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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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den Mädeln Vergnügen
bereiten. Ich persönlich hab ja für das Programm nicht sehr viel übrig. Sir
Lancelot bemerkte natürlich den Apparat sofort, als er einzog. Er äußerte sich
mit ziemlich rüden Worten darüber, sagte, er wirke demoralisierender als ein
Liebespaar, das sich offen und ehrlich im Freien der Ausschweifung ergibt. Nach
der Art, wie er darüber herzog, hätte man meinen können, ich habe ein
verrufenes Haus eröffnet.
    Daraufhin wagten wir natürlich nie
einzuschalten. Die Mädel waren schrecklich aufgebracht. Einige der Stars
schienen ihnen sehr ans Herz gewachsen zu sein. Da führte ich eines Abends,
schon gegen Weihnachten zu, Celia und die Mädel in ein Singspiel aus. Kaum hatte
die Vorstellung begonnen, wurde ich, wie es so oft geschieht, zu einem Kranken
gerufen. Da es nicht mehr dafürstand, nachher ins Theater zurückzukehren, und
ich sowieso für derlei Dinge nicht sehr eingenommen bin, ging ich direkt nach
Hause. Und was fand ich da? Sir Lancelot saß im Wohnzimmer, ins Fernsehen
vertieft.
    soziologische Forschung>, erklärte er.
    Er schien ein bißchen verlegen zu sein,
und da ich ihn nicht stören wollte, sagte ich, ich würde mich ins Speisezimmer
setzen.
    ein Medium der Massenhypnose>, meinte er.
    Ich stimmte ihm selbstverständlich bei.
    Dinge von Zeit zu Zeit zu; überprüfen>, sagte er. Auf seine frühere
Abneigung kam er nicht mehr zu sprechen.»
    «Nach diesem Vorfall konnten Sie also
wieder manchmal Ihren Apparat einschalten?» fragte ich.
    «Nach diesem Vorfall», sagte Mr.
Cambridge feierlich, «konnten wir das verdammte Ding nicht mehr ausschalten.
Sir Lancelot betreibt allabendlich soziologische Forschungen — vom Augenblick
an, da diese merkwürdigen jungen Männer auftauchen und übers Wetter zu plaudern
beginnen. Meine Frau muß das Abendessen früher anrichten, und wenn ich mich
verspäte, muß ich meins in der Küche zu mir nehmen. Wenn einer einmal den Mund
auf tut oder das Licht andrehen möchte, ist die Hölle los. Ach Gott, ach Gott!
Es fällt mir manchmal wirklich schwer, einige der Programmpunkte durchzustehen.
Aber ich muß mir das Ganze ansehen, weil er nachher mit mir darüber zu
diskutieren wünscht. Und dann müssen seine Eier haargenau zwei Minuten gekocht
werden, und er benötigt eine Spezialcreme für seine Schuhe, und da er
Wäschereien verabscheut, muß meine Frau seine Kragen stärken und seine Anzüge
bügeln. Und dieses Gezeter, daß niemand seine
Zeitungen anrühren darf, und — mein Gott, ist es schon so spät? Werde wieder
draußen in der Küche essen müssen.»
    Mr. Cambridge sprang auf, riß seinen
Hut vom Haken und eilte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zur Türe hinaus.
    «Bertie ist völlig verwandelt»,
bemerkte Dr. Pennyworth.
    «Und ich fühle mich daran mitschuldig»,
sagte ich. «Erwarteten wir nicht dieses Baby, wäre Sir Lancelot nicht so rasch
nach London gekommen.»
    Wir standen in der Eingangstür und
sahen den Chirurgen in Richtung Cavendish Square verschwinden, verzweifelt
bemüht, sich in Erinnerung zu rufen, wo er seinen Wagen geparkt hatte.
    Dr. Pennyworth schüttelte den Kopf.
«Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn Granley-Dickins heute abend hätte mitkommen können», bemerkte er milde.

18
     
    Nicky
und ich verbrachten Weihnachten in sicherer Nähe der Basis, im Hause ihrer
Eltern in Richmond; dort wurden mir die Festlichkeiten weniger vom Zustand
meiner Frau oder von der Vorstellung, wie Sir Lancelot, mit einem Papierhütchen
angetan, den Vorsitz an Cambridges Tafel führte, überschattet als vom
prächtigen neuen Sportwagen, den sich mein Schwager gekauft hatte. Mannhaft
mußte ich mir den Geist des hohen Festes vor Augen halten, um mich nicht des
langen und breiten über die Ungerechtigkeit auszulassen, daß hohle junge Männer
in schnellen Wagen durch die Gegend brausten, anstatt sich Weib und Kind
zuzulegen.
    Es war klar, daß zu dem Zeitpunkt, da
ich mir selbst einen Sportwagen leisten könnte, meine Reaktionsfähigkeit zu
sehr nachgelassen haben würde, um ihn gefahrlos zu lenken, und so nahm ich
meine Zuflucht wieder zur alten kleinen Limousine, in der wir am späten Abend
des zweiten Weihnachtstages nach Hause fuhren, um für die Patienten der
morgigen Sprechstunde gerüstet zu sein. Sobald wir angelangt waren, machte ich
die Runde durch unsere kalten, ungastlichen Zimmer, wie es sich für

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