Dr. Gordon verliebt
ausgezeichnete Bücher, wissen Sie.» Grimsdyke hatte einmal eines einem Ehepaar anempfohlen, und der Gatte war am nächsten Tag erbost zurückgekommen, weil er aus dem Bett gefallen und sich das Fußgelenk gebrochen hatte. «Doch die meisten Leute machen sich diesbezüglich unnötige Sorgen», fuhr ich fort. «Auf diese Art bekommt man nur eine Neurose. Schließlich ist das Geschlechtsleben gar nichts so Aufregendes. Will sagen, sollte nicht sein... Wann wollen Sie heiraten?» fragte ich Kitten überstürzt, weil ich das Gefühl hatte, daß diese Konsultation im Zeichen zu vieler Schwierigkeiten stand, um erfolgreich zu verlaufen.
«Im Mai. Aber ich möchte schon nächste Woche fort, bitte.»
«So bald schon?»
«Harold muß nach Hartlepools zurück.»
«Natürlich können Sie weg, sobald Sie es wünschen, Miss Strudwick, wenn es uns allen auch sehr leid tun wird, Sie zu verlieren.»
«Mir hat’s hier recht gut gefallen. War ein interessantes Leben.»
«Und ich bin überzeugt, Sie werden das Leben an der Seite Harolds noch interessanter finden. Nun muß ich wohl noch diese Woche ein Inserat wegen einer neuen Sprechstundenhilfe aufgeben. Jetzt wünsche ich Ihnen beiden einen recht guten Abend. Hoffentlich werden Sie miteinander sehr glücklich. Warum suchen Sie nicht den Pfarrer auf, wenn Sie noch einiges wissen wollen?»
Dann würden sie wohl, nahm ich an, physiologisch für das Leben gerüstet sein.
«Das ist ärgerlich, daß das Mädel uns verläßt», sagte Dr. Farquarson, als ich es ihm erzählte. «Vor allem jetzt, da Sie selbst mit Ihrem eigenen drohenden Ehestand den Kopf so voll haben.»
«Ich könnte am nächsten Donnerstag hierbleiben und den ganzen Tag durcharbeiten», erklärte ich eifrig. «Nicki wollte nur, daß ich sie bei ein paar Besorgungen in der Stadt begleite.»
«Och, Richard, davon mag ich nichts hören. Die Arbeit läßt jetzt sowieso ein bißchen nach. Es brauchen mitten im Winter nur einige schöne Tage zu kommen, und schon vergessen die Leute, wie krank sie sind. Außerdem ist das Heiraten eine weitaus schwierigere Sache als das Führen einer Praxis.»
Darin stimmte ich ihm bei. In diesem Stadium schienen die Vorbereitungen für unsere Hochzeit ebenso kompliziert zu sein wie Noahs Vorbereitungen für die Sintflut
Ich verließ die Villa Flora Donnerstag zeitig morgens und traf mich mit Nicki vor einem großen Möbelhaus in der Oxford Street.
«Zuerst wollen wir die Vorhänge auswählen, Liebster», sagte Nicki. «Ich möchte nichts kaufen, das dir nicht genauso gut gefällt wie mir.»
«Fein. Wirst du aber auch nicht vergessen, wie klein unser Budget ist, Liebste?»
«Wir brauchen bloß irgendwelche moderne gemusterte Stoffe. Nur, damit uns die Nachbarn nicht in den Magen gucken.»
Sobald wir eingetreten waren, näherten sich uns ein großer, silberhaariger Herr mit dem herablassenden Gebaren und der formellen Kleidung eines Spezialisten der Harley Street aus der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts.
«Wir möchten uns Vorhänge ansehen», sagte Nicki, instinktiv die Führung übernehmend. «Dann Kücheneinrichtungen und Geschirr, sowie nicht zu teure Möbelgarnituren, Betten und Bettzeug.»
Eine Sekunde lang sah ich seine Augen wie die des Wolfs glitzern, als er Rotkäppchen begrüßte. Dann verbeugte er sich tief, und wir folgten ihm durch ein Dickicht von Chippendalemöbeln ins Innere des Ladens.
«Dieses Dessin hier ist absolut hochmodern», sagte der junge Mann in der Vorhangabteilung mit hoher Stimme und vornehm gedehnten Vokalen, «aber vielleicht ein bißchen bewegt, finden Sie nicht?»
«Ja», stimmte ihm Nicki bei. «Ein bißchen bewegt.»
«Dieses hier», fuhr er fort, einen anderen Ballen drapierend, «ist weniger bewegt, aber natürlich preiswürdiger.»
«Mir gefällt es recht gut.»
«Wie wär’s mit dem da?» unterbrach ich und wies auf ein Zeug in der Ecke. «Das mit dem Bierkrugmuster. Das ist recht lustig, finde ich. Stelle mir vor, Sie verkaufen davon eine Menge?»
«Nur an Wirtshäuser, Sir.»
«Oh.»
«Würden Madam sich jetzt vielleicht einen amüsanten kleinen Damast ansehen wollen?»
Kurz nachdem wir die preis würdigen Vorhänge gekauft hatten, erkannte ich, daß unsere Einkaufsexpedition in Wirklichkeit nichts anderes war als eine Verschwörung zwischen Nicki und dem Verkäufer. Wir ließen in der Vorhangabteilung zehn Pfund mehr zurück, als im Budget vorgesehen war, in der Küchenabteilung überschritten wir vierzig Pfund mit
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