ich, nahm ich an, ich könnte diesmal durchkommen.
«Sagt Ihnen die Bezeichnung
etwas?» fragte der Professor, als wir auf Brüche übergingen.
«Selbstverständlich, Sir».
«Ah! Aber wie kommt man zur Poupart-Station?»
«Einen Augenblick lang war ich von Panik ergriffen. Von dieser anatomischen Bezeichnung hatte ich noch nie etwas gehört.
«Es ist die nächste Bahnstation nach Clapham», sagte er kichernd. «Im Ernst, Doktor, achten Sie auf die Ortstafel, wenn Sie nächstesmal nach Brighton fahren. Von welchem Spital kommen Sie, Doktor?» Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte mich wohlwollend an.
«Vom St. Swithin, Sir», lächelte ich zurück.
«Dann können Sie mir natürlich den Unterschied zwischen einem Arzt, der vom Guy’s kommt, und einem, der vom St. Swithin kommt, sagen, nicht wahr, Doktor?»
«Leider nein, Sir.» Ich erkannte mit wachsender Erregung, daß nun die mündliche Prüfung vorüber war; zumindest schien ich bereits mit der Fußspitze auf der chirurgischen Leiter zu stehen.
«Man behauptet, der vom Guy’s untersucht seine Patienten, indem er eine Hand in der Hosentasche hat», fuhr der Professor lachend fort.
Auch ich lachte.
«Und man behauptet, daß der vom St. Swithin seine Patienten mit beiden Händen in der Hosentasche untersucht», endete er von Herzen lachend.
Ich warf meinen Kopf in den Nacken und brach in ein dröhnendes Gelächter aus.
In der Feme klingelte eine Glocke. «Übrigens», sprach der Professor zu mir, «wie groß ist eine Dosis Morphium?»
7
«JAMMERSCHADE», sagte Dr. Farquarson.
Wir saßen in seinem Sprechzimmer, das wie alle Sprechzimmer beliebter britischer Ärzte dem Arbeitsraum eines viktorianischen Gentleman glich und den Besucher einzig durch eine Büste Edward Jenners an Klinisches gemahnte. Ich war soeben in Hampden Cross, einem freundlichen Örtchen am Rande der Schüssel, in der London liegt, eingetroffen; einstmals hatte es als die letzte Haltestelle der Postkutschen floriert, war aber schon seit langem von ihrem Schicksal ereilt worden. Wandte man der neuen Umgehungsstraße den Rücken, machte es denselben munter-beschwerlichen Eindruck wie jedes andere geschäftige englische Städtchen, in dem sich Fußgänger und Fahrzeuge um den Besitz der Hauptstraße raufen. Doch in der Nähe der Abtei gab es gottlob ein Gebiet mit friedlichen Wiesen und Gärten, und dort befand sich auch Dr. Farquarsons Ordination in einem schmalen georgianischen Haus. Voll Erleichterung nahm ich die angenehme Umgebung zur Kenntnis, da ich ja wahrscheinlich den Rest meines Lebens hier verbringen würde.
«Alle diese höheren Prüfungen sind meiner Meinung nach eine Art Vabanquespiel, wenn Ihnen das ein Trost ist», fuhr Dr. Farquarson fort. «Ich erinnere mich, als ich in Edinburgh die Membership machte, hing die klinische Prüfung davon ab, ob man die Spitze von der Milz des Patienten erfühlen konnte oder nicht. Sogar die Meinungen der Examinatoren gingen diesbezüglich auseinander. Die einen ließen alle Kandidaten durchfallen, die erklärten, sie könnten es, und die andern wieder die, die es verneinten. Ich gehörte zufälligerweise zu denen, die Pech hatten.» Er kratzte seine Pfeife mit einem alten Skalpell aus, das er zu diesem Zweck auf dem Schreibtisch liegen hatte. «Aber es ist trotzdem besser, studiert zu haben und durchgerasselt zu sein, als überhaupt nie was gelernt zu haben. Zugunsten der alten Gepflogenheit unsrer indischen Kolonialärzte, ihrem Namen ein anzuhängen, läßt sich eine Menge vorbringen. Und nun erwarten Sie wohl, daß ich Ihnen bedeutsame Hinweise über das Um und Auf der allgemeinen Praxis gebe?»
Ich blickte ihn erwartungsvoll an. Ich hatte mich bereits mit dem Gedanken ausgesöhnt, meinen Weg als praktischer Arzt und nicht als chirurgischer Spezialist zu machen, und ich war entschlossen, mich zu bewähren. Leider Gottes verläßt der moderne Arzt die medizinische Schule mit sehr hochmütigen Ansichten über die allgemeine Praxis. Sechs Jahre lang wird er von Spezialisten unterwiesen, die zwar bei Vorlesungen und Dinners behaupten, der praktische Arzt sei das Rückgrat der britischen Medizin, doch niemals zögern, dieses Rückgrat zu zergliedern, sooft ihnen hierzu Gelegenheit geboten wird. Sowohl die Koryphäen in der Harley Street wie die Anstaltsärzte unterliegen verständlicherweise der Versuchung, ihre Überlegenheit in jenen Krankheitsfällen darzutun, die mit