Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon

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Pferdekrippen und dessen Dekoration aus den Karikaturen von Chirurgen bestand, die schon längst ihren Patienten über die Fluten des Styx gefolgt waren. Es war noch früh, ich saß mit der Times einsam in einem Winkel und dachte darüber nach, wie jung heutzutage die Studenten waren und wie Grimsdyke wohl aussehen würde, wenn er auftauchte. Als er eintraf, schien er sich glänzender Gesundheit zu erfreuen und war so munter wie eh und je.
    «Ich dachte, du warst eingesperrt», begrüßte ich ihn.
    «Eingesperrt? Ach du lieber Gott, Junge! Ein Grimsdyke mag ja oft recht tüchtig vom Wind zerzaust werden, aber er hat noch nie die Schmach erlitten, erwischt zu werden. Wie kamst du auf diese Idee, um alles in der Welt?»
    «Durch deinen Brief, natürlich. Der klang so, als käme er direkt aus der Armensünderzelle.»
    «Ach, mein Brief. Bist du übrigens imstande, mir mit dem kleinen Darlehen unter die Arme zu greifen? Danke vielmals», sagte er und stopfte die Banknoten in die Tasche. «Nur bis zum Augenblick, wo ich wieder festen Boden unter den Füßen habe.»
    «Jetzt, da ich dir das Geld geborgt habe, könntest du mir wenigstens erzählen, wo du gesteckt hast», drang ich in ihn.
    «Im Hinblick auf deine Begrüßungsworte wäre das vielleicht wirklich angebracht. Wahrscheinlich hab ich meinen Stil ein bißchen zu pathetisch gefärbt. Aber, mein lieber Junge, dieses Milieu hat mir wirklich stark zugesetzt. Ich war vierzehn Tage im Spital von Foulness.»
    «Als Stellvertreter?»
    «Nein, als Anstaltsmeerschweinchen. Es ist ein Forschungsinstitut — weißt du, so ein Ort, wo einem ein Schnupfen angehängt wird, damit man draufkommt, wie so was passiert.»
    «Ach, natürlich, hab schon davon gehört — diese Forschungsgruppe unter der Leitung Professor MacRitchies?»
    «Stimmt. Wenn du herausfinden willst, wie gut es dir wirklich geht, brauchst du nur ein bißchen dorthin zu gehen. Sie schreien ununterbrochen nach Freiwilligen, folglich ist es ebenso leicht, dort auf genommen zu werden, wie sieben Jahre in der Armee zu dienen. Aber in Foulness ist es verdammt ungemütlicher, das laß dir sagen.»
    Ich war bestürzt. «Aber warum, zum Teufel, wolltest du denn dort aufgenommen werden? Ich hätte nicht gedacht, daß du so sehr drauf versessen bist, den Fortschritt der Medizin zu fördern.»
    «Mir blieb nichts anderes übrig, alter Junge. Es ist wohl sehr unter der Würde eines Arztes, ein Stück Versuchsmaterial zu werden, dachte ich, doch eine andere Wahl hatte ich nicht. Der Finanzminister war sehr schwach bei Kasse, als ich Hampden Cross verließ — das weißt du. Außerdem lechzten verschiedene Kerle nach meinem Blut — daher die fünfundzwanzig Pfund. Und ich wollte ein bißchen Zeit finden, um über einen kleinen Plan nachzudenken, den ich dir später unterbreiten werde. Ich wußte, daß Foulness so gastfreundlich ist, freie Kost und Quartier zu bieten, und daß man außerdem täglich fünf Shilling Zigarettengeld bekommt; und da man in vollständiger klinischer Isolierung gehalten wird, können vierzehn Tage lang nicht einmal die Schergen an dich herankommen. Und vor allem gibt’s dort natürlich keine Arbeit. Du brauchst bloß auf deinem Allerwertesten zu sitzen und aufs Niesen zu warten. Mir erschien das damals als der geeignetste Posten, und ich wunderte mich, warum nicht mehr Leute darauf verfielen.»
    «Fast wäre ich selbst einmal hingegangen. Etliche Burschen meldeten sich dazu, als wir noch studierten.»
    «Ja, aber warte damit lieber, bis du die Lokalität gesehen hast. Während des Kriegs hat man es als Ausbildungslager verwendet; man brauchte es erst gar nicht zu ändern. Es sieht aus wie ein Konzentrationslager, das gerade Hochbetrieb hat. Wir waren unser etwa ein Dutzend und wurden vom alten MacRitchie höchstpersönlich am Eingangstor empfangen. Er ist ein hochaufgeschossener, trübsinniger Bursche mit einer langen Nase, und wenn er dir die Hand reicht, hast du das Gefühl, du hältst einen nassen Socken voll kaltem Porridge. Er hieß uns Paare bilden; jedes Paar konnte eine der Hütten beziehen. Ich hatte vor, mich mit einem hübschen kleinen Ding vom Bedforder Mädchencollege zusammenzutun, das entsprach aber offenbar nicht der Anstaltsordnung. Ich beschloß also, mich dem Jungen, der neben mir stand, anzuschließen; das war ein stiller Geselle namens Erskine, der behauptete, Schullehrer zu sein.
    Anfangs ging alles ganz gut. Wir wurden in einem Bungalow verfrachtet, der wie eine mit letztern