Dr. Gordon verliebt
Büchsenöffner zu kaufen. Warte nur», fügte ich hinzu und hieb mit der Faust aufs Telephonbuch, «warte nur, bis dieser Kerl von einem Doggett mir wieder unter die Augen kommt.»
«Sei nicht böse mit ihm, Liebster. Er schien ein so netter Mensch zu sein.»
«Böse? Ich werde diesen Gauner beuteln, daß er bis zu seinen Soffitten fliegt!»
Ich forderte Mr. Doggett auf, mich noch an diesem Abend in der Ordination aufzusuchen. Er saß im Patientensessel und sah noch kläglicher aus als sonst.
«Natürlich summieren sich alle diese Arbeiten», gab er zu, sich an seinen Hut klammernd.
«Summieren sich! Das kann man wohl sagen! Wenn das so weitergeht, brauchen wir überhaupt kein Haus mehr — dann können wir unser gesamtes Eheleben im Savoy verbringen, und das um den halben Preis.»
Er ließ seinen Kopf hängen. «Tut mir leid, Doktor.»
«Wenn Sie sich einbilden, Mr. Doggett, daß ich Ihnen so ohne weiteres fünfundsiebzig Pfund auszahle, dann irren Sie sich gewaltig. Ich werde der Sache nachgehen. Ich werde mir Ihre Arbeit durch eine Lupe betrachten. Ich werde meinen Rechtsanwalt in London beauftragen —»
Zu meinem Schrecken Hefen zwei dicke Tränen über Mr. Doggetts Wangen hinunter.
«Seien Sie doch nicht so hart zu mir, Doktor», schluchzte er.
«Aber, mein lieber Mr. Doggett, das tut mir äußerst leid. Ich hatte keine Ahnung, daß —»
«Ich bin stark mitgenommen.» Er wischte sich die Augen umständlich an seinem Ärmel ab. «Weiß nicht, was mit mir los ist, Doktor. Einst war ich voll Saft und Kraft, aber jetzt fühl ich mich so elend, daß ich nicht weiß, wohin mit mir. Ich kann nicht schlafen und kann auch nichts Richtiges essen. Manchmal wünsch ich, ich wär nicht mehr auf dieser Welt. Nicht mal eine Maß Bier kann ich mir zur Aufheiterung leisten, wegen diesem Schmerz hier im Magen.»
«Schmerz?» Ich blickte interessiert auf. «Seit wann?»
«Seit mehr als einem Jahr. Ich bin bei keinem Arzt eingetragen, wissen Sie.»
Ich sah ihm ernst ins Auge. «Da Sie schon einmal hier sind, wäre es vielleicht am besten, Sie legen sich auf die Couch und machen sich ein bißchen frei», sagte ich. «Bekommen Sie den Schmerz vor oder nach dem Essen? Und haben Sie irgendwelche Übelkeitsgefühle?»
«Von sämtlichen Baumeistern in Hampden Cross mußten wir ausgerechnet auf einen Neurotiker verfallen», sagte ich zu Nicki, als sie am nächsten Tag zu mir kam. «Der arme Kerl ist ein Melancholiker. Und obendrein leidet er an chronischer Dyspepsie, wenn nicht gar an einem Zwölffingerdarmgeschwür. Verdammt nochmal! Hätt’s gleich beim erstenmal erkennen können.»
«Was hast du getan, Liebster?»
«Was konnte ich schon tun? Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu sagen: Ich hab ihn als Patienten eingetragen.»
«Und hast seine Rechnung bezahlt?»
«Du lieber Gott, ja. Erinnere dich: das Wichtigste bei einer Behandlung ist, die Angstquelle des Patienten zu entfernen.» Ich blickte auf das Papier nieder, das ich in der Hand hielt. «Allerdings muß ich gestehen, Nicki, dies hat meinem sorgfältig aufgestellten Budget so ziemlich den Rest gegeben. Können wir die Einrichtung nicht ein bißchen reduzieren? Brauchen wir wirklich ganze drei Sessel im Haus?»
«Darling, sei doch vernünftig. Was machst du, wenn Besuch kommt?»
«Wir könnten uns Farquys Jagdstuhl ausborgen.»
«Richard, versuch doch einmal, ernst zu bleiben. Und vergiß nicht, am Donnerstag mit mir in die Möbelgeschäfte zu gehen.»
«O Gott! Muß das sein?»
«Richard! Du hast es mir versprochen!»
«Na schön, Nicki.»
«Schließlich haben wir ja in vierzehn Tagen Hochzeit. Und irgendwelche Möbel müssen wir haben.»
«Das seh ich ein», sagte ich. «Obwohl ich einräumen muß, daß sich eine Menge zugunsten der arabischen Sitte Vorbringen läßt, auf dem Fußboden zu sitzen und mit den Fingern zu essen.»
18
ENTWEDER hatte ich es der anfeuernden Wirkung meiner Behandlung oder der anfeuernden Wirkung meiner fünfundsiebzig Pfund zu verdanken — jedenfalls brachte es Mr. Doggett zustande, die Arbeiten an der Villa Flora in ein paar Tagen fertigzustellen. Die drei Männer zogen sich unter Mitnahme ihres Feuers und ihres Kessels von Zimmer zu Zimmer zurück, bis sie endlich ihren letzten Tee im Hinterhof auf gossen. Als ich die Rechnung zahlte, meditierte ich, daß heutzutage das Lächeln schöner Frauen billiger zu stehen kommt als das biedere Schlagen
Weitere Kostenlose Bücher