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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Weihnachtspudding an.
Ich machte einen großen Schluck und dann ein Geräusch wie ein Bursche am
falschen Ende von Sir Lancelots Magenspiegel. Brrr! Das Zeug war so scharf, daß
es mir geradezu das Epithel von meiner Speiseröhre herunterfetzte.
    «An die Drinks hier muß man sich erst
ein bißchen gewöhnen», sagte der alte Haudegen und schlug mir kräftig auf den
Rücken. «Aber selbst in den alten Tagen hat dich so ein Drink schnell
umgeworfen, was? Und erst die Weiber, haha! Muß schon endlose Jahre her sein,
daß wir in einer Samstagnacht zu Frascati lumpen gegangen sind. Wie wurstelt
sich denn die liebe gute Alhambra weiter?»
    Ich stand eben im Begriff, ihm
mitzuteilen, daß mir die liebe gute Alhambra ebensowenig bekannt war wie die
Große Weltausstellung von 1851, als er plötzlich Fäden vom Ärmel seines Rocks
zu zupfen begann. Zumindest sah ich’s dafür an; doch dann schmiß er sie auf den
Boden und zertrat sie mit den Füßen.
    «Stören dich die kleinen grünen
Eidechsen hier sehr stark?» fragte er mich dabei durchaus freundlich.
    Da natürlich stellte ich die Diagnose.
Geistige Verwirrung, Gedächtnisschwund bei zeitlich naheliegenden Ereignissen,
Halluzinationen — der Kerl war ein notorischer Säufer. So einen Fall kann man
in England gar nicht erleben. Für die Engländer ein viel zu kostspieliges
Leiden.
    «Trinken Sie — äh — sehr viel?» fragte
ich so ganz nebenbei.
    «Ach ja!» erwiderte der Alte. «Leide
geradezu darunter. Sauf noch einen!»

10
     
    «Von
diesem Augenblick an begannen die Dinge schwierig zu werden», fuhr Grimsdyke in
seinem Bericht fort.
    Ich fragte mich, inwieweit unsere
Ausbildung im St. Swithin ihn instand gesetzt hatte, mit diesem Problem der
praktischen Medizin fertig zu werden.
    «Du weißt doch, Richard, was es heißt,
sich mit einem solchen Fall zu befassen? Es ist genauso, wie wenn man mit einem
Tigerjungen spielt. Sind alle recht zutunlich und anschmiegsam, aber man kann
nie sagen, ob sie dir nicht bald den Kopf abbeißen.
    Da ein chronischer Alkoholiker nicht
unbedingt der beste Zechgenosse ist», fuhr er fort, «versuchte ich’s mit
Ausflüchten. Aber der Alte wollte sie nicht gelten lassen.
    Bill>, forderte er mich auf.
    Er blieb hartnäckig dabei, daß wir eine
Menge gemeinsame Freunde hätten, von denen ich nie im Leben gehört hatte und
die wahrscheinlich schon alle gestorben waren. Ich sagte mir daher, das beste wäre, ihm zu willfahren. Hatte ich Glück, würde er
entweder einschlafen oder vom Hocker fallen und sich sein dreckiges Genick
brechen. Doch gerade als er mich fragte, wie es dem lieben guten alten Romano
ginge, bekamen meine klinischen Instinkte Oberwasser, und ich erinnerte mich,
daß man solche Fälle veranlassen müsse, gelegentlich etwas festes Protein zu
sich zu nehmen. Ich sagte: sollten?»
     Er war so erstaunt, als
hätte ich vorgeschlagen, ein Schachbrett holen zu lassen.
    oder dergleichen.>
    Mensch!> brüllt er. Kost verordnet. George! Noch zwei Rum-Swizzles!>»
    «Kein leicht zu behandelnder Patient»,
bemerkte Nicky.
    «Kann man wohl sagen. Ich murmelte
sowas wie: was zuviel sei, sei zuviel, und darauf begann sich der Alte riesig
zu erregen. Da ich wußte, was passieren würde, wenn ich ihn in Rage brachte und
keine Zwangsjacke bei der Hand hatte, gab ich nach. Schließlich», erklärte er,
«hab ich mir im Lauf der Jahre eine ganz hübsche Immunität gegen die Droge
Alkohol zugelegt. So baute ich in aller Bescheidenheit darauf, ihn unter den
Tisch zu trinken, schon aus dem Grund, weil er wahrscheinlich seit dem
Frühstück bei seinen Rum-Swizzles saß. Ich trank also einen zweiten Doppelten,
während er erzählte, er sei der jüngere Sohn eines Earl, und <0 bleib
bei mir> zu singen begann.»
    Grimsdyke schickte sich abermals zu
einem Schluck Bier an, hielt jedoch inne.
    «Zu diesem Zeitpunkt begann ich bereits
selbst einige ungewöhnliche Symptome an mir festzustellen», sagte er.
    «Richard», fragte er nach einer Pause,
«erinnerst du dich an die Party der Anstaltsärzte im St. Swithin? An die Nacht,
wo wir beschlossen, die Bowle mit einem Schuß reinen Alkohol aus dem
Pathologielabor zu schärfen?»
    «Ich glaube nicht, daß einer von uns
sie je vergessen kann», antwortete ich.
    Damals war der Bestand unseres

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