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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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höhere Ehre einschätzen, einen
Lister oder Pasteur in meinem Hause zu beherbergen. Aber... nun ja, Weihnachten
ist doch eine Art Familienfest», fuhr er mürrisch fort. «Und ich hab mich schon
so sehr drauf gefreut, es mit den Mädeln zu verbringen. Bekomme sie jetzt kaum
zu Gesicht, von den vierzehn Tagen abgesehen, die wir zusammen an der Küste
Cricket spielen.»
    Mr. Cambridges Worte klangen so
gramerfüllt, daß ich sagte: «Hören Sie — ich verfüge nun über ein geräumiges
Haus; wir können leicht unsere Pläne ändern und ihn zu uns nehmen. Nicky dürfte
erst frühestens zu Neujahr niederkommen. Schließlich bestehen zwischen uns ja
so etwas wie familiäre Bande.»
    «Sehr freundlich von Ihnen, Richard. Wirklich
sehr freundlich. Ich hab dies sogar schon selber vorgeschlagen», gestand Mr.
Cambridge. «Aber er mag nicht. Hat zuviel Arbeit für die Zweihundertjahrfeier,
sagt er.»
    «Ich verstehe wirklich nicht, warum er
ein so leidenschaftliches Interesse daran nimmt», sagte Dr. Pennyworth
stirnrunzelnd.
    Sir Lancelot war die Sache mit dem
Ritterstand sicherlich nicht unbekannt — in den vergangenen vierzig Jahren
hatte er um alle Dinge im St. Swithin gewußt; da er jedoch schon vor geraumer
Zeit sich im wahrsten Sinn des Wortes mit dem Messer in der Hand seinen Weg in
die Ränge der klangvollen Titel erkämpft hatte, vermutete ich, daß er Mr.
Cambridge mit seinen eigenen Waffen schlagen und Mrs. Cambridge all die
glühendheißen Instrumente heimzahlen wollte.
    «Neulich am Abend gab’s eine peinliche
Szene, eine äußerst peinliche Szene», sagte Mr. Cambridge, der nach einem
zweiten Glas Sherry aufgeknöpfter wurde. «Ich mußte Mr. McCurdie, den
Bildhauer, informieren, daß wir bezüglich seiner Statue anderen Sinnes geworden
seien. Ich bat ihn in mein Haus. Er ist ein ganz reizender Mensch. Und ein
perfekter Gentleman. Keinen Augenblick lang würde man glauben, daß man es mit
einem Künstler zu tun hat. Aber er ist wie alle diese Leute etwas halsstarrig.»
    Der Chirurg schaltete eine Pause ein.
    «Er traf schon recht gereizt ein. Er
ist ein Riesenkerl und trägt Bart, müssen Sie wissen. Eigentlich sieht er Sir
Lancelot, wie er in jüngeren Jahren war, recht ähnlich. Er machte einige eher
unfreundliche Bemerkungen. Wirklich eher unfreundliche. Jagte meinen drei
Mädeln einen regelrechten Schrecken ein. Ich muß
gestehen, mir selbst wurde ziemlich unbehaglich zumute.»
    «Sie erklärten ihm doch, daß er
natürlich eine finanzielle Entschädigung erhalten werde?» fragte Dr.
Pennyworth.
    «Selbstverständlich. Aber daraufhin
schlug er einen verächtlichen Ton an. Ich glaube, ich hätte mit ihm letzten
Endes doch ganz schön zu Rande kommen können — schließlich sind wir bei unserer
Arbeit besonders trainiert, mit heftigen und reizbaren Menschen umzugehen —, doch
Sir Lancelot hörte unglücklicherweise den Lärm und unternahm einen Ausfall.»
    Unfähig, sich zur weiteren Schilderung
jenes Abends aufzuraffen, leerte Mr. Cambridge ein
drittes Glas Sherry.
    «Es war vielleicht fatal, daß Sie dies
nicht in Abwesenheit Ihres Gastes arrangierten», murmelte Doktor Pennyworth.
    «Das ist es ja. Ich hatte erwartet, daß
Sir Lancelot an der Sitzung des Internationalen Chirurgenverbands teilnehme.
Aber ausgerechnet an diesem Abend ging er nicht hin — das ist ja einer seiner
verteufelten Kniffe, stets dort zu sein, wo man ihn nicht vermutet. Er kam
einfach aus seinem Zimmer und ging auf Mr. McCurdie los. Noch nie habe ich ihn
so wütend gesehen, außer wenn ein Patient so unverschämt war, Zweifel an seiner
Behandlungsmethode zu äußern. Aber ich fürchte, zum erstenmal in seinem Leben
hat Sir Lancelot seinen Meister gefunden.»
    «Ich glaube nicht, daß man einen
Künstler überhaupt einschüchtern kann», meditierte Dr. Pennyworth.
    «Und schon gar nicht einen, der sein
Leben damit verbringt, sich an Steintrümmern auszutoben», fügte ich hinzu.
    «Sir Lancelot begann, Mr. McCurdie
beleidige die Intelligenz der Ärzteschaft. Mr. McCurdie erwiderte, er habe den
Verdacht, dies sei ein Ding der Unmöglichkeit. Sir Lancelot sagte, er habe
bessere Kunstwerke aus einer Töpfereiklasse für kriminelle Irrsinnige
hervorgehen gesehen. Mr. McCurdie erwiderte, er könne nichts dafür, wenn Sir
Lancelot das ästhetische Urteilsvermögen eines Gefangenenwärters besitze. Da
brüllte Sir Lancelot: . Worauf Mr. McCurdie
zurückbrüllte, er sei nur ungezogen, um die Prinzipien der

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