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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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setzen gedenkst, Gordon, aber
ich werde einiges Kleingeld in sie investieren. Keinen Dank», wehrte er rasch ab,
schon vor der Möglichkeit eines solchen zurückweichend. «Dankbarkeit mißtraue
ich ebenso sehr, wie ich Schmeicheleien mißtraue. Rettest du einem Menschen das
Leben, so beklagt er sich über das Zwicken der Wundnaht und über die Höhe
deiner Rechnung. Befaßt du dich fünf Minuten lang mit seinen Hämorrhoiden oder
Plattfüßen, hast du einen lebenslänglich ergebenen Freund gewonnen. Übrigens»,
fügte er nach einer kurzen Pause hinzu, «Kriegst du's nicht, so kriegt’s
der Steuereinnehmer.»
    Er lachte kurz auf.
    «Kann mich erinnern, als der alte
Herzog von Helford vom Pferd fiel, schickte man zuerst nach seinen Buchhaltern,
bevor man nach seinen Ärzten schickte. Ich selbst war’s, der ihn schließlich
wieder auf die Beine stellte. Dann ging er hin, verheiratete sich mit einem
jungen Ding und brachte sein ganzes Vermögen durch. Kein Wort hat seine Familie
mehr mit mir gesprochen. Möchte mir ansehen, was für ein Haus du führst,
Gordon. Wie ist doch rasch deine Adresse? Werde nächsten Dienstag nach dem
Mittagessen kommen und über Nacht bei euch bleiben.»

9
     
    Ich
fuhr einigermaßen verwirrt nach Hause. Für Finanzdinge und Zahlen fehlte mir
der Sinn, ganz unähnlich Grimsdyke, der doppelte Buchführung und Errechnung von
Totoprämien ohne Zuhilfenahme eines Bleistifts bewältigen konnte. Ich erfaßte,
daß die Spende meines Paten für die erhabensten Zwecke aufgespart werden mußte,
kämpfte jedoch vergeblich gegen meine Vorstellung an, es könnte dabei ein neuer
Sportwagen herausschauen. Alles in allem war mir zumute wie Pip in Dickens «Große
Erwartungen».
    Schon bereitete ich mich darauf vor,
Nicky die Neuigkeit zu versetzen, als ich beim Einbiegen in unsere Straße
Grimsdykes Bentley vor der Eingangstür parken sah. Einige Minuten später fand
ich ihn, die Füße auf dem Kamingitter, sonnverbrannt und fidel in meinem
Lehnstuhl im Wohnzimmer sitzen und mein Bier trinken.
    «Warum hast du mir denn um Gottes
willen nicht mitgeteilt, daß du umgezogen bist?» fragte er als erstes. «Mir hat
sich direkt der Magen umgedreht, als ich die Tafel mit dem «Verkauft» auf
deiner alten Klause sah. Bin stundenlang durch den ganzen Bezirk gelatscht, bis
ich schließlich auf die Glanzidee verfiel, die hohe Obrigkeit anzurufen und mir
deine Telefonnummer geben zu lassen.»
    «Wie konnten wir dich’s wissen lassen,
wenn wir nicht wußten, wo du warst?» stellte Nicky ihn zur Rede, die mit zwei
weiteren Bierflaschen auftauchte.
    «Was, hab ich euch denn nicht
mitgeteilt, daß ich nach Westindien abgesegelt bin?»
    «Schon wieder auf Vergnügungsfahrt
gewesen?» rief ich aus.
    «Großer Gott, nein! Nach der
Fairchild-Episode standen die Dinge zwar recht schlecht, aber so schlecht standen sie wieder nicht. Bin im Ölgeschäft tätig gewesen. Doch ich
höre, du hast Sir Lancelot die Stirne geboten, tapferer Gesell. Wie geht’s dem
alten Raufbold?»
    «Der ist in Hochform. Hat sich übrigens
deiner erinnert.»
    «Das glaub ich gerne. Als ich Student
war, hat er so ziemlich alles Bewegliche im Operationssaal auf mich
geschmissen, mit Ausnahme der Patienten. Doch was führt ihn nach London zurück,
um alles in der Welt?»
    «Oh, nichts Besonderes», erwiderte ich.
Einer so begeisterten Klatschbase wie Grimsdyke nur eine Andeutung unseres
Gesprächs zu machen, schien mir nicht angezeigt. «Aber erzähl uns doch, wie es
dir inzwischen ergangen ist. Du kommst uns Heimchen am Herd wie ein zweiter
Edmund Hillary vor — rennst plötzlich bis ans Ende der Welt.»
    «In Wirklichkeit hat sich das Ganze
sehr einfach ergeben.» Grimsdyke öffnete eine zweite Bierflasche. «Nach diesem
scheußlichen Abend im Arundel — ihr habt übrigens, nebenbei gesagt, noch ein
Souper bei mir gut, bin momentan wieder bei Kasse — fühlte ich, es sei an der
Zeit, ein bißchen außer Landes zu gehen. In Theaterkreisen hätten sich
peinliche Fragen ergeben können. Mein Abgang erfolgte übrigens ganz glimpflich.
Wenn auch meine ärztliche Qualifikation, wie ich fürchte, nicht die beste ist,
habe ich auf dem medizinischen Arbeitsmarkt den anderen doch einen großen
Vorteil voraus — ich will überallhin und alles anpacken. Wenn du’s genau
betrachtest, gibt’s nicht viele Ärzte ohne reguläre Arbeit und ohne reguläre
Frau, wie sehr einem beides auch ab und zu zum Hals heraushängen mag.»
    Ich stimmte ihm bei.
    «Nachdem

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