Dr. House
mit der idealen Lösung aufwarten können – das Wichtigste an meinem Job, ungefähr neunzig Prozent schätze ich, ist das Überarbeiten der Drehbücher.«
»Es sind die unterhaltsamsten Skripte, die ich in den etwas mehr als dreißig Jahren meiner Laufbahn gelesen habe. Drehbücher in die Hand zu nehmen kostete mich meist einiges an Überwindung, und ich fühlte mich, als müsste ich Hausaufgaben machen. Natürlich sind es auch Hausaufgaben, aber diese Drehbücher sind wirklich toll. Ich muss immer laut auflachen, sie stecken voller Überraschungen, und es gibt wahre Gänsehautmomente. Echt guter Stoff.«
– HUGH LAURIE
David Shore leitet einen Stab von zwölf bis vierzehn Vollzeit-Autoren und ihren Mitarbeitern. Er hat drei Stellvertreter. Einer ist der Executive Producer Tommy Moran, die anderen beiden sind das Autorenteam Garrett Lerner und Russel Friend, die seit der Filmhochschule zusammen arbeiten. Die beiden teilen sich die Autoren untereinander auf und betreuen abwechselnd die Arbeit an den Drehbüchern. Wie viele aus dem Dr.-House -Team haben auch David Shores drei Stellvertreter zwei verschiedene Aufgaben und schreiben neben ihrer Aufsichtsfunktion auch selbst einzelne Folgen.
Bevor sich die Autoren Gedanken über einzelne Drehbücher machen können, müssen sie übergreifende Handlungsbögen für große Teile der nächsten Staffel entwickeln. (Wenn Sie wissen wollen, was in noch späterer Zukunft passiert, müssen Sie David Shore fragen). Damit die Skripts rechtzeitig zum Produktionsbeginn im Sommer fertig sind, muss praktisch ununterbrochen von einer Staffel zur nächsten geschrieben werden. »Wir brauchen etwa zehn Monate, um vierundzwanzig Folgen zu drehen«, schätzt Russel Friend. »Um sie zu schreiben, brauchen wir elf Monate und drei Wochen.«
Die Autoren benötigen einen Vorsprung von mindestens sechs Wochen vor der Produktion. Kurz vor Beginn einer Staffel findet ein Gipfeltreffen mit David Shore, Katie Jacobs, den Autoren und deren Mitarbeitern statt, bei dem die Handlungsbögen
diskutiert werden. Bei anderen Treffen werden die medizinischen Fälle festgelegt und besprochen. Bei diesen Treffen werden sechs bis zwölf Folgen im Voraus geplant, jedoch nie mehr als eine halbe Staffel. Die Autoren wissen, dass nach der Hälfte schon wieder alles anders sein kann – und wahrscheinlich auch sein wird. Auch während die Staffel produziert wird, müssen sie immer vorarbeiten, um überhaupt Schritt zu halten. Im Oktober, dem vierten Produktionsmonat, sind alle mit den Gedanken schon vier oder fünf Folgen weiter. »Die Folgen, die im November vorbereitet werden, jagen uns immer Angst ein. Es fühlt sich so an, als würden wir dem Zeitplan bereits hinterherhinken. Wir müssen dann nur irgendwie bis Weihnachten durchhalten«, beschreibt Tommy Moran die Stimmung unter den Autoren.
Zu Beginn der sechsten Staffel wusste endlich jeder die Antwort auf die lange gestellte zentrale Frage: Was ist bloß los mit House? Am Ende der fünften Staffel sah man ihn nämlich die psychiatrische Klinik Mayfield betreten. Dort befindet er sich also in der ersten Folge der sechsten Staffel. Ursprünglich sollte House sechs bis acht Folgen lang in der Klinik bleiben. Deshalb wurde eine aufwendige und teure Klinikkulisse auf dem FOX-Gelände gebaut. Doch wie so oft kam alles anders. Das Autorenteam beschloss, House am Ende des zweistündigen Season Openers in das Princeton-Plainsboro zurückkehren zu lassen. House gesteht in »Kopfgeburten«, der sechsten Folge dieser Staffel, dass er sieben Wochen in der Klinik verbracht hat. Ungefähr für diesen Zeitpunkt war seine Entlassung aus der psychiatrischen Klinik ursprünglich geplant.
»Wenn man eine solche Serie produziert, muss einem jederzeit bewusst sein, welche Publikumsreaktionen man hervorrufen will. In der zweiten Szene des sechsten Akts sollen die Zuschauer etwas empfinden
– und ich muss wissen, was. Selbst wenn es Unsicherheit ist: Auch diese muss von uns erzeugt werden. Ich möchte, dass sie zu sechzig Prozent davon überzeugt sind, dass House etwas Bestimmtes denkt. In gewisser Weise sind wir wie Puppenspieler.«
– DAVID SHORE
Die Idee, House in die Psychiatrie zu schicken, wurde während der Entstehung der fünften Staffel ausgebrütet und war mit der Lösung eines praktischen Problems verbunden: Was sollte mit Kutner geschehen? Als Kal Penn ankündigte, er werde aus der Serie aussteigen, überlegten die Autoren, wie sie das am besten anstellen
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