Dr. House
Engländer war. Sie vereinbarten, dass sie weiter suchen, sich aber auch mit Hugh Laurie treffen würden. Das entsprach überhaupt nicht Jacobs Gewohnheit. Sie konnte sich nicht vorstellen, jemanden für eine Rolle gefunden zu haben, den sie großartig fand, und trotzdem noch weiter zu suchen. Auch das ist ein Unterschied zwischen Film und Fernsehen. Die Fernsehsender erwarten, dass man eine gewisse Auswahl zur Verfügung hat, während es beim Film als Mangel an visionärer Kraft betrachtet wird, wenn der Produzent sich verschiedene Schauspieler für eine Rolle vorstellen kann.
Bis Laurie nach Los Angeles kam, war kein anderer Schauspieler besonders hervorgestochen, so dass er schließlich der einzige Kandidat war. Das hieß allerdings nicht, dass er als Volltreffer galt. Der Sender suchte einen Jüngeren. Seitdem er das Tape in Namibia aufgenommen hatte, war zudem bereits einige Zeit vergangen und Hugh Laurie gedanklich schon weiter:
»Monate später sagte mein Agent irgendetwas von einer Krankenhausserie … Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was er meinte. ›Welche Krankenhausserie? Ich erinnere mich an keine Krankenhausserie.‹ Es war schon so lange her, dass ich die ganze Sache total vergessen hatte.«
– HUGH LAURIE
Katie Jacobs legte Wert darauf, dass Laurie bei dem Treffen mit Vertretern des Studios und des Senders denselben leicht zerknitterten Eindruck machte wie auf dem Band aus Namibia: »Ich sagte den Casting-Assistentinnen, er solle sich bloß nicht rasieren.« Als Vertreterin von Universal erschien Laura Lancaster. Sie erinnert sich an ihre erste Begegnung mit Hugh Laurie:
Er trug ziemlich genau das, was er auch in der Serie anhat – Blazer, T-Shirt, Jeans und irgendwelche hellen Tennisschuhe. Und er trug so einen kleinen Button, einen Punk-Button mit der Aufschrift ›sexy‹. Das war witzig, denn jeder, der mit FOX zu tun hatte, wusste, dass dort nur ›sexy‹ Leute gefragt waren. Lauries Aktion war schlau und lustig und brachte seinen Sinn für Humor sofort rüber.
»Ich habe Hugh das erste Mal auf dem Gelände direkt vor dem Büro getroffen. Anstelle eines Gehstocks hatte er einen Regenschirm dabei … ›Wie läuft’s da drin?‹, fragte er, und ich antwortete: ›Bei uns ohne Probleme.
‹ Gail Berman [von FOX] bot ihm einen Stuhl an, und Hugh sagte: ›Ich nehme jeden Stuhl, den ich kriegen kann.‹ Dann setzte er sich und spielte alle anderen an die Wand.«
– KATIE JACOBS
Die Vorsprechen für eine Rolle finden normalerweise in einem schmucklosen Raum statt. Zwölf Leute beobachten jemanden dabei, wie er eine Szene vorliest. Die ganze Situation ist künstlich und unangenehm und hat wenig mit dem zu tun, worum es letztlich geht. Aber Lauries Vorstellung sprengte alle Rekorde. »Alle waren sich einig«, erinnert sich David Shore. »Wir alle wussten, der ist es.«
Den Vertretern des Studios und des Senders sowie der Führungsetage von Dr. House war klar: Die Serie stand und fiel mit House. Diese Rolle entschied über Erfolg oder Misserfolg. Als Laurie zum Vorsprechen kam, war er wohl der Einzige, dem das nicht bewusst war. ( Dr. House wurde immerhin erst so genannt, als die Dreharbeiten schon begonnen hatten).
»Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht mal das ganze Ding gelesen … Ich dachte, Wilson wäre die Hauptfigur, und House würde vielleicht einen Tag pro Woche arbeiten. So kann man sich täuschen. Im Nachhinein erscheint das verrückt, aber ich weiß noch, wie Bryan Singer damals sagte, dass es in der Serie irgendwie um House gehe, und wir alle nickten: ›Ja, sieht so aus.‹ Vollkommen absurd. Aber im Rückblick erscheint alles immer viel klarer.«
– HUGH LAURIE
Dr. House hatte also endlich seinen House. Nun mussten noch Foreman und Chase besetzt werden. Omar Epps sprach gleichzeitig mit Hugh Laurie vor und bekam die Rolle. Jesse Spencer hatte in London, wo er lebte, ein Demotape aufgenommen und sich dann zur Pilotfilm-Saison ein Flugticket nach Los Angeles
gekauft. Chase sollte von einem Amerikaner gespielt werden, der außerdem etwas älter war, aber Spencer überzeugte alle davon, dass ein etwas jüngerer Australier die ideale Besetzung für Chase wäre. Die Hauptdarsteller standen also fest.
»Wenn wir einen Schauspieler gefunden hatten, der uns gefiel, spielte der eine halbe Szene, aber nie funktionierte es so richtig«, erinnert sich Stephanie Laffin an das mühselige Casting. »Einmal hatten wir eine Sitzung, die wir heute noch die
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