Dr. Gordon wird Vater
wir diesen Fischladen
verließen, verbrachte ich die Nacht im Dampfbad und kehrte am nächsten Morgen
ins Arundel zurück, um mein Hab und Gut abzuholen. Da lief ich diesem reichen
Amerikaner über den Weg, den du gesehen hast — diesem Mr. McGlew.»
«Diesem Schweine-Burschen?»
Grimsdyke nickte.
«Er roch sofort, daß irgend
etwas faul war — wahrscheinlich, weil ich noch in voller Abendgala
herumging, während alle anderen beim Frühstück saßen. Ich berichtete ihm in
dürren Worten, wie ich hinausgeschmissen worden war. Er bezeigte mir herzliches
Mitgefühl, glaube, er hatte sowas wie einen Narren an mir gefressen — was wieder
einmal beweist, wie gut es ist, seine Gaben zu verschleudern, selbst wenn man
glaubt, die Ebbe wird nie und nimmer ein Ende nehmen.
Wie ich euch wohl erzählt hab, bildete
sich McGlew gleich den meisten Yanks ein, sobald er seine Klimaanlage und
seinen automatischen Martini-Mixer hinter sich ließe, sei es aus mit der
Zivilisation. Als er sich in London einen Arzt kommen ließ, erwartete er sich
offenbar so einen Kerl mit Affenschädeln um die Taille und einem Horn voll
pulverisierter Schlangenzähne. Aber da ich mich auf ein paar Dinge verstehe,
borgte ich mir das Jackett des Barmanns aus und besah mir seine Zunge in einem
Rasierspiegel, genauso wie die Ärzte auf den Reklamebildern, wenn sie der
Menschheit empfehlen, sich mit irgendwelchen Zigaretten zu Tode zu rauchen.
Und damit hab ich’s geschafft»,
erklärte uns Grimsdyke befriedigt. «McGlew lehnte sich zurück und gestattete
mir, seine Leiden zu betreuen. Und er hatte Hunderte von Leiden, wahrscheinlich
durchweg aus Reader s Digest aufgeschnappt. Er drängte mir auch soviel
Honorar pro Visite auf, daß damit eine britische
Familie bequem ein paar Jahre lang hätte krank sein können.
Wie die meisten Amerikaner war der alte
McGlew eine großzügige Natur und obendrein besonders scharf auf demokratische
Rechtswahrung. Als er daher die Geschichte von meinem allerhöchsten Hinauswurf
hörte, bestand er darauf, mir auf der Stelle einen anderen Posten zu
verschaffen — er macht nicht nur in Schweinen, wißt ihr, sondern auch in Öl,
und es muß ihm schrecklich fad sein, Jahr für Jahr auf der Liste der zehn
reichsten Leute der Welt zu stehen. Jedenfalls hatte er sich in eine Londoner
Ölgesellschaft botmäßig gemacht und rief auf der Stelle den Direktor an, um
meinen Besuch anzumelden.
Das Büro dieser Ölgesellschaft lag
neben der Guildhall und war auch ungefähr von ihrer Größe. Der Direktor
entpuppte sich als ein umgänglicher Geselle; er gab mir eine Zigarre und ließ
den Sekretär kommen, und der ließ wieder den Chefarzt kommen. Geld spielt bei
diesen Benzinrittern natürlich keine Rolle», erklärte Grimsdyke großartig. «Sie
könnten den gesamten Britischen Ärzteverein engagieren, bloß aus dem Erlös von
dem, was wir in unsere Feuerzeuge füllen.
Der Chefarzt erklärte, sie brauchten
tatsächlich jemanden, der sofort nach Poparapetl ginge. Der reguläre dortige
Arzt der Gesellschaft war auf einmonatigen Urlaub gegangen, was offenbar
normalerweise nicht sehr viel ausmachte, aber irgendein Oberbonze aus dem
New-Yorker Büro mit einem besonders kostspieligen Blutdruck war gerade dort
aufgetaucht, um überall seine Nase hineinzustecken. Ich nahm ungesäumt die
Stellvertretung an, was alle in helles Entzücken versetzte. Ob dies auf die
Sorge um den Blutdruck des Burschen oder auf die Freude, dem alten McGlew
gefällig sein zu können, ohne sich selber abzustrapazieren, zurückzuführen war,
kann ich nicht sagen.
Daraufhin gab mir der Direktor noch
eine Zigarre und meinte, wenn mir der Job paßte, würden sie sich glücklich
schätzen, mich auf der regulären Lohnliste zu führen. Als ich daher am nächsten
Morgen mit einem Koffer voll funkelnagelneuer Tropenausrüstung und einem
phantastischen Scheck im Flughafen stand, da war mein Selbstbewußtsein
ungeheuer gestärkt.»
«Wo in aller Welt liegt denn dieses
Poparapetl?» fragte Nicky. «Das klingt ja wie ein Bazillus.»
«Wußte es selbst kaum, bevor ich
hinkam. Es ist eine Insel etwa von der Größe Angleseas, der Küste von Venezuela
vorgelagert, und besteht größtenteils aus Bohrtürmen, Coca-Cola-Reklametafeln
und Kerlen in bunten Hemden, die unter ihren Karren schlafen. Außerdem ist’s
dort verdammt heiß.
Ich kam von Caracas in einem kleinen
Flugzeug hinüber, und ein altes Taxi brachte mich zu den Bungalows der
Ölgesellschaft — sie waren alle
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