtet worden war, daß er den Kopf wieder zur Türe hineinsteckte und rief: »
    Wir saßen eine Zeitlang schweigend da und sannen darüber nach, welche Fragen wohl jetzt der gutherzige Professor und seine minder rücksichtsvollen Kollegen den Kandidaten über die grün bespannten Tische hinweg stellen mochten.
    «Sind Sie vom Bart’s?» fragte mein Leidensgefährte.
    «Nein, vom St. Swithin.» '
    «Ich komme vom Guy’s. Erster Versuch?»
    «Zweiter.»
    «Ich bin zur letzten Membership angetreten.» Er meinte damit die der Fellowship entsprechende Prüfung für Internisten in spe. «War dem Durchkommen verdammt nah. Dachte, mein Fall hätte Lungenkollaps, und beschloß sogar, für alle Fälle die Münzenprobe zu machen.»
    «Die Münzenprobe! Ein bißchen altmodisch, nein?»
    «Oh, sicher, sie ist mit den Blutegeln und den goldbeknauften Spazierstöcken abgekommen. Andrerseits sind aber auch etliche Examinatoren recht altmodisch. Jedenfalls erwies sich bei mir die Probe als äußerst gewinnbringend. Kaum hatte ich zwei halbe Kronen aus der Tasche gezogen, um sie auf der Brust aneinanderzuschlagen — wie’s in den Lehrbüchern empfohlen wird —, da streckte schon der Patient die Hand aus und nahm sie mit den geflüsterten Worten an sich: »
    Mein Lachen ließ mich für kurze Zeit die schaurige Umgebung vergessen. «War das nicht Ihre Rettung?»
    «Nein, Pech gehabt. Der nächste Fall — der — war ein Herzleiden. Hol mich der Teufel, ich hab’s tadellos diagnostiziert! Der Patient saß aufrecht im Bett, und ich hatte massenhaft Zeit, seinen ganzen Oberkörper abzuhorchen. , verkündete ich dem Professor. , sagte er. Ich darauf:
    Dies schien mir wirklich ungerecht. «Aber warum ließ man Sie dann um alles in der Welt durchfallen?»
    «Mir war entgangen, daß dem Burschen beide Beine wegamputiert waren.»
    Eine Glocke klingelte, und wir schritten auf die Türe des Prüfungssaales zu. «Habe gehört, sie haben drinnen ein Präparat von einem Orangenkern im Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse», flüsterte er mir hilfreich zu, als wir eintraten.
    Ich wurde Professor Surridge zugewiesen, der sich als ein dickes, kahlköpfiges Männlein entpuppte; er sah aus, als wäre er eben aus einem Topf mit siedendem Wasser gezogen worden.
    «Nun, Doktor», sprach er freundlich, indem er mir einen Glasbehälter reichte, «was ist das?»
    «Es könnte ein Orangenkern sein, der in den Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse geraten ist.»
    «Wäre nicht ausgeschlossen», gab er zu. «Doch tatsächlich ist es ein Kirschkern in einem Appendix. Beides recht ungewöhnliche Erscheinungen, he?» Dann drückte er mir eine sonderbar aussehende Spritze in die Hand. «Wofür würden Sie dies benützen?»
    «Zum Ohrenausspritzen, Sir?» sagte ich tastend.
    «Immerhin besser als der letzte Kandidat, Doktor. Der wollte damit Hämorrhoiden zu Leibe rücken. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Bestandteil von Clovers Chloroformierungsapparat. Hat natürlich nur rein historisches Interesse, dieses Ding. Nun wollen wir uns einmal über die Anatomie des Appendix und dessen verschiedene Abweichungen unterhalten.»
    Bald gewann ich den Eindruck, daß ich gut vorankam. Eine Frage nach dem Verlauf der Arteria appendicularis vermochte ich zwar nur stotternd zu beantworten und bezüglich der Muskelstruktur der Bauchwand machte ich einen kleinen Fehler, doch unter der Voraussetzung, daß das Königliche Kollegium der Chirurgen denselben kritischen Wertmesser anlegte wie

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