Dr. House
die Sendung von NBC Universal produziert, dann aber nicht dort, sondern auf FOX ausgestrahlt wurde. Laura Lancaster von NBC Universal erklärt, dass Universal, damals noch ein unabhängiges Studio, zu Beginn einen Vertrag mit Paul Attanasio, Katie Jacobs und David Shore hatte. Nachdem der Pilotfilm im Frühjahr 2004 fertiggestellt war, und noch bevor die Produktion der Serie begann, wurde Universal von NBC übernommen.
Universal hatte die Idee allen Fernsehsendern vorgestellt. NBC bereitete damals die Sendung Medical Investigation vor, die einen ähnlichen Ansatz hatte. Sie war das Pferd, auf das NBC setzte.
Dr. House lief erstmals gegen Ende der Herbstsaison 2004, nachdem FOX die Finalspiele der amerikanischen Baseball-Profiligen, der World Series, übertragen hatte. Die Sendung war nicht sofort ein Riesenhit. »Als wir das erste Mal ausgestrahlt wurden, hatten wir noch den Sendeplatz hinter Richard Branson. Aber unsere Quoten waren doppelt so hoch wie seine, obwohl wir nicht mal einen Lead-in hatten«, erinnert sich Katie Jacobs.
Die erste Staffel war trotzdem ein harter Kampf. Nach der Erstaustrahlung im November 2004 – noch ohne einen Sendeplatz hinter dem Quotengiganten American Idol – meldete sich der Sender bei Katie Jacobs und bat um ein Treffen. Man wollte eine neue Rolle und andere künstlerische Änderungen. »David und ich gingen beide zu dem Meeting und hörten uns all ihre Ideen an. Einigen stimmten wir zu, andere lehnten wir ab.«
David Shore fuhr in den Urlaub, und der Sender rief erneut an. Sie hatten noch mehr Ideen, wollten eine Figur einbringen, die in direkte Konfrontation mit House gehen konnte. »Ich dachte eigentlich, wir hätten diese Idee erfolgreich abgeschmettert«, erzählt Katie Jacobs. Doch beim Sender blieb man hart. Eine neue Rolle sollte her, jemand, der House herausfordert. David Shore überlegte sich, dass dieser Jemand Vogler sein sollte, ein superreicher Wohltäter des Krankenhauses, auf dass die Dickschädel heftig aneinander geraten. Darstellen sollte ihn Chi McBride.
Doch dann wurden die Folgen, die schon abgedreht waren, unmittelbar nach American Idol ausgestrahlt und waren ein Riesenerfolg – auch ohne die neue Figur. »Ich werfe ihnen nicht vor, dass sie versuchen, da so viel rauszuholen wie möglich. Das
ist ihr Job«, meint Katie. Sie verhehlt aber auch nicht, dass sie McBride als Vogler großartig fand. FOX wollte etwas reparieren, das gar nicht kaputt war. Trotzdem wurde Vogler am Ende zu einem der besten Gegner von House.
Selbst bei den besten Besetzungen und Crews muss man mit einer Menge von unbekannten Faktoren rechnen. Jeder, der bei Dr. House arbeitete, wusste, dass es eine gute Serie war. Das allein ist aber noch keine Erfolgsgarantie. Viele gute Serien sind ohne eigenes Verschulden auf dem Schreibtisch irgendeiner Führungskraft eingegangen. Daher ging auch niemand von einem garantierten Erfolg aus. Alle konzentrierten sich darauf, dass die nächste Folge die beste aller Zeiten würde.
Im Rückblick, nach 132 Folgen, erscheint nichts selbstverständlich. »Ganz am Anfang konzentriert man sich auf den Pilotfilm«, so Marcy Kaplan. »Und wenn dann zwölf weitere Folgen in Auftrag gegeben werden, ist man glücklich. Dann hofft man auf die übrigen neun der Staffel. Ich glaube, ich habe damals nicht erwartet, dass das zehn Jahre so gehen könnte. Ich dachte, wenn es gut läuft, machen wir den Piloten und vielleicht noch ein paar weitere Folgen, und das war’s.«
2
WIE WÄR’S MIT MICHAEL CAINE ALS HOUSE’ VATER?
Die Schöpfer von Dr. House
AUTOR: »Sie denken also immer zehn Folgen voraus?«
DAVID SHORE: »Ja, und im Moment – und das kommt häufiger vor – sogar zwanzig oder dreißig Folgen.«
David Shore ist sich im Klaren darüber, dass nicht alle Zuschauer die Dr.-House -Folgen mit hundertprozentiger Aufmerksamkeit verfolgen. »Sicher machen sich manche währenddessen Sandwiches oder kommen dreißig Sekunden zu spät von der Toilette zurück«, meint er. Lieber wäre ihm natürlich, das wäre anders.
Denn in der Tat passiert in jeder Folge sehr viel, und alles wird sprachlich so knapp wiedergegeben, dass man schnell ein Detail einer Szene verpasst oder sogar ganz den Faden verliert. Außerdem sollte man nicht erwarten, etwas mehr als einmal erklärt zu bekommen. In jedem einzelnen Satz steckt unglaublich harte Arbeit und viel Können. »Wir zerbrechen uns wirklich über jedes Wort den Kopf«, so Shore. »Selbst wenn wir nicht
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